Bereits im Oktober 2011 begannen die Vorbereitungen für Jakob Kreidls 60. Geburtstag. Damals war er noch CSU-Landrat und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse, und die Welt für ihn noch in Ordnung. Kreidl ging damals noch von 300 Gästen aus. Die Kosten von 25.000 Euro wurden in den Haushalt des Landkreises eingeplant, da es eine von ihm veranstaltete Feier werden sollte.
Doch der Vorsatz hielt nicht lange. Georg Bromme als damaliger Chef der KSK und Kreidl wollten es richtig krachen lassen. Sie arbeiteten ein „umfangreiches Festprogramm über zwei Tage“ aus, beschreibt im Mai 2014 der Ausschuss für Kommunale Fragen im Landtag die Planungen. Als Kosten dieser Sause werden nun 150.000 Euro genannt, die die Sparkasse „zu 100 Prozent tragen“ wollte.
Doch im Mai 2012 habe sich der neue Vorstand unter Leitung von Martin Mihalovits „für eine wesentlich kostengünstigere“ Variante ausgesprochen. Vereinbart wurde eine „Aufteilung“ der Kosten, abzüglich Kreidls Eigenanteil für seine privaten Gäste. Unter dem Strich wurde noch am 2. August 2012, zwei Wochen vor der Party, ein Vertrag mit der Betreibergesellschaft des Bauerhofmuseums „für 300 Personen zum Preis von 22.726 Euro zuzüglich Getränke nach Verbrauch“ geschlossen. Sowohl die Landkreisverwaltung wie auch die KSK seien danach davon ausgegangenen, „je bis zu 10.000 Euro für die Feier beitragen zu müssen“, so die Prüfer des Landtags.
Statt 300 plötzlich 460 Feiernde
Aber der Vorsatz hielt keine zwei Wochen. Vorsorglich wurden bereits 400 Einladungskarten („Der Landkreis Miesbach und die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee freuen sich….“) gedruckt, die durch das Landratsamt verteilt wurden. Die bevorstehende Festveranstaltung war in aller Munde. Wer nicht geladen war, fühlte sich nicht dazugehörig. So kam es, dass sich die „Zahl der geladenen Gäste auf 362 erhöhte und damit auch die Kosten, die wegen der „kurzfristig weiteren logistischen Vorkehrungen“ aus dem Ruder liefen. Beispielsweise mussten mobile Toilettenanlagen für knapp 4.000 Euro und der Riederhof für 10.000 Euro angemietet werden.
Doch nicht genug. Da waren auch noch 100 Mitwirkende, die das Programm bestritten. Sie erhöhten die Gesamtzahl der Teilnehmer auf 460. Offenbar wurde dennoch an nichts gespart, so dass die Gesamtkosten inzwischen auf 73.000 Euro kletterten. Doch mit der Versteuerung kamen letztlich 119.728,39 Euro brutto zustande. Mit nur 7.600 Euro beteiligte sich der Jubilar Kreidl.
Knapp 79.000 Euro davon ließ die KSK springen. Kreidls Amtssitz, das Landratsamt, steuerte 33.000 Euro bei. Kreidl und seinem damaligen Vize-Landrat Arnfried Färber (FW) hätte bewusst sein müssen, so die Anklage der Staatsanwaltschaft, dass dieser Kostenanteil nicht mehr mit „herkömmlichen Anstandspflichten“ vereinbar war. „Diese Höhe der Kostenbeteiligung an einer als insgesamt unangemessen umfangreich und teuer anzusehenden Feier war auch von keinem öffentlichen Interesse“.
Kosten „unangemessen“, doch die Sparkassenprüferin fand nichts dabei
Das war noch nicht alles. Der KSK saß auch noch einen Monat später das Sparergeld locker in den Taschen. Kreidl bedankte sich laut Staatsanwaltschaft Mitte September 2012 im kleinen Kreis bei Mitarbeitern der Sparkasse „für die Organisation seiner Geburtstagsfeier“. Man traf sich im Freihaus Brenner in Bad Wiessee. Die Kosten von 750 Euro wurden dem Geldinstitut in Rechnung gestellt. Mit dieser „privat veranlassten Feier auf Kosten der KSK“ habe Kreidl als Chef des Verwaltungsrats „seine Pflicht, die Vermögensinteressen der KSK zu wahren, verletzt“, urteilen die Ermittler.
In die gleiche Richtung zielt auch die politische Bewertung des Landtags. Mit der Erhöhung der Zahl von 460 Gästen, veranlasst durch Kreidl, seien unangemessene Mehrkosten entstanden, auf die die KSK kaum mehr Einfluss habe nehmen können. „Diese grundlegende Entscheidung hat Landrat Kreidl selbst getroffen“. Die Höhe der Kosten „erscheint nicht mehr angemessen und damit unzulässig“.
Die Prüferin des Sparkassenverbandes Bayern, Anita D.-T. aus Gmund, hatte keine Einwände. Sie ließ den Jahresabschluss der Sparkasse für 2012 unbeanstandet passieren. Die Staatsanwaltschaft wirft der Verbandsdirektorin jedoch vor, dass sie „Untreuehandlungen in der Sparkasse in mehreren Fällen begünstigt hat“.
SOCIAL MEDIA SEITEN