Gasthaus Herzog Maximilian: Mahlzeit!
Kulinarische Kaskaden im Tegernseer Tal: Ein Tauchgang mit dem Seeteufel

Der Seeteufel* taucht erneut auf: dieses Mal gehts auf Spargel-Ravioli und einen Schweinsbraten ins Gasthaus Herzog Maximilian in Gmund. Es wird ein gemischtes Urteil für die neuen Pächter.

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Die Vorspeise: Spargel-Ravioli mit Bärlauchpesto und Rucola. / Quelle: Redaktion

Im Tegernseer Tal gibt es mehr als nur idyllische Landschaften, Berge und einen klaren See. Es ist eine Region, die auch kulinarisch einiges zu bieten hat – eine wahrhaftige Sinneserfahrung für Feinschmecker und Genießer gleichermaßen. Mit meinem Pseudonym ‘Seeteufel’ tauche ich mutig in die Welt der lokalen Gastronomie ein, bereit, für Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Höhen und Tiefen der heimischen Küche zu erkunden und darüber zu berichten.

Begleiten Sie mich monatlich auf ein kulinarisches Abenteuer, während ich von einem Kochtopf zum nächsten reise und Ihnen meine ehrlichen Eindrücke und Empfehlungen präsentiere. Möge mein Gaumen mutig und meine Worte treffend sein. Lassen Sie uns auf eine Reise voller Geschmack, Genuss und vielleicht auch ein paar unerwartete Überraschungen gehen!

Heute: Gasthaus Herzog Maximilian: Bayern vs. Österreich?

Wer kann sich noch an die legendären Faschingsfeiern im Gasthof Maximilian in Gmund erinnern? Okay, bei mir waren es eher die Kinderfaschingsfeiern und an die habe ich auch nur noch sehr vage Erinnerungen – allerdings an den Schandfleck von Gmund, der über 30 Jahre den Ortskern verschandelt hat, sehr gute.

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Als das herzogliche Haus nach einer wirklich sehr gelungenen und aufwendigen Generalsanierung im Jahre 2018 den geschichtsträchtigen Gasthof wieder eröffnete, war die Freude und die Neugier in der Bevölkerung groß. Mit den Wirtsleuten der Familie Gartenleitner zog wieder eine über Jahrhunderte alte Wirtshaustradition in das altehrwürdige Gemäuer ein. Altersbedingt gab es Anfang dieses Jahres einen Pächterwechsel und das ist für den Seeteufel mal ein guter Grund, die neuen Wirtsleute und ihr Konzept etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der erste wahrnehmbare Eindruck aus dem Auto heraus war für mich allerdings schon etwas irritierend, als vor einigen Wochen ein zur Bundesstraße gerichtetes Banner vor dem Gasthof auf eine Austria Party mit DJ und österreichischer Küche hinwies. Als hätten die Gmunder nicht schon genug mit ihrer eigenen Tradition zu tun. Aber vielleicht haben der Wirt Helmut Faulwasser und sein Team ein Faible für alles Österreichische, was ja per se nicht schlecht sein muss.

Bodenständige Speisekarte trifft Usbekistan

Dann gibt es da noch die Speisekarte, die so bodenständig und regional beworben wird, dass man fast erwartet, dass bayerische Lachse einem direkt aus der Mangfall auf den Teller springen. Und usbekische Teigtaschen? Nun, wenn das nicht die Definition von oberbayerischer Tradition ist, dann weiß ich es auch nicht! Aber, wie man hört, arbeitet in der Küche tatsächlich ein Mann usbekischer Herkunft, der mit seinem Teigtaschen-Vorschlag das Team begeisterte. Es gibt natürlich auch einen Schweinsbraten. Den habe ich mir genauer angeschaut. Aber der Reihe nach.

Wir saßen draußen, die Abendsonne küsste sanft meine Begleitung – endlich eine Stimmung, die uns nach Dauerregen und Kälte entschädigte. An diesem Tag war der Musikanten-Stammtisch im Haus und ehrlicherweise war das für uns mit ein Grund, warum wir gerne draußen gesessen sind, nein nicht, was Sie jetzt denken. Durch das viele Wasser in meinen Ohren und die damit einhergehende Dushörigkeit, wäre mit dem musikalischen Background eine gepflegte Konversation nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich gewesen.

Hopf Alkoholfrei und Sarti Sprizz standen nach zweieinhalb Minuten flott auf dem Tisch als eine erfrischende Erinnerung daran, dass es sich sehr angenehm draußen (in diesem Fall natürlich auch im Biergarten) aufhalten lässt, wenn denn das Wetter ausnahmsweise mitspielt.

Da der Hunger nicht so riesig war, haben wir uns eine Vorspeise geteilt. Die Spargel-Ravioli mit Bärlauchpesto und Rucola waren optisch ein Hingucker: fünf Convenience-Mezzaluni aus dem Großhandel? Habe ich mir auch schon gekauft, sind ganz okay. Diese waren mit einer großzügigen Portion Nussbutter und Parmesan bedeckt. Der grüne Spargel schien nur kurz die heiße Pfanne berührt zu haben – wie ein flüchtiger Kuss bei einem windigen Sommerflirt. Er war so hart, dass er fast schon als Waffe zum Pfählen durchgehen könnte, während die drei Cherry-Tomaten das Fertig-Pesto romantisch umarmten.

