Weg mit Feiertagen?
Manager klagen über schlechte Arbeitsmoral

Noch vor einer Woche regte sich Uli Hoeneß über die schlechte Arbeitsmoral in unserem Land auf. Und immer mehr Manager klagen über zu viele Feiertage und zu wenig Bereitschaft zur Mehrarbeit. Deutschland sei ein Freizeitland geworden. Stimmt das?

Foto: Marten Bjork; Unsplash

Es ist der Chef einer der größten Versicherer, und er holzte kurz vor unserem Feiertag mal richtig los: Joachim Wenning von der Munich Re nahm in einem Interview mit der SZ kein Blatt vor dem Mund: Mehr als zehn Stunden arbeiten, Kündigungsschutz lockern, später in die Rente, weniger Feiertage. Der Manager ist davon überzeugt: Deutsche müssen wieder mehr arbeiten, um international mithalten zu können.

Wenning im SZ-Interview: “Warum wird beispielsweise nicht die gesetzliche Höchstarbeitsdauer von täglich zehn Stunden für nicht Leitende gestrichen? Warum werden nicht einfach ein paar gesetzliche Feiertage gestrichen? Es gibt keinen Grund, warum Bayern deutlich mehr Feiertage als Hamburg oder Deutschland als viele andere Länder benötigt.”

Stimmt das? Tatsächlich sind wir hier im katholischen Teil Bayerns mit Feiertagen weitaus mehr gesegnet, als andere Regionen in Deutschland. Dreizehn offizielle Feiertage kommen zum gesetzlichen Urlaubsanspruch. Besonders die Monate Mai und Juni sind bei Arbeitgebern gefürchtet. Mit geschickter Planung können Arbeitnehmer locker mal zwei Wochen dem Arbeitsplatz fernbleiben. Auch im Dezember lockt der Brückentag. Das alles geschieht natürlich nur in einem sogenannten Arbeitnehmer-Markt. Konkret: Personal wird dringend gesucht, kann also auch mehr fordern. Im Landkreis Miesbach sind derzeit 1.513 Bürger arbeitslos gemeldet, was einer Quote von 2,6 Prozent entspricht (Vormonat: 2,7 Prozent; Mai 2023: 2,4 Prozent). Im Vergleich: der Landkreis Spree-Neiss (114.000 Einwohner) verzeichnet mit 5,9 % mehr als doppelt so viele Arbeitslose.

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Fakt ist aber auch: Das muss nicht immer so bleiben. Denn parallel brechen auch Arbeitsplätze weg. In Bayern hat die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen den höchsten Wert seit 2015 erreicht. Laut dem Landesamt für Statistik haben die Gerichte im ersten Halbjahr über 1.444 Insolvenzanträge von Unternehmen im Bundesland entschieden. Dies entspricht einem Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023.

Und all die schönen neuen Arbeitszeitideen werden, wenn es weiter mit dem Wachstum zurückgeht, auch bei uns hier Folgen haben. Home-Office? Wird schon jetzt von vielen insgeheim infrage gestellt. Vier-Tage-Woche? Können sich bald nur noch verzweifelte Start-ups leisten. Aber bringt ein Wegfall von Feiertagen etwas? Aber ja: Eine Studie des IW Köln zeigt, dass ein gestrichener Feiertag die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent steigern könnte, was etwa 8 Milliarden Euro entspricht.

Und beim Wegfall haben viele Unternehmer gerade die Brückentage im Sinn. Mit denen sind wir in Bayern besonders dank der Katholischen Kirche gesegnet. Aber wie finden wir das?

Deswegen unsere Frage vor dem Feiertag?

Sollten wir auf Feiertage verzichten, um unseren Wohlstand zu sichern?

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