Löwis drängt zu sachlicher Diskussion

Touristiker der Alpenregion Tegernsee-Schliersee werben derzeit mit „Griabigen Platzerln“ abseits bekannter Orte in der Region. Das Konzept: Wander- und Ausflugstipps fernab vom Schuss. Das schmeckt nicht jedem, besonders einigen Einheimischen nicht. In der Kreistagssitzung kam es deshalb zur hitzigen Diskussion. Jetzt schreitet Landrat Olaf von Löwis ein.

Landrat Olaf von Löwis wünscht sich eine sachliche Diskussion beim Thema Tourismus.

„Raus in die Natur und dort ganz in Ruhe zu sich selbst finden, Spaß haben und Verantwortung tragen – das ist in dieser Zeit notwendig und entscheidend.“ Mit diesen Worten wirbt das Kommunalunternehmen Alpenregion Tegernsee-Schiersee (ATS) für ihr neues Tourismus-Konzept „Griabige Platzerl.“ Weiter heißt es: „Wir laden Sie daher jetzt nicht zu den bekannten Aussichtsgipfeln, aber doch zu einzigartigen Ausblicken, nicht zu den touristischen Hotspots, sondern zu echt “griabigen Platzerln” in der Alpenregion.“

Vorgestellt werden Wander- und Ausflugstipps fernab vom Schuss. Dies führte in der vergangenen Kreistagssitzung zu einer hitzigen Diskussion. Auslöser war der Andrang auf der Steinwiese an der Karolinenhöhe oberhalb von Fischbachau, einer für ihre Artenvielfalt preisgekrönte Wiese. In ihrem neuen Flyer bewirbt die ATS genau diesen Ort als „Griabiges Platzerl“. Die Eigentümer wussten allerdings nichts davon.

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Für Georg von Preysing (CSU), ehemaliger Bürgermeister von Gmund, ein Unding: „Ihr könnt nicht einfach überall gelbe Schilder aufstellen“, regte sich der frühere Rathauschef auf. Er forderte sogar personelle Konsequenzen bei der ATS. Das betretene Schweigen im Gremium unterbrach dann Fischbachaus ehemaliger Bürgermeister Josef Lechner (CSU) und schoss gegen Preysing zurück. Die harten Worte zu den personellen Konsequenzen seien unterste Kante. „Geh lieber auf die Alm.“

Schuldzuweisungen führen zu nichts

Nach diesem Wutausbruch meldet sich nun Landrat Olaf von Löwis (CSU) zu Wort. In einer aktuellen Mitteilung erklärt er: „Mit großer Sorge verfolge ich, wie der Freizeit- und Erholungsdruck in unserer Region zu zunehmendem Streit führt. Der letzte Tiefpunkt war die sehr emotionale Diskussion in der Kreistagssitzung, in der die Arbeit der Landkreis-Tochtergesellschaft ATS und besonders ein leitender Mitarbeiter scharf kritisiert wurden. Solche Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter.“

Inzwischen habe sich zudem herausgestellt, dass es sich bei dem genannten Mitarbeiter um eine Verwechslung handelte. Löwis erachte es als nicht sinnvoll, das Thema Freizeitlenkung an einzelnen Personen aufzuhängen. Die ATS habe seit Jahren sehr wertvolle Vorarbeiten zur Tourismuslenkung unternommen.

Nach vermehrten Negativ-Schlagzeilen und Diskussionen lud Löwis Anfang Juli zu einem „Runden Tisch Mountainbike“, bei dem in der ersten Sitzung die gegenwärtige Situation zusammengefasst wurde (wir berichteten). „Nun entwickeln wir auf Basis dieses Status Quo Lösungsansätze, um die Naturnutzung im Landkreis besser lenken zu können.“

Ressourcen effizienter einsetzen

Dies nimmt Löwis zum Anlass, beim Thema Tourismus zu einer sachlichen Diskussion zurückzukehren. „Es ist unmöglich, tatsächlich praktikable Lösungen bei so einem komplexen Thema von einem Tag auf den anderen umzusetzen“, so der Landrat. Er rufe daher alle Beteiligten dazu auf, zu einer sachlichen und vor allem konstruktiven Zusammenarbeit zurückzukehren und persönliche Angriffe zu unterlassen. Löwis betont:

Bei allem Verständnis, dass die Emotionen hochkochen und bei jedem einzelnen von uns nach den Corona-Einschränkungen die Nerven blank liegen, erwarte ich dennoch, dass jeder sich lösungsorientiert einbringt.

Über das Thema Freizeitnutzung hinaus müsse man sich durchaus Gedanken machen, ob die eigenen Ressourcen nicht effizienter eingesetzt werden können. „Die Arbeit von ATS und Standortmarketing-Gesellschaft (SMG) weist große Schnittmengen auf. Die beiden Organisationen arbeiten bereits eng zusammen. Außerdem gibt es noch die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), die sich um die touristische Vermarktung der Talgemeinden kümmert.“

Die TTT sei keine Tochtergesellschaft des Landkreises, dennoch sehe Löwis sie als relevanten Baustein und möchte sie in die zukünftigen Planungen miteinbeziehen. „Es gibt meines Erachtens Verbesserungsmöglichkeiten in der Arbeitsaufteilung der Organisationen, die letztendlich allen zugutekommt.“ Er führe seit seinem Amtsantritt wöchentlich Gespräche hierzu. „Leider fällt uns die optimalste Lösung auch hier nicht einfach zu, sondern es bedarf vieler Gespräche.“

Löwis sei dennoch davon überzeugt, dass man es gemeinsam schaffe, tragfähige Lösungen zu entwickeln, von denen alle Bewohner unseres wunderschönen Landkreises profitieren. „Es liegt aber noch sehr viel Arbeit vor uns. Ich gehe auf diesem steinigen Weg gerne voraus, jedoch bin ich darauf angewiesen, dass alle diesen Weg konstruktiv begleiten“, so der Landrat abschließend.

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