Lanserhof Marienstein in der Kritik – Investor drückt auf die Tube

Ergänzung vom 14. September / 17:33 Uhr
Unser gestriger Artikel war scheinbar der Auslöser für den Merkur mal beim Investor nachzufragen wie denn seine aktuellen Pläne aussehen.

In einem Artikel von heute Nachmittag macht der österreichische Unternehmer Christian Harrisch klar, dass er, trotz aller Bedenken, gerne lieber schneller mit den Bauarbeiten anfangen würde, als lange zu warten. Noch in diesem Herbst sollen “die ersten Bagger auf dem Steinberg Erde umschaufeln.”

Warum der Betreiber des bekannten Lanserhofs bei Innsbruck so auf die Tube drückt wird ebenfalls klar. Im knapp zwei Jahren möchte er sein Gesundheitszentrum in der Nähe von Innsbruck für ein halbes Jahr schließen. Die dortige Sanierung steht an. Damit der Einnahmenausfall nicht zu groß wird, sollen seine Gäste in der Zwischenzeit den neuen Lanserhof Marienstein nutzen. Das bedeutet bis dahin müsste alles stehen. Die neuen Gebäude mit 80 Betten sowie das geplante Badehaus.

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Dass die Gemeinde Waakirchen sich von Harrisch nicht unter Druck setzen lassen möchte, macht dagegen Bürgermeister Sepp Hartl klar. In einem Monat finde die nächste Gemeinderatssitzung statt und auf der möchte man über den Satzungsbeschluß für das Vorhaben beraten.

Gegenüber dem Merkur schließt Christian Harrisch mit der Aussage, dass er die skeptischen Bürger mit Informationen überzeugen möchte. Ob dahinter jedoch tatsächlich eine ernsthafte Absicht steckt, erscheint mehr als fraglich. Die Webseite des Lanserhofs, die im August mit dem Zweck ins Leben gerufen wurde, die Bürger umfassend zu informieren, ist seit dem 05. August verweist.

Aktuelle Informationen, so wie beispielsweise die aktuellen Terminplanungen, sucht man dort vergebens.

Ursprünglicher Artikel vom 13. September:
Gegen die Planungen für den Lanserhof in Marienstein regt sich auch weiterhin Widerstand.

Das Vorhaben, bei dem oberhalb von Marienstein im Rahmen eines neuen Gesundheitszentrums etwa 150 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, wird laut ersten Planungen etwa 50 Millionen Euro kosten.

Erst im August war der Bund Naturschutz mit seinen Einwänden am Waakirchner Gemeinderat gescheitert. Und nun formiert sich weiterer Widerstand aus der Bevölkerung.

Eine Gruppe von Bewohnern aus Steinberg/Gmund will sich dem Unabwendbaren jedoch nicht beugen. Mit einer groß angelegten Unterschriftenaktion stellen sich die Initiatoren um die Familien Stiegler und Engel sowie die Malerin Tatjana Woitynek gegen das ihrer Meinung nach “überdimensonierte Vorhaben”.

In ihrer Stellungnahme machen die Steinberger klar, dass gerade die Größe, deren “Ausmaße in etwa der neuen Abfüllanlage der Tegernseer Brauerei” entspricht, nicht hinnehmbar sei.

Alles weitere in der ausführlichen Stellungnahme der Unterzeichner:
Auf Grund der kontroversen Diskussion zum Projekt Lanserhof Marienstein ist es uns, Bürgern und Bürgerinnen der Region, ein dringendes Anliegen, den politischen Entscheidungsträgern unserer Region und des Landes Bayern unsere Bedenken bezüglich des Projektes „Lansmed“ aufzuzeigen.

Das betroffene Gebiet am Steinberg ist von außergewöhnlicher Schönheit und Abgeschiedenheit, das den Menschen, Tieren und Pflanzen Heimat ist. Hier findet man Ruhe und Idyll. Es ist aus gutem Grund ausgewiesen als Landschaftsschutzgebiet.