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Geht immer: Schweinsbraten. / Quelle: Redaktion

Farbkonzept Kartoffepüree

Die zwei Scheiben Schweinsbraten geschnitten wie ein Unterlegkeil, begleitet von der dunklen Biersauce, die ganz in Ordnung war und ein großes Stück resche Rankerl (für meine Düsseldorfer Freunde, es ist die Kruste gemeint) lagen auf dem Teller. Nur warum der Krautsalat aus dem Eimer sein musste, extra verfeinert mit einer Prise Kümmel und frischen Schnittlauchröllchen, hat sich mir nicht erschlossen. Der Kartoffelknödel, kunstvoll mit Butterbröseln verziert, war wieder in Ordnung, ließ aber nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass das Weißbierglas leer vor mir stand – ein Zustand, der in einer traditionellen bayerischen Wirtschaft ein No-Go ist. Warum fragte der Kellner nicht, ob ich noch eins möchte? Hat er seine Brille verloren oder warum ignoriert er uns? Es waren übrigens draußen lediglich drei Tische mit jeweils zwei Personen besetzt. An Arbeitsüberlastung kann es definitiv nicht gelegen haben.

Da war ja noch der fangfrische Lachs aus der Mangfall oder kam er doch aus nordischen Gewässern? Bei der Bestellung sei noch erwähnt, dass der Ober extra fragte, ob der Fisch durchgebraten sein soll. Was für eine Frage, wenn der Koch vom Fach ist, sollte er ihn so braten können, dass er in der Mitte noch einen glasigen Kern aufweist. Als Beilage wurde ein Ur-Kartoffelpüree angepriesen, das einen gewissen Barbie-Style und somit vermutlich einen Hauch Wirtshaus-Kreativität dem Teller verleihen sollte. In der Symbolik steht rosa für Freude und Dankbarkeit. Bei dem hippen Style muss der Gast dankbar sein. Jetzt sind mir zwar violette bzw. blaue Kartoffeln bekannt, nicht unbedingt Rosafarbene, – aber was weiß ich schon von Ur-Kartoffeln.

Allerdings wenn man bei der Farbenlehre etwas aufgepasst hat, entsteht durch Rot und Weiß – man ahnt es schon – genau rosa. Ein hundsordinäres normales Kartoffelpüree mit etwas rote Beete-Saft könnte es ja vielleicht auch gewesen sein. Als Sauce wurde ein Weinschaum dazu kredenzt der durchaus mit seiner leichten Säure zum Fisch gepasst hätte, ja wenn er nicht über dem Kartoffelpüree zerlaufen wäre.

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Kartoffelpüree in fackerlrosa: ungewohnt, aber schmeckts? / Quelle: Redaktion

Sagen wir mal so, man erwartet in einem Wirtshaus keine kulinarischen Meisterwerke, aber zumindest bleibt es dem Seeteufel in guter Erinnerung als das Gericht in fackerlrosa.

Zu unserem Ober noch ein paar Adjektive: sagen wir mal neutral, nicht unhöflich, aber auch nicht besonders freundlich – eher gleichgültig.

Fazit des Seeteufels

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass das Gasthaus Herzog Maximilian nach seinem Pächterwechsel eine Mischung aus traditioneller bayerischer Gastlichkeit und modernen, unerwarteten Elementen bietet. Die Speisekarte verspricht regionale Klassiker, überrascht jedoch mit unerwarteten Gerichten wie den usbekischen Teigtaschen. Der Service ist effizient, könnte jedoch um einiges aufmerksamer sein, insbesondere was das Nachordern von Getränken und das Abservieren von Tellern betrifft. Die Qualität der Speisen ist durchwachsen, mit meiner Meinung nach unnötigen kreativen Ansätzen wie dem rosa Kartoffelpüree, die letztendlich in der Ausführung nicht überzeugten. Insgesamt hinterlässt das Gasthaus einen ambivalenten Eindruck: Es ehrt seine historische Bedeutung und bietet ein angenehmes Ambiente, zeigt aber auch kleine Schwächen in Küche und Service. Da ist noch ordentlich Luft nach oben.


Seeteufel-Urteil:

  • Essen: 2,5 Seekühe
  • Ambiente: 4 Seekühe
  • Service: 2 Seekühe

Hinweis:

Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, habe ich mich entschlossen, meine Bewertungen in drei Kategorien einzuteilen. Jeweils fünf der verwendeten „See”-Zeichen stellen die höchstmögliche Bewertung dar.

  • Die Seesterne für die gehobene Gastronomie
  • Die Seeigel für die weltweite Kulinarik
  • Die Seekühe für die traditionelle Wirtshauskultur

*Anmerkung der Redaktion: Unser Seeteufel kommt anonym zu den Betrieben, wird nicht bei den Gastronomen angekündigt und erhält keinerlei Vergünstigungen oder gar das Essen vom Test-Lokal bezahlt. Deswegen ist er ja auch ein Tester und kein Influencer...

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