Ein Kommentar von Martin Calsow:
Bauern geben ihr Land nicht für einen Fahrradweg her. Gieriges Volk. Wollen doch nur einen hohen Preis rausschlagen. Wenn da ein Unfall mit Radlern passiert, ist ihre Sturheit der Grund. Das war bislang der mehrheitliche Tenor. Auch mein Kollege Peter Posztos meint, dass man sich dem Gemeinwohl zu beugen hätte. HIER DER LINK ZU SEINEM KOMMENTAR. Und dieses Gemeinwohl sei manifestiert in den Entscheidungen der Gemeinde. Wenn es so einfach wäre!
Zum einen: Bauern – die meisten von uns kennen sie nur als bulldogfahrendes Hindernis vom Vorbeifahren ins Tal – haben zu ihrem Land eine andere Beziehung als der übliche Häuslebauer. Bauerngrund ist kein Spekulationsobjekt. Ein Bauer ist seit Generationen über seine Familie mit diesem Land verbunden.
Landwirte kämpfen ums Überleben
Völlig egal, ob es ein Streifen im Wald oder ein Stück Wiese ist. Der Bauer kommt nicht wie eine Heuschrecke ins Tal und verlässt es, wenn es nichts mehr zu kaufen, bauen oder verkaufen gibt. Er lebt von seinem Land, vererbt es, tauscht es mit einem anderen Bauern. Landwirte in unserem Tal sind keine Großagrarier mit einem „von“ im Namen. Sie kämpfen gegen viel zu niedrige Milch- und Fleischpreise mit immer neuen Ideen wie „Rent a Cow“ oder 24-Stunden-Milchzapfsäulen.
Klingt für uns prima. Aber sein Vieh an Städter zu verleihen, ist vielleicht nur eine weitere Dimension des Ausverkaufs. Jetzt also ein Radweg. Kann man machen. Wenn man VORHER mit den Besitzern redet und dann loslegt. Aber von Preysing, der Bürgermeister von Gmund, glaubte, allein mit seiner Strahlkraft, seiner Jovialität und dem Druck der normativen Kraft des Faktischen („Baun mer halt scho“) schnell und geräuschlos zu überzeugen.
Einer hat sich verzockt
Kurz vor seiner Pensionierung ist er krachend auf den Lederhosenboden gefallen. Da hilft kein Zetern oder putzige Redenschwingerei auf Bürgerversammlungen. Er hat sich verzockt. Mir gefällt die Sturheit der Bauern. Wer jetzt zu Recht von einer Posse spricht, sollte die Kritik im Rathaus Gmund hinterlegen. Hier hat ein einzelner Herr schlicht amateurhaft gearbeitet.
Klar, er könnte quasi „enteignen“. Aber als CSUler weiß der Landadelige genau: Verscherze es Dir nicht mit den Bauern. Die halten zusammen. Da fällt es auch kaum ins Gewicht, dass von Preysing von Transparenz etwa so viel hält, wie ein Kind von einem Stück Seife.
Beharrlich schweigt er, hält es nicht für nötig, sich zu erklären. Gut, wer redet schon gern über das eigene Unvermögen? Aber hier wäre jetzt Demut ein kluger Zug.
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