Leck mi am Oasch, tuat des guad

Er hat Talent, sieben Gitarren und seit gut einer Woche einen Plattenvertrag. Der Tegernseer Beni Hafner streichelt wie kein anderer die Saiten seiner Gitarre. Sie dankt es ihm mit einem rhythmischen Seufzer. Als würde sie sagen: „Leck mi am Oasch, tuat des guad“.

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Sei Hund is a gourmet, sei Lederhosn schreit, sei Bierle drinkt er in da Sun. Seine bayerischen Texte hat der 24-jährige Beni Hafner, der sich den Künstlernamen „Da Oimara“ verpasst hat, im Kopf. Sie sind frech, ehrlich, cool. Und sie erzählen aus seinem Leben. Eine Mischung aus Doppeldeutigkeit, Humor und Gefühl.

Die Bandbreite seiner Musikrichtung reicht von bayerischem Blues über Soul bis hin zu Rock, und doch hat er seinen eigenen Stil, der eher einem Fredl Fesl gleicht als den Foo Fighters.

Er kann’s

Innerhalb von nur drei Monaten hat der junge Solokünstler 21 Lieder komponiert – und kein einziges aufgeschrieben. Ein unbewusster Widerstand gegen Niedergeschriebenes? Vermutlich, denn schon während der Schulzeit hatte er keinen einzigen Hefteintrag. Noten? Kann er nicht. Er spielt nach Gehör.

Was er aber kann: Improvisieren. Aus zwei, drei Stichworten macht er kurzerhand einen Song. „Das geht sogar unter Druck“, sagt er lächelnd. Wir lächeln zurück und machen welchen. Heraus kimmd a Liad üba de Tegernseer Stimme – und `s hört si richtig guad an.

„Man muss den Flair fühlen“

Intuition und Improvisation scheinen das Geheimrezept des gelernten Kochs zu sein. Diese Fähigkeiten würzt er mit etwas, auf das er schon immer scharf war: Musik. Als Kind hörte er viel Blues. Auf einer E-Gitarre brachte er sich das Spielen selbst bei:

Ich habe ein Gefühl dafür, welche Harmonien sich auf meiner Gitarre gut anfühlen und welche Saite ich streicheln muss. Ich zupf` nicht einfach rum.

Sein erstes Lied „Bierle in da Sun“ entstand an einem Abend auf seinem Bett. In nur zehn Minuten hatte er es im Kopf, ganze fünf Minuten läuft es auf Youtube, und in weniger als einer hatte er es auf Facebook veröffentlicht. 3.066 Aufrufe hat das Video inzwischen. Was ihm wichtig ist? Zeit für eigene Sachen zu haben.

Seine Lieder machen mit ihm immer wieder neue Entwicklungsphasen durch. Genau wie er selbst. In der dritten Klasse zog er mit seinen Eltern vom Tegernsee auf eine Alm nach Rottach – die heutige Hafner-Alm. Auch heute noch hilft er im elterlichen Betrieb mit. Für ein paar Stunden in der Woche.

Auf dem Tegernseer Gymnasium hielt er es nur bis zur neunten Klasse aus, dann wechselte er auf ein Internat am Chiemsee. Seine Schulerfahrungen drückt der junge Musiker so aus:

Es gibt witzigere Sachen als Lehrer.

Und er wäre nicht Beni Hafner, wenn er die nicht auch ausprobiert hätte. Mit der Konsequenz, dass man ihm nach eineinhalb Jahren nahelegte, das Internat zu verlassen. Der Grund: 12 Verweise innerhalb eines dreiviertel Jahres. Also entschloss er sich mit 17 Jahren, eine Kochausbildung auf Mallorca zu machen.

Nach vier Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete zunächst unter dem Fernsehkoch Otto Koch in dessen Restaurant im Münchner Olympiaturm, bis er im Tegernseer Hotel Überfahrt einen Studienplatz zum Hotelmanager bekam.

Jetzt lebt er seinen Traum

Aber die Liebe zur Musik holt ihn auch da wieder heraus. Er widmet sich fortan komplett der Musik, tritt im Münchner Vereinsheim auf und veröffentlicht seine Lieder auf Facebook. Demnächst spielt er auf dem Tollwood-Festival und im Münchner Schlachthof. Beim bayerischen Liedermacher Michael Dietmayr steht er nächstes Jahr im Januar auf der Bühne.

Zuhause in der urigen Hafner-Alm spielt der junge Musiker am 29. Oktober – unplugged. Demnächst vielleicht sogar regelmäßig. Eine gute Location – denn die Arbeit und das Leben auf der Alm nehmen ihm die Angst vor dem Scheitern.

Aber die muss er gar nicht haben. Denn vor ungefähr zwei Wochen rief sein Vater im Tegernseer Tonstudio Bogner-Records an und erzählte von den Gitarrenkünsten seines Sohnes. Zu dritt sei man auf die Hafner-Alm gekommen und habe sich von Benis Talent überzeugen lassen, erzählt der stolze Vater, Stefan Hafner. „Der Produzent wollte Beni sofort haben“. Und auch Beni freut sich riesig: „Es sind zwei richtige Alben geplant.“

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Vorletzte Woche hat Beni nun seinen ersten Plattenvertrag unterschrieben. Ein junger Musiker, der sich, wenn er erst groß rausgekommen ist, mit einer Textzeile aus seiner Lederhosn-Hommage – hoffentlich wehmütig an das Tegernseer Tal erinnern wird:

I hob di gsegn, i hob di woin, dei scheene Haut hod mia so gfoin.

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