Eine Kolumne von Nina Häußinger:
Hier, in der Idylle, mag man es behaglich-engagiert. Heumilch trinken (was war das noch mal genau, Frau Aigner?), gute Luft atmen (so der Feinstaub aus den Holzöfen bei Inversion nicht etwas husten lässt) und Ideen zum Klima haben. Weil wir es uns ja leisten können. Gibt sonst keine Probleme. Ja, gut. Der Verkehr. Das geht immer als Thema. Und Themen, die bewegen, sollen, nein, müssen visualisiert werden.
Ich höre sie förmlich sagen: „Wir könnten auch Umwelt – alle.“ Einer ruft: „Wir machen was mit dem Bus, ein wirres Ticket vielleicht und verkaufen es als Innovation.“ Damit der Talinsasse oder Tourist vielleicht einmal den Panzer-SUV in der immer kleiner werdenden Garage stehen lässt, kann er im roten Bus gen Landeshauptstadt fahren. Billig soll es sein, jedenfalls günstiger als der Transit mit dem taleigenen Orientexpress, der BOB. Gut, der Vergleich hinkt: der Orient war meistens pünktlich. Also Bus und neues Ticket, statt Bahn und Pünktlichkeit.
Ganz wichtig: Wir brauchen ein Foto. Männer mit Bauch im Janker vor Bus. Klingt wie ein Buchtitel von Stuckrad-Barre, ist aber Talwirklichkeit und vermittelt behagliche Politiker-Aktivität im Umweltsektor. Wirksam sind solche Tickets selten. Aber sie sollen den grüngläubigen Talbürger wissen lassen: Wir, von CSU bis Grüne (Freie Wähler wollen lieber Tunnel bauen) machen was, irgendetwas.
Ja gut, an der Bahn könnte man noch etwas drehen. Elektrifizieren, mehrgleisig, so was. Oder: völlig irre Idee: Günstiger. Damit sie dem Auto richtig Konkurrenz machen kann. Aber wer will denn so ein Projekt anschieben? Da verbrennt man sich eh nur die Finger. Anwohnerklagen, Unterschriftenaktionen und Bürgerbegehren. Wird sowieso auf der Landesebene entschieden. Gibt auch keine schönen Bilder im Janker. Also, lass die BOB bummeln, ausfallen und unzuverlässig sein. Wir haben unsere roten Busse. Und das Foto.
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