Pläne des neuen Gesundheitszentrums. Die kleinen grauen Gebäude sind Bestand – rot gestrichelt sind die geplanten Neubauten.

Grundsätzlich ist jedweder Eingriff in bestehende Landschaft störend. Wird das Gleichgewicht zwischen privatwirtschaftlichem Interesse und Natur/Heimat gehalten, sind Eingriffe unter Umständen akzeptabel.

Was das Projekt Lansmed betrifft sind wir jedoch der Meinung, dass hier eine Dimension des Eingriffs vorgesehen ist, die dem unter Schutz gestellten Gebiet irreversiblen Schaden zufügen würde, der nicht nur störend, sondern zerstörend wäre.

Laut den ausländischen Investoren sei der Platz am Margarethenhof deswegen für ein Gesundheitszentrum prädestiniert, da es sich um einen „Ort der Kraft“ handle.

Dem stimmen wir zu. Allerdings – was geschieht mit dieser Kraft, wenn man den dazugehörigen Ort durch den Bau von mehreren Zufahrtsstraßen und neuen Gebäuden, großräumigen Tiefgaragen und einem Baukörper von 85m x 85m x 8,60m (was im Ausmaß etwa der Abfüllhalle der Tegernseer Brauerei an der Kreuzstraße in Gmund entspricht) tief aufreißt, abträgt, umgräbt, und verbaut?

Die öffentlich ausliegenden Pläne zeigen, dass die bereits vorhandene Bebauung des Golfclubs lediglich ein Drittel der insgesamt entstehenden Gebäude ausmacht!

Des Weiteren stünde das Lansmed als beleuchtetes Gebäude so exponiert, dass es auch nachts kilometerweit zu sehen wäre – in einem Gebiet, in dem es bisher keinerlei Art von Lichtverschmutzung gibt.

Etliche Anwohner unterhalb des Geländes befürchten zudem, dass durch die massive unterirdische Versiegelung der Kuppe am Margarethenhof zugunsten von Tiefgaragen die Hochwasserrisiken im Ortsteil Steinberg/Gmund drastisch steigen könnten.

Außerdem müsste nach Fertigstellung des Lansmed der ansässige Golfclub zumindest einen Teil der durch die neu bebauten Flächen verloren gegangenen Bahnen/Löcher wieder neu erstellen lassen. Dafür wären enorme Erdbewegungen nötig.

Es ist zu Erwarten, dass die Bauarbeiten auf dem Gelände und der daraus resultierende Lärm bis zu zwei Jahre oder länger dauern würden. Das Verkehrsaufkommen würde sich nicht nur während dieser Zeit, sondern grundsätzlich stark erhöhen.

(…)

Was den in Aussicht gestellten finanziellen Aufschwung betrifft fragen wir uns, welcher heimische Handwerker, Gastwirt oder Geschäftsinhaber sich auf Dauer von einer Klientel, die sich jeweils für nur recht kurze Zeit mehr oder weniger ausschließlich auf dem Gelände des Lansmed zu Heilzwecken aufhält, eben diesen erhoffen kann? Welche Kosten hätten die Gemeinden zu tragen? Wer bezahlt für Abwasserkanäle und Bauzufahrten?

Wenn das Konzept eines 5-Sterne-Superior Gesundheitszentrums am Margarethenhof – auch angesichts der globalen Wirtschaftlage – nicht funktionieren sollte, wenn sich die Investoren – wie mehrfach gehabt – zurückziehen und das Objekt erneut abgestoßen werden müsste: was würde uns bleiben? Die verbaute Natur bliebe sicher.

Nach Aufführung oben genannter Gründe und offener Fragen sind wir der Ansicht, dass der durch die Größenordnung des Projekts Lansmed-Waakirchen bevorstehende Landschaftsverbrauch in keiner Weise zu rechtfertigen ist. Wir wollen, dass dem Wort Landschaftsschutz in seiner buchstäblichen Bedeutung Rechnung getragen wird: der Schutz der Landschaft. Zum Wohle der Allgemeinheit.

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