Das Mountainbiker-Problem im Tegernseer Tal

MountainbikerInnen auf illegalen Wegen belasten Natur, Tier und GrundbesitzerInnen. Um einen offenen Diskurs in Richtung Problemlösung zu starten, fand gestern der erste „Runde Tisch Mountainbike“ in Miesbach statt. Mit einer Menge Kritik und Ideen von allen Seiten.

Die Mountainbiker sind mittlerweile überalls unterwegs – der Landkreis braucht nun einen Plan

Ein großer Sitzkreis, Landrat Olaf von Löwis als Moderator vorne dran, und am Runden Tisch 24 TeilnehmerInnen (darunter nur fünf Frauen, so nebenbei). Es soll der erste Schritt sein, mehr Kommunikation in der Thematik Naturtourismus, heute insbesondere im Hinblick auf Überlastung durch MountainbikerInnen, zu ermöglichen.

„Das ist heute eine Auftaktveranstaltung, wir müssen also nicht mit einem großartigen Ergebnis rausgehen“, macht Löwis gleich bei der Begrüßung im Waitzinger Keller klar. Bevor etwas effektiv angepackt werden kann, braucht es den Diskurs. Dafür wurden VertreterInnen aus verschiedensten, betroffenen Bereichen eingeladen: Tourismusorganisationen, Land- und Forstwirtschaft, Politik, Verwaltung und Freizeitorganisationen.

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Mangelnde Befugnisse, falsche Informationen und fehlendes Angebot

Gut eine Stunde lang wurden von ReferentInnen des Kompetenzzentrums „Alpenregion Tegernsee Schliersee“ (ATS) und dem Deutschen Alpenverein (DAV) zunächst verschiedene Projekte der letzten Jahre vorgestellt, die das Ziel einer Lenkung und Sensibilisierung verfolgen. Denn genau hier liegt das Problem: Viele MountainbikerInnen nutzen Trails, die nicht geeignet oder gar genehmigt sind, zerstören so Wanderwege und belasten damit Natur, Tiere und GrundbesitzerInnen.

Almbäuerin Brigitta Regauer spricht nach der Vorstellung der Projekte und Kampagnen genau hier Kritik aus. Es herrsche eine „mangelnde Kommunikation von Regeln und ein mangelnder Vollzug“. Sie wünscht sich mehr Befugnisse beim Vollzug, und dass „die Leute aus ihrer Anonymität gezogen werden“. Josef Faas von der Fachstelle Naturschutz im Landratsamt Miesbach unterstützt die Aussage und verdeutlicht, dass professionelle Kontrollen vor Ort, nicht nur ehrenamtlich, in seinen Augen notwendig sind:

Es ist wie im Straßenverkehr, wenn man nie geblitzt wird hält sich keiner dran.

Ein großer Punkt bei der mangelnden Kommunikation sei die Übermittlung von Fehlinformation, sowohl im Internet als auch in Karten. Oft werden Trails beworben, die von Kommunen eigentlich verboten wurden. Almerer Schorsch von Preysing zeigt ein Beispiel auf und erklärt:

Es gibt Wege, die überhaupt nicht geeignet sind, aber hier als „schwarz“ eingezeichnet werden, also als besonders herausfordernd. Die Biker fahren halt so weit wie sie können und dann mit Karacho wieder runter. Das hat auch Folgen für die Infrastruktur. Da muss ich sagen das sind lauter Wahnsinnige.

Der Bürgermeister von Kreuth, Josef Bierschneider, hebt deshalb hervor: „Es muss genauer definiert werden, welche Wege benutzt werden dürfen“. Man müsse das Angebot für MountainbikerInnen attraktiver gestalten, und Trails, die wild angelegt wurden, wieder sperren.

Gestern fand der erste “Runde Tisch Mountainbike” im Waitzinger Keller in Miesbach statt.

Thorsten Schär (ATS) stellt schon zu Beginn der Veranstaltung klar, dass aus der Sicht der ATS Maßnahmen der Sensibilisierung das Hauptziel seien. Schwerpunktgebiete angehen, das Mountainbike-Streckennetz aufrechterhalten und attraktiver machen, und für eine bessere Beschilderung sorgen.

Er unterstreicht außerdem, dass es nicht zu Werbung im Sinne einer Mountainbike-Region kommen soll, sondern zu einer Sensibilisierung durch beispielsweise Online-Kampagnen. Harald Gmeiner (ATS) geht auf den Tourismus genauer ein und bestätigt:

Klar ist es unsere Aufgabe, den Tourismus als Wirtschaftskraft zu sehen. Aber es geht auch sehr wohl um die Ökologie und die gesellschaftliche Komponente. Wir wissen, dass Tourismus nicht funktioniert, wenn er nicht im Einklang mit diesen zwei Aspekten ist.

Die Forderungen und Ideen, die in den Raum geworfen wurden, lassen den Zuhörer im ersten Moment etwas überfordert zurück. Mountainbiker Stefan Niermair zeigt sich dennoch optimistisch: “Ich war schon an vielen Runden Tischen beteiligt und habe viel Zeit verbrennt. Aber wir haben noch nie so konstruktiv geredet wie jetzt”. Almerer Preysing hat abschließend noch einen eher scherzhaften Vorschlag: Wie beim Motorrad auch am Mountainbike ein Nummernschild zur Identifizierung anbringen. Ironie oder realistische Forderung?

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