„Nach eingehender Prüfung“ sei er zu der Überzeugung gelangt, dass „die Dissertation angesichts ihrer evidenten Schwächen auch meinen eigenen Wertmaßstäben nicht mehr genügt“. Was das für seinen Posten bedeutet, ist derzeit unklar. Zumindest Kreidl betont, weitermachen zu wollen.
Ende vergangenen Monats wurden die Vorwürfe gegen Landrat Jakob Kreidl öffentlich. Die Internetplattform VroniPlag fand damals auf 103 der insgesamt 287 Seiten abgeschriebene Stellen. In einer ersten Stellungnahme wies Kreidl die Vorwürfe damals jedoch zurück:
„Ich bin davon überzeugt, dass ich während der gesamten Dissertation gründlich recherchiert und die Quellen entsprechend der Promotionsordnung angegeben habe.“
In der Zwischenzeit scheint der Landrat seine Meinung geändert zu haben. Wie es in einer von ihm verfassten Erklärung heute heißt, hat sich der nun ehemalige Doktorand aufgrund der derzeit laufenden Untersuchung und den damit verbundenen Verdachtsmomenten in den vergangenen Tagen eingehend mit seiner Arbeit befasst.
Zeitlichen Druck unterschätzt
Dabei stellt Kreidl nach eigenen Angaben fest, dass ihm bei seiner Arbeit „bedauerlicherweise eine Vielzahl an Fehlern unterlaufen sind“. Diese führt der Landrat unter anderem auf seine vielfältigen beruflichen Belastungen zurück.
„Ich habe vor allem den Zeitaufwand und den zeitlichen Druck der Fertigstellung meiner Dissertation falsch eingeschätzt und unterschätzt. Heute muss ich eingestehen, dass ich damals bei der Anfertigung der Doktorarbeit offenbar den Überblick verloren habe.“
Diese Fehleinschätzung tut ihm heute selbstverständlich leid. „Ich bedauere das sehr. Deshalb möchte ich mich für mein Fehlverhalten ausdrücklich und in aller Form entschuldigen“, so Kreidl weiter. Diese Entschuldigung gelte insbesondere für die Autorinnen und Autoren, deren Veröffentlichungen er nicht in der vorgeschriebenen Weise zitiert habe.
Gleichzeitig weist Kreidl laut Aussage seines Sprechers Ernst Diekmann auch weiterhin eine Täuschungsabsicht zurück. „Aus Sicht des Landrates liegt keine bewusste Täuschung vor“, so Diekmann.
Amt beschädigt?
Es war für Jakob Kreidl heute sicherlich ein schwerer Schritt. Denn wie er selber zugibt, habe er den Doktortitel immer mit Stolz getragen. Aufgrund der „evidenten Schwächen“ in der Arbeit will er ihn ab sofort jedoch nicht mehr führen. Gleichzeitig betont der 60-Jährige, dass er sein Amt als Landrat nicht aufgeben wird:
„Ich bin zu der Entscheidung gelangt, dass ich den mir erteilten Wählerauftrag weiterhin auf der Grundlage des Vertrauens der Wählerinnen und Wähler, meiner Partei, der Kreistagsmitglieder und der Bürgermeister ausführen möchte.“
Ein Vertrauen, das er zumindest nicht mehr bei allen Bürgermeistern uneingeschränkt genießt. So betont Rottachs Bürgermeister Franz Hafner auf Nachfrage zwar, dass Kreidl zweifellos ein guter Landrat sei, schränkte dann aber ein: „Ich denke, das Amt ist nun beschädigt. Daher ist zu überlegen, ob nicht weitere Schritte notwendig sind.“
Hier die gesamte Erklärung von Landrat Jakob Kreidl im Wortlaut.
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