Kreisräte machen Rolle seitwärts

von Nicole Kleim

Vor gut einem Monat wollte der Landkreis den Ludwig-Erhard-Gipfel mit 9.000 Euro bezuschussen. Von „Zuschuss“ spricht inzwischen niemand mehr. Und auch die Summe fällt deutlich geringer aus.

Am 12. Januar 2018 findet das nächste Elite-Treffen im Seeforum in Rottach-Egern statt. /Archivbild

In der heutigen Kreisausschuss-Sitzung wurde das Thema „Ludwig-Erhard-Gipfel“ vom 18. Oktober wieder aufgegriffen. Damals sollte darüber entschieden werden, ob das in Rottach-Egern stattfindende Elite-Treffen von Politikern, Wirtschaftsführern und Publizisten vom Landkreis mit 9.000 Euro bezuschusst werden soll oder nicht. Doch noch am gleichen Tag distanzierte sich Landrat Wolfgang Rzehak vom Begriff „Bezuschussung“:

Es soll keine Bezuschussung werden, sondern vielmehr als Werbeplattform für den Landkreis verstanden werden.

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Sodann wurde die Debatte von Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak mit der Begründung vertagt, es bestehe noch „Gesprächsbedarf“. Man habe das Interesse des Landkreises an von der Weimer Media Group organisierten Veranstaltung und die damit verbundene finanzielle Unterstützung „zu schnell“ auf die Tagessordnung gesetzt.

Heute stand das Thema abermals auf der Tagesordnung des Kreisausschusses. War vorher von 9.000 Euro die Rede, so waren es dieses Mal 5.000 Euro, über die abgestimmt werden sollte. Wieder betonte der Landrat, eine solche „hochkarätige Veranstaltung“ sollte als „Möglichkeit genutzt werden, um den Landkreis in den Fokus zu stellen“.

Der Ludwig-Erhard-Gipfel habe sich zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftsgipfel gemausert, so Rzehak. Deshalb werde eine Kooperation als ein wichtiges Bekenntnis des Landkreises Miesbach zur Wirtschaftsregion verstanden.

Manche sagen, er habe Davos bald überholt.

Es wäre unvernünftig, so Rzehak, diese Chance zu verpassen. Deshalb werde man auf der auf der Gipfel-Konferenz – zusammen mit der Standortmarketing-Gesellschaft (SMG)- einen Stand betreiben. Für die „Grüne Woche“ in Berlin gäbe der Landkreis mehr Geld aus, so Rzehak.

Martin Walch (SPD) sah das etwas kritischer: „Letzte Woche waren es 9.000 Euro – jetzt sind es 5.000 Euro plus eine Kooperation. Damit kann ich mich nicht anfreunden.“ Einer privaten Veranstaltungsagentur finanziell unter die Arme zu greifen, die auf Gewinnoptimierung aus sei, könne man nicht unterstützen. Auch lägen bis zum heutigen Tage keine Zahlen vor, ob diese Unterstützung wirklich nötig sei. Schließlich würde eine Tageskarte 500 Euro kosten.

“Wir kaufen uns ein”

Rzehak betonte noch einmal, es handele sich nicht einen Finanzierungszuschuss, sondern um eine Werbeplattform. Die Veranstaltung würde sich auch „so tragen“. Unterstützung kam von Robert Wiechmann (Bündnis 90/Grüne): „Profan ausgedrückt kaufen wir uns ein, um Werbung für den Landkreis zu machen.“

Es sei keinesfalls eine finanzielle Unterstützung einer privaten Veranstaltung. 5.000 Euro fürs Marketing seien Peanuts zu dem, was man damit erreichen könne. Für jeden Badegast in Holzkirchen würde man mehr ausgeben, so Wiechmann. Er sei froh, dass eine solche Veranstaltung vor Ort stattfindet. Im Zweifel würde er sogar die „Grüne Woche“ in Berlin streichen.

5.000 Euro für Werbeplattform am Tegernsee

Wenn ein Werbefaktor gegeben sei, so Walch, sei die Nutzung einer solchen Werbeplattform nicht Aufgabe des Landkreises, sondern vielmehr der Standortmarketing-Gesellschaft (SMG). SMG-Chef Alexander Schmid erklärte, die SMG unterstütze die Veranstaltung bereits mit einem „relativ kleinen Betrag“ in Höhe von 2.500 Euro. Allerdings sei in diesem Betrag kein Stand enthalten. Josef Lechner (CSU) zu Schmid: „Wenn es eine so wichtige Veranstaltung ist, wie es heißt, dann hätte das bei Euch reingemusst, nicht in einen „Nebenhaushalt“.

Ob es denn nicht besser wäre, wenn die SMG den Stand betreibe, wenn der Landkreis das Geld dafür zur Verfügung stelle, wollte Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz (CSU) wissen. Aber Rzehak wiegelte ab. Unter den neuen Gesichtspunkten, dass eine finanzielle Unterstützung mit einer Gegenleistung verbunden ist, sprach sich Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) dafür aus, das Geld zur Verfügung zu stellen. Mit 8:5 Stimmmen gab der Kreisausschuss letztendlich sein Einverständnis, Kooperationspartner des Ludwig-Erhard-Gipfels zu werden und sich mit 5.000 Euro und einem Stand zu beteiligen.

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