Kunden werden zur Kasse gebeten

Unerfreuliche Post flattert dieser Tage den Kunden ihrer Kreissparkasse im Landkreis ins Haus. Wenn’s ums Geld geht, greift die Miesbacher Zentrale nun ihren Kunden tiefer in die Tasche. Ab September kostet der Grundpreis 40 Prozent mehr.

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Vor wenigen Jahren warf die Kreissparkasse (KSK) noch das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Ex-Sparkassen-Chef Georg Bromme sponserte die Geburtstagsfeier seines Verwaltungsratsvorsitzenden und Landrats Jakob Kreidl, erwarb eine Alm und den Psallierchor im ehemaligen Kloster Tegernsee.

Auch Lokalpolitiker bedachte man. Ihnen spendierte Bromme Bürgermeisterfahrten, Jagdausflüge, Büroausstattungen und vieles mehr. Insgesamt wird der finanzielle Schaden von damals auf etwa sechs Millionen Euro beziffert. Einen Löwenanteil davon haben inzwischen die Haftpflichtversicherungen der KSK aufgefangen.

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Doch der Imageschaden dieser Affären ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Deswegen ist wohl die Fallhöhe des Geldinstituts besonders hoch und der Ärger über die aktuelle Post der Bank unverhohlen, wie ein Leser der Tegernseer Stimme mitteilt. Anton S. (Name von der Redaktion geändert) spricht von einer „bedenklichen Strategie“ der Bank, die sich dem Geschäftsmodell der Direktbanken annähere.

Nebelkerzen

Auslöser des Ärgernisses für den Tegernseer ist die Post, die ihn vor wenigen Tagen erreichte und inzwischen wohl alle Privat-Kunden der KSK. Vorbei sind die Zeiten, als man noch Zinsen für sein Geld bekam. Mittlerweile wird beim Kunden kassiert. Doch damit es diesen nicht zu hart trifft, werden fürs Erste Nebelkerzen gezündet.

Da ist von einer Neugestaltung der Girokonten-Angebote die Rede, von verändertem Nutzungsverhalten, vom Wunsch nach Vereinfachung und größerer Transparenz. „Aus Ihrem Girokonto wird deshalb ab 1. September 2016 das “Girokonto online-flat“. Damit steigt der Grundpreis von bisher 3,50 Euro auf dann 4,90 Euro, immerhin knapp 40 Prozent mehr.

„Für Sie passend gemacht“

Doch wer glaubt, damit eine kostengünstige Flatrate mit einem Pauschalpreis zu haben, der irrt. „Individuelle Zusatzleistungen“ gebe es „bei voller Preistransparenz“. So kostet die Sparkassen-Card pro Jahr zusätzliche 6 Euro, Überweisungen per Beleg und Daueraufträge einrichten oder ändern schlagen mit 2,50 Euro zu Buche, selbst Ein- und Auszahlungen von Banknoten an der Kasse kosten einen Euro.

Wer dieser Gebührenerhöhung entgehen will, dem bleibt dann nur das „Girokonto komfort-flat“, mit immerhin 9,90 Euro monatlich. Damit macht die KSK den Weg frei für satte Preiserhöhungen. Ihr neuer Slogan: „Für Sie passend gemacht“. Wohl eher ein Versuch, Unsagbares sagbar zu machen: den Verzicht auf persönliche Kontakte am Banktresen. So sieht es jedenfalls Anton S.:

Wenn nun alles am besten online abgewickelt würde, so die eigentliche Botschaft der Sparkassenpost, dann fragt man sich schon, wie bedenklich diese Strategie ist, die auf persönliche Kundenkontakte verzichtet und die sich dem Geschäftsmodell der Direktbanken annähert.

Aus der Sicht von S. verliere die Sparkasse ihr Kerngeschäft und eigentliches Asset, “nämlich nahe am Kunden zu sein“.

Niedrigzinsen setzen Institute unter Druck

Hintergrund dieser neuen Geschäftsbedingungen dürften die Niedrigzinsen sein, die so manches Institut unter Druck setzen. Während die HypoVereinsbank ihr Filialnetz und die Geldautomaten im Landkreis kräftig ausdünnte und dies auch noch als Verbesserung verkaufte, entschied sich die Sparkasse vorerst für Preiserhöhungen.

Ob das aktuelle Kundenschreiben schon das Ende der Preisspirale ist, bleibt abzuwarten. In manchen Fällen, so berichten Verbraucherzentralen, steigt der monatliche Preis fürs Girokonto gar um das Sechsfache. Auf Anfrage war die KSK zu keiner Stellungnahme bereit. Sie bietet aber ihren Kunden ein Zugeständnis an: wenigstens die fristlose Kündigung ist „kostenfrei“.

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