Im vergangenen Dezember haben wir mit einer kurzen Reportage gezeigt, was eigentlich eine “abstrakte Hochwasser-Diskussion” für die Bauern vor Ort bedeutet.
Wie lebt es sich mit den Entscheidungen der unterschiedlichen Behörden, die im Endeffekt über die Zukunft der Familien mitbestimmen?
Das Thema ist aktueller denn je. So auch der Beitrag von “damals”
Mehr Bächlein als Bach schlängelt sich der Moosbach an diesem Dezembersonntag durch die Felder. Peter Haltmair sitzt für ein paar Minuten auf der Hausbank vor seinem Bauernhof in Moosrain. Nur sonntags findet er die Zeit, kurz auf seine Felder zu schauen. Ansonsten ist einfach zu viel Arbeit da.
Der 40-Jährige kennt auch andere Bilder als diesen idyllischen Anblick mild verschneiter Winterlandschaft. Gerade im Sommer, wenn es Starkregen gibt, sind seine Flächen regelmäßig überflutet. „28 Hektar Feld gehören uns. Ein Drittel davon steht oft unter Wasser.“
Insgesamt sind es 40 Hektar Wiese entlang des Baches, die immer wieder überschwemmt werden. Zahlreiche Eigentümer beziehungsweise Pächter sind betroffen: Andrä, Patzlsberger, Hemeter, Markhauser, Petzinger, Ettstaler, Liedschreiber heißen die, deren Matten vom Wasser überrascht werden.
“Die Kosten für Beseitigung der Hochwasserschäden sind enorm”
Mit am stärksten betroffen ist die Familie Haltmair vom Moserhof. „Ich bin der erste nach der Bartl Resl, bei mir ist der ganze Dreck dabei“ führt der Moser-Peter aus. An dieser Stelle – beim Schinder – geht der Moosbach immer wieder rechts und links über.
„Meine Frau, die Kinder und ich sind damit beschäftigt, die Wiesen nach so einem Wasserschwall wieder zu säubern. Händisch, bewaffnet mit Rechen und Weidenkörben machen sich dann Peterl, Thomas und sowie Bäuerin Marlies ans Werk, die angeschwemmten Steine einzusammeln. Bauer Peter kümmert sich mit schwerem Maschinengerät um den Schlamm.
„Da kommt eine Menge zusammen,“ erörtert Haltmair. Und es ist nicht nur Arbeit, die anfällt. Die Kosten sind enorm, denn das verschlammte Gras und der Kies dürfen nicht einfach weggeworfen werden, sondern müssen über die VIVO entsorgt werden. 300 Kubik kosten 10.000 Euro.
„Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Macht das Wasser hat”, sagt der Landwirt, der den Hof vor rund zehn Jahren von seiner Mutter Notburga übernommen hat. Den Moosbach kennt der Bauer in- und auswändig. „Ich bin ja damit aufgewachsen.“
„Den gibt’s ja schon immer, aber früher ist er grad einmal im Jahr übergegangen,“ erzählt er, der bereits als fünfter „Moser-Peter“ den Hof bewirtschaftet. Ganz früher gehörte der Hof zum Kloster Tegernsee, bevor 1803 die Säkularisation erfolgte.
Das Wasser, das der Bach transportieren müsse, werde immer mehr. Vermehrtes Oberflächenwasser aus der wachsenden Siedlung und dem Gewerbegebiet seien dafür verantwortlich. Vor dem Krieg war dort, wo die Firma Stang jetzt sitzt, Moosfilz, in der Siedlung wären gerade mal fünf Häuser gestanden, hätte ihm sein Vater erzählt.
Der Moosbach läuft oft über – bisher
Neun mal habe ihm der Bach im auslaufenden Jahr Probleme bereitet: „Am 3.6.2010, 22.7., 23.7., 24.7., 25.7., 7.8., 23.8., 24.8., 31.9., zitiert der Moserbauer seine Aufzeichnungen.“ Dabei sei es egal, ob der Bach eine halbe oder ganze Stunde oder für längere Zeit Wasser in die Wiesen spüle.
Der Schaden gestalte sich immer gleich. Die Wiesen seien verschmutzt, das Futter unbrauchbar. „Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wo wir die Kühe hintreiben sollen,“ resigniert er. „Unsere Kühe brauchen regelmäßig ihr frisches Gras. Und Silo wird das auch keiner mehr.“ Die Familie lebt von der Milchwirtschaft und hält 35 Milchkühe sowie deren Nachzucht.
1,8 Kilometer lang zieht sich der Bach von Moosrain hin bis zum Ortsteil Festenbach. In Riesenkurven schleift er sich durch die Wiesen. Dadurch, dass der Bach Kurven hat und höher liegt als der Rest, verlagert er sich. „Das geht wohl schon die letzten tausend Jahre so,“ erzählt Haltmair. In den letzten 20 Jahren habe er sich bereits um fünf Meter verschoben.
Im Gebiet, wo die Felder der unteren Bauern liegen, ist er besonders hochwassergefährdet. „In Marienstein ist das Flussbett größer,“ begründet Haltmair. „Und ganz unten in Festenbach fällt er stark ab, da gibt’s auch keine Probleme mehr.“
Zähes Ringen mit den Behörden
Grundsätzlich befürwortet der Moser-Peter die Planungen für die Erneuerung des Baches. „Es wird was gemacht, das ist gut.“ Doch was ist all die Theorie gegenüber der Last der Realität. Deswegen will der Landwirt die Planungen für den sogenannten Abschnitt C, der den unteren Bachteil betrifft, auch genau verfolgen – ein zäher Kampf mit den Behörden.
Landwirt Sebastian Andrä vom Nachbarhof kommt vorbei. Er wünscht sich einfach nur, “dass der Abschnitt C des Moosbach-Ausbaus so geplant wird, dass er mit dem Rückhaltebecken abgestimmt ist, dann auch nicht mehr so oft übergeht und auch das Volumen packt, welches dann rausläuft. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.”
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