Kreuth: Es bleibt abenteuerlich

Ziemlich sinnfrei und stellenweise ungläubig bis wütend, das ist gestern kurz vor Schluss die emotionale Stimmung im Gemeinderat Kreuth. An die 20 Schaulustigen sind für eine neue Radweg-Episode in den Sitzungssaal gepilgert.

Es klappt nicht. Der letzte Tagesordnungspunkt wird hitzig. Es geht um das weitere Vorgehen zum Radweg. Bürger befragen, oder nicht? Gleich zu Beginn geraten Martin Walch (SPD) und Bürgermeister, Joseph Bierschneider (CSU), aneinander. Es geht um Zahlen. Bierschneider bringt 384 Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern mit, die sich “für eine nochmalige Behandlung zum Thema Asphaltierung ausgesprochen haben.” 274 sind dagegen. Man muss wissen, dass der Gemeindebote nicht jeden Haushalt erreicht hat, aus dem die Umfrage stammt. Auch der Bürgermeister hat bisher kein Post erhalten.

Walch wird sauer, er findet das “abenteuerlich”. Er fragt, ob Bierschneider die Zahlen aus der umstrittenen ersten Umfrage und einer weiteren aus dem Gemeindeboten zusammengezählt hat? Die SPD und auch die Grünen kommen auf ein anderes Meinungsbild. Zudem verweisen sie mehrmals darauf, dass der Rat sich ja schon dagegen entschieden hat. Warum also immer wieder diskutieren?

Peter Stiepan (CSU) warnt, “die Zahlen waren doch klar getrennt”, und weiter, “wenn wir uns deswegen zerfleischen, das ist es nicht wert.” Er will die Bürgerinnen und Bürger neu befragen. Das wollen die Grünen und die SPD nicht. Sie verweisen auf die bindende Kraft des Beschlusses aus dem Juli.

Anzeige

Abräumen das Thema

“Auf jedes andere Thema würden wir einen Deckel draufmachen”, erinnert Matthias Erhardt von den Grünen seine Ratsmitglieder an die Sitzung im Juli. Nochmal alle im Dorf zu fragen, ob sie einen asphaltierten Radweg nach Stuben wollen oder eben nicht, “das steht doch in keinem Verhältnis”, so Erhardt. Rückendeckung bekommt er von der SPD, “wir haben dreimal abgestimmt. Wird jetzt jeder Ratsbeschluss durch abwesende Kollegen oder den Bürgermeister hinterfragt? Wofür sind wir denn gewählt worden im Rat?” schimpft jetzt Martin Walch.

Neue Kompromisse, neue Lösungen

Markus Wrba versucht es mehrmals mit “konstruktiven Lösungen”. Er hat den Stein, pardon das Rad, wieder ins Rollen gebracht, indem er einen offenen Brief an seine Kollegen im Rat und an die Presse geschrieben hat. Das war nachdem Nein aus dem Rat. Auch der Seitenhieb von Walch auf “abwesende Kollegen” zielt auf Wrba. Der war in der Juli-Sitzung nicht da. “Es geht doch darum, Lösungen zu finden, zudem sind doch neue Kompromissvorschläge im Raum,” wiederholt sich Wrba. Wie etwa den Radweg doch parallel zur Bundesstraße zu planen oder erstmal in Teilstücken zu arbeiten. “Wollen wir einen alltagstauglichen, rumpelfreien Radweg?” Das ist seine Kernfrage. Ulrike Rohnbogner (CSU) findet, dass da ziemlich viel Druck gemacht wird. Es bleibt offen, ob vom Bürgermeister oder vom Bund. “Ob nicht ein Kiesweg auch alltagstauglich sein darf?” und “es pressiert uns doch nicht”, so Rohnbogner.

Der Bürgermeister bleibt weitgehend gelassen, lässt sich nur einmal hinreißen, ob man jetzt auch die anderen Radwege sein lassen solle? Dann fängt er sich, verspricht “keine Eile”. Das Radwegausbauprogramm geht schließlich noch bis 2029. Zu seinem Rat sagt er, “ihr entscheidet das”. Der einigt sich dann mit zwei Gegenstimmen auf eine neue Bürgerbefragung und auch eine Bürgerversammlung.

Das Publikum lauscht angestrengt, was nicht allen älteren Herren gelingen will. Die Akustik im Raum ist zu schlecht, bald rutschen die Zuhörer ungeduldig auf ihren Stühlen. Es raunt, “immer nur Radfahrer, Radfahrer, was ist denn mit den Spaziergängern?” Und “warum sagt niemand, dass das auch ein Reitweg war?” Es bleiben noch viele Fragen offen.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Bauen & Wohnen

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner