“Wir sind ganz normale Menschen und kriegen keine Wohnung”

Die schlimmen Zustände für Bewohner der Max-Josef-Straße 14 und 16 sind bereits seit letztem Jahr bekannt. Doch wie schon in den sieben Jahr davor hat sich auch diesmal nichts geändert. Der Abriss liegt in ungewisser Zukunft – wenn erforderlich mit Kündigungen?

Die Bewohner des Gebäudes in der Max-Josef-Straße warten schon seit Jahren auf bessere Wohnverhältnisse.

Das Gebäude in der Max-Josef-Straße 14 und 16 in Tegernsee ist veraltet. Es wurde 1939 gebaut, die acht Parteien in dem Wohnkomplex müssen mit Ölöfen ohne zentrales Heizsystem heizen. Im vergangenen Jahr berichtete der Bewohner Endercan Üstüner, dass man bereits seit sieben Jahren mit der Stadt Tegernsee über ein zentrales Heizsystem verhandle. Dass jeder Bewohner schwere Ölkanister in die Wohnung tragen muss, sei nicht nur wegen des Gestanks belastend, sondern auch weil drei der Bewohner schwerbehindert sind.

Über 80 Personen warten auf Wohnungen

Damals machte die Stadt Tegernsee klar, die Forderung der Mieter nicht umsetzen zu können. Das Gebäude sei 2011 wegen der sehr schlechten Bausubstanz lediglich zum Grundstückswert erworben worden, “um dieses in Zukunft neu zu bebauen”, so der Bürgermeister Hans Hagn (CSU). Zur Forderung einer zentralen Heizanlage meint er:

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Sollte hier ein modernes Heizsystem eingebaut werden, müssten im gesamten Haus Rohrleitungen verlegt werden. Damit verbunden ist, das gesamte Gebäude vom Keller bis zum Dach energetisch zu sanieren. Sowohl das technische Referat der Stadt, als auch ein eingeschaltetes Ingenieurbüro halten dies aufgrund des schlechten Zustands für wirtschaftlich nicht vertretbar. Wir reden nicht von einigen zehntausend, sondern von einigen hunderttausend Euro.

Stattdessen wolle man an einem Neubau festhalten. Allerdings geht es da nicht wirklich voran: bisher sind erst drei der acht Parteien ausgezogen. “Wir können nur frei werdende Wohnungen in Tegernsee anbieten, da wir derzeit auch von der Gemeinde Bad Wiessee gekündigte Mieter aus der Hagngasse auf unserer Warteliste haben”, so Hagn. Weder in Tegernsee, noch in den Nachbargemeinden gibt es allerdings freie Wohnungen – und die Warteliste ist mit über 80 Personen mehr als voll.

“Wir haben mit den Planungen für den gegenüberliegenden Bauhof begonnen”, erklärt Hagn weiter. Aktuell sei beabsichtigt, die Gebäude Max-Josef-Straße 14/16 mit einzubeziehen. “Einen zeitlichen Rahmen kann ich derzeit nicht angeben, da die Planungen, auch aufgrund der Lage am Alpbach, sehr aufwändig sind”.

Kündigungen bleiben eine Option

Und was ist mit den Bewohnern? Üstüner hat wenig vertrauen in die Stadt: “Man kriegt’s auch nicht heraus was die Stadt vor hat. Die sagen es wird abgerissen und es wird neugebaut und so weiter, aber der Winter steht wieder vor der Tür und wir müssen dann wieder schauen, dass wir wie im 19. Jahrhundert heizen”. Die Wohnung kühle auf vier bis fünf Grad ab, aber mittlerweile hat er es aufgegeben, bei der Stadt nachzufragen. Dass ihm und den anderen Bewohnern einfach gekündigt wird, sollte die Stadt keine Alternativen finden, kann er sich nicht vorstellen. Auf Nachfrage beim Bürgermeister scheint das allerdings eine Option zu sein:

Ob wir Kündigungen aussprechen müssen, kann ich derzeit nicht sagen. Ich möchte das möglichst vermeiden. Dies hängt letztlich aber auch davon ab, ob bis dahin jedem der Mieter eine andere Wohnung angeboten werden konnte.

“Wir sind ganz normale Menschen und kriegen halt keine Wohnung am Tegernsee”, meint Üstüner angesichts der Lage im Tal. Er hat bisher noch keine Alternative von der Stadt angeboten bekommen, und muss voraussichtlich die kommende Zeit wieder in einer zu kalten Wohnung überwintern. Er bedauert, dass er und seine Nachbarn wohl auseinander gerissen werden. “Aber so ist das halt”, meint Üstüner abschließend.

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