Leichtes Spiel für Höß

Gestern wurde über das umstrittene Badehaus für Bad Wiessee abgestimmt. Bürgermeister Peter Höß hatte leichtes Spiel – zwei seiner schärfsten Kritiker fehlten. Die Entscheidung ist gefallen.

Der Wiesseer Gemeinderat hat über das umstrittene Badehaus entschieden.

Die CSU stemmte sich mit aller Kraft gegen eine schnelle Umsetzung des Badehauses in Bad Wiessee. Und trotzdem waren die beiden schärfsten Kritiker, Kurt und Florian Sareiter, zur gestrigen Sondersitzung nicht erschienen: Der Gemeinderat traf sich zunächst am Nachmittag zu einer internen Klausur, um dann in einer öffentlichen Sondersitzung die Entscheidung über das umstrittene Badehaus bekannt zu geben. Entscheidend hierfür war vor allem der noch ausstehende Förderbescheid der Regierung. Gleich zu Beginn verkündete Bürgermeister Peter Höß:

Wir haben den Bewilligungsbescheid der Regierung von Oberbayern vorliegen. Uns wurde eine Förderung von 3,1 Millionen Euro zugesprochen, mit dem Zusatz, dass es sogar eventuell noch nach oben korrigiert werden könnte, aber nicht mehr nach unten.

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Dem Gemeinderat und den zahlreich erschienen Besuchern wurde dann die Kostenschätzung vorgelegt. Der Bau und die Planung des Badehauses sollen demnach 5,79 Millionen Euro kosten. Zuzüglich der Sanierung der Adrianus- und Wilhelminaquelle, eines neuen Technikgebäudes und die Sanierung des Brunnenhaueses kommt ein Gesamtbetrag von 7,77 Millionen Euro zusammen.

Die Finanzierung ergibt sich aus den 3,1 Millionen Fördermittel, der Neuaufnahme eines Kredits von 4,5 Millionen und den Eigenmitteln der Gemeinde in Höhe von 176.801 Euro. Die Gemeinde plant hierbei noch die Anlaufkosten, die Tilgung und eine Art finanziellen ‚Puffer’ ein, sodass der Vermögenshaushalt mit rund 714.702 Euro belastet werden soll.

CSU-Antrag abgeschmettert

Bevor der Gemeinderat jedoch über das Badehaus entschied, musste zunächst über den Antrag der CSU abgestimmt werden. Dieser beinhaltete die sofortige Unterbrechung und anschließende Änderung der Planungen rund um den Bau des Badehauses. Bereits vor der Sitzung machte die CSU in einem Schreiben ihr Anliegen klar. Höß äußerte dazu nur:

Wir haben sehr wohl verstanden, dass es hier kritische Situationen gibt und mit denen wollen wir umgehen.

Da Kurt und Florian Sareiter aus privaten und geschäftlichen Gründen nicht an der Sitzung teilnehmen konnten, fiel die Entscheidung zum CSU-Antrag deutlich aus: Mit Zehn zu Drei Stimmen wurde dieser abgelehnt. „Die Mehrheitsverhältnisse wurden ja bereits im Vorfeld vom Bürgermeister klar kommuniziert, wirklich überraschend war der Entschluss also nicht”, erklärt Ortsvorsitzender Florian Sareiter auf Nachfrage. Dennoch sei die Entscheidung so zu akzeptieren, „sie ist demokratisch gefallen.” Er und seine Fraktion stehen weiterhin zu den bereits ausgeführten Kritikpunkten, dennoch kann sich Sareiter zumindest über einen Punkt freuen: „Es ist zu begrüßen, dass uns die Regierung 3 Millionen Risiko nimmt.”

Nachdem der CSU-Antrag abgelehnt wurde, folgte der grundlegende Beschluss: Badehaus ja oder nein? Auch hier wurde mit Zehn zu Drei Stimmen entschieden:

Die Gemeinde stimmt der Realisierung des Neubaus des Badehauseses sowie der Erneuerung der Anlagen der Heilwasserversorgung auf Basis der vorgestellten Planungen und Kostenberechnungen zu. Mit der Realisierung soll umgehend begonnen werden, um eine Fertigstellung bis zum Herbst 2018 zu ermöglichen.

Der Beschluss beinhaltet außerdem, dass „das Badehaus und die Anlagen der Heilwasserversorgung durch die Gemeinde selbst errichtet werden sollen.“ Hierfür soll das Heilquellen-Grundstück von der Jod- und Schwefelbad Wiessee GmbH gekauft werden. Betreiben soll das Ganze aber weiterhin das Gesundheitszentrum Jod-Schwefelbad.

Das Modell des geplanten Badehauses wird künftig für jeden im Fo­y­er des Badeparks ausgestellt.

Helmut Karg vom HKH Management wird der Gemeinde künftig unterstützend bei der Planung des Konzepts zur Seite stehen, auch das beschloss das Gremium gestern Abend. „Ich sehe mich selbst als Unternehmensarchitekt.“ Er machte in seinem Vortrag über die strategische Ausrichtung und dem Grobkonzept deutlich:

Wir sind keine Traumtänzer. Wir müssen schauen, was wir können und wo wir herkommen, bevor wir einen Vorschlag machen, wo wir hinwollen.

Denn die Zeiten haben sich geändert: „Der Begriff ‚Kur’ ist einfach überholt.“ Zur Veranschaulichung: Im Jahr 1990 waren es noch 172.000 Anwendungen, mittlerweile sind es lediglich 16.000 jährlich. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Gemeinde zur Gesundheit – denn Bad Wiessee hat die besten Voraussetzungen“, so Karg weiter.

Preise steigern, aber kein Schickimicki

Um auch wirtschaftlich erfolgreich zu werden, müsse man sich im gehobeneren Bereich bewegen: „Wir werden mit dem Jod-Schwefel-Bad nicht der Aldi werden, aber sicher auch kein Schickimicki, sondern dazwischen.“ Doch zuvor müsse an dem Image gearbeitet werden. „Der Begriff Jod-Schwefel-Bad ist schlichtweg negativ belegt.“

Die Jodschwefelquelle ist ein Alleinstellungsmerkmal – es hat wirklich medizinisch eine effektive Wirkung. Nicht umsonst steht vor Wiessee das ‚Bad’. Das ist ungefähr so wie ein Doktor-Titel – er initiiert, dass ich mir dort etwas Gutes tun kann und da müssen wir einfach wieder was draus machen.

Als Maßnahmen nennt er neben ansprechenden Produkten für die richtigen Zielgruppen auch die Leistungssteigerung der Mitarbeiter und eine vernünftige, attraktive Architektur. Nicht der bisherige „Sanatoriums- oder ‚Anstalts’-Charakter.“ Auch ein Marketingkonzept sei von großer Bedeutung: „Es reicht nicht, einfach nur die Website neu zu gestalten.“

Karg appelliert für eine rasche Umsetzung der Baumaßnahmen und eine Optimierung der Interminslösung, sonst habe man im Sommer ein Problem. Mit klaren Worten wandte er sich an die Gemeinderäte: „Konzentrieren sie sich nicht nur auf das Jod-Schwefel-Bad, sondern auch auf den Badepark – denn im Vergleich fällt der in der Außenwahrnehmung hinten runter und dann kommen Beschwerden, die wir zuvor nicht hatten.“

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