Kreidl sieht sich zu Unrecht am Pranger

Massive Vorwürfe der Untreue, Vorteilsgewährung, der Vorteilsnahme und Steuerhinterziehung erhob gestern die Staatsanwaltschaft im Miesbacher Amigo-Prozess. Am späteren Nachmittag äußerten sich dann die Angeklagten. Zwei von ihnen sehen in Ex-Sparkassenchef Georg Bromme „den Alleinherrscher“ allen Übels.

Die zwei Haupt-Angeklagten: Jakob Kreidl (links) und Georg Bromme (rechts).

Laut Anklage soll sich die Kreissparkasse (KSK) und ihrem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bromme immer wieder großzügig gezeigt, auch gegenüber eigenen Vorständen und Verwaltungsräten. Statt dies zu unterbinden profitierten sie davon. Neben den vielen Vergnügungsreisen, die alle „ohne mittelbaren Vorteil für die KSK“ waren, so die Anklage, wiegen schwer, vor allem Kreidls fast 120.000 Euro rauschende Geburtstagsfeier zum Sechzigsten, die Aufmöbelung seines Landratsamtsbüros für 180.000 Euro durch die Sparkasse, deren Kauf eines Grundstücks in Holzkirchen für 4,2 Millionen Euro, für den Spenden von einer halben Million Euro geflossen sein sollen und Brommes Beratervertrag für 234.000 Euro.

Die Angeklagten, so die Staatsanwaltschaft, sollen in unzähligen Fällen „fremde Vermögensinteressen verletzt“ und dabei „Vermögensverluste großen Ausmaßes herbeigeführt“ haben. Insgesamt sei der KSK ein Schaden von „mindestens 1,25 Millionen Euro“ entstanden. Brommes Anwältin Stefanie Mayer entgegnete:

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Tatsächlich ist überhaupt kein Schaden für die Sparkasse entstanden.

Ihr Mandant habe sich nie bereichert oder gar auf Kosten der Sparkasse gelebt. Die ganze Anklage sei ein Ergebnis übereifriger und „tendenziöser“ Ermittlungen mit „vorgefertigter Meinung“. Sie widersprach den Staatsanwälten, Bromme habe für das üppige Honorar aus dem Vertrag keine Leistungen erbracht. Tatsächlich habe ihr Mandant „zahlreiche Gespräche geführt und Aufgaben erledigt“, die im direkten Zusammenhang mit der Unternehmenstätigkeit der KSK standen und mit Vorstand und Verwaltungsrat „abgesprochen waren“.

Bromme sei 30 Jahre lang ein „überzeugter Sparkassler“ gewesen. Keinesfalls wäre er nur aufs Geld fixiert gewesen oder hätte sich bereichern wollen. Die Anklageschrift, so die Verteidigerin, könne man unter die Überschrift stellen: „kennt sich die Staatsanwaltschaft nicht mehr aus, macht sie eine Untreue daraus“. Bromme betonte seine Verdienste um die regionale Wirtschaft und der Sparkasse.

Brommes Beratervertrag war „kein Abfindungsvertrag“

Das Beste für den Landkreis will auch Ex-Landrat und ehemals Chef des Verwaltungsrats, Jakob Kreidl, in seiner Einlassung nur gewollt haben. Er habe in gutem Glauben sich auf den „erfahrenen Vorstandsvorsitzenden“ Bromme verlassen. Nachdem Bromme auch mit der Sparkassenmedaille in Gold ausgezeichnet worden und Träger der Bayerischen Staatsmedaille sei, ging er bei Rückfragen davon aus, dass „alles den Vorgaben der Sparkassengesetze entsprach“. Nahezu „alle Beschlüsse“ seien im „homogen Verwaltungsrat“ einstimmig gefasst worden. Sowohl die Umbaumaßnahmen im Landratsamt wie auch Brommes Beratervertrag. Dieser sei einstimmig vom Verwaltungsrat  und vom Kreistag genehmigt worden. Von keiner Instanz habe es Einwände gegeben.

Alle hätten gewusst, dass Bromme nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand dem „Haus weiter verbunden bleibt“. Seine Aufgaben seien klar definiert worden. „Das war kein Abfindungsvertrag“, so Kreidl. Die Affäre habe seine politische wie berufliche Karriere zerstört. Seit Beginn der Ermittlungen vor fünf Jahren „werde ich öffentlich an den Pranger gestellt“. Immer werde nur über ihn gesprochen.

Mitangeklagte rücken von Bromme ab

Zu Wort meldete sich auch der Mitangeklagte Roland Böck, einst Vorstand der KSK. Seine Jahre in Miesbach wären „keine sehr angenehme Zeit“ gewesen. „Ich wollte da so schnell wie möglich wieder raus“, schilderte Böck sein Verhältnis zu Bromme, mit dem es auch „zu Zerwürfnissen“ gekommen sei. Bromme habe „Narrenfreiheit“ in der KSK gehabt. Solange die „Zustände so waren, konnte ich nichts ändern“. Initiativ sei er „nie tätig“ geworden. Alles habe Bromme veranlasst. Inwischen arbeitet Böck für die Sparkasse Landsberg-Dießen.

Auch der derzeitige Sparkassenchef Martin Mihalovits rückt von seinem Vorgänger Bromme ab, das Verhältnis zu ihm sei angespannt gewesen. Er habe schon 2006 „Bedenken an der Amtsführung“ von Bromme geäußert, da dieser die KSK wie ein „unumstrittener Alleinherrscher“ führte, betonte Mihalovits. Bereits damals habe er die „Ausgabenpolitik“ Brommes „kritisch“ gesehen und auch so gegenüber Kreidl geäußert.

Nachdem er 2012 Nachfolger von Bromme als Bankchef geworden sei, so Mihalovits, „schaffte ich zuerst diverse Ausgaben für Spenden, Sponsering und Werbung ab“, ebenso Brommes „Geschenkpraxis und hohe Ausgaben für Verwaltungsratsessen“. Er sei der Ansicht gewesen, Brommes freizügige Ausgaben seien „betriebswirtschaftlich“ nicht angemessen gewesen. „Ein rechtliches Problem habe ich allerdings nicht gesehen. Ein solches wurde mir von keiner Seite signalisiert, sonst hätte ich sofort gehandelt“, versicherte Mihalovits. Deshalb weise er alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe „entschieden zurück“.

Am 5. November wird der Prozess mit der ersten Zeugenvernehmung durchgeführt. Dann steht die kostspielige Renovierung des Landratsamts-Büros im Mittelpunkt.

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