Preysing – und wie er die Welt sieht

Bei Familie von Preysing könnte nach der Bürgerversammlung der Haussegen schiefhängen. „Man hält es ja mit sechs Leuten in der Familie schon zu Hause nicht aus“, war seine Analogie zur Unterbringung der Asylbewerber. Am vergangenen Donnerstag informierte Gmunds Bürgermeister unter anderem über die konkreten Zeitpläne für Maximilian und Kaltenbrunn. An diesem Abend dabei eine Mischung aus Regierungserklärung und Nockherberg. Wir haben die besten Aussagen dokumentiert.

Volles Haus bei der Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag.
Volles Haus bei der Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag.

Stolz präsentierte Georg von Preysing den Haushalt seiner Gemeinde. Der Schuldenstand habe sich im vergangenen Jahr weiter reduziert. Zwar liege man jetzt noch mit 4,8 Millionen Euro in den roten Zahlen, doch auf dem Rücklagenkonto gehe es aufwärts, derzeit seien es 2,7 Millionen Euro. „Wenn die 17 Gemeinden sagen, was sie alles für den Landkreis tun, dann ist das alles relativ. Wir füttern die anderen ein bisschen mit“, stichelte Preysing augenzwinkernd.

Schließlich sei Gmund mit 3,1 Millionen Euro der drittgrößte Einzahler in die Landkreisumlage. „Wir sind eine gesunde Gemeinde“, dies habe auch kürzlich das Landratsamt bestätigt. Die finanziellen Verhältnisse seien solide und das Finanzpolster „überdurchschnittlich“, so Preysing im Neureuthersaal.

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Schneller ins Internet

Auch die Entwicklung des Landbaderfeldes läuft gut an. Bis auf eines habe man inzwischen alle Grundstücke verkauft. Ein paar Häuser stünden schon im Rohbau. Die anderen Bauherren würden nach der Schneeschmelze anfangen. Er nannte einige Gewerbebetriebe, die sich an der Bundesstraße ansiedeln würden. Am 5. März gebe es eine gemeinsame Brotzeit auf dem Gelände, damit sich alle beschnuppern könnten. Wie überhaupt das leibliche Wohl in Bier und Brotform dem Bürgermeister im weiteren Verlauf des Abends sehr wichtig war.

Schneller ins Internet sollen weitere Ortsteile von Gmund kommen. Der Breitbandausbau in Ostin und Moosrain sei größtenteils abgeschlossen. Bis Ende 2017 soll dann die ganze Gemeinde mit mehr Bits und DSL versorgt sein. Schneller schaffe es die Telekom nicht. Die hat ja auch keinen Preysing im Vorstand, mochte er da vielleicht denken.

Geplant sei auch die Verlagerung des BRK-Rettungszentrums nach Moosrain, gegenüber vom ehemaligen Hotel Eder. Denn die alte Rettungswache in Dürnbach platze aus allen Nähten. Die Garagentore seien zu eng, die Stellplätze inzwischen zu kurz. „Durch irgendwelche Bürokraten ist irgendwann einmal festgelegt worden, dass ein Fahrzeug so und so lang sein muss. Und jetzt passen die nicht mehr da rein“, witzelte Preysing. Nun sei ein Fertighaus für die neue BRK-Rettungswache geplant, das im Herbst bezogen werden könne.

Klausur im Kloster – dann Bürgerwerkstatt

Für Ende März verkündete der Rathauschef eine Gemeinderatsklausur im Kloster Seeon. Vorrangig gehe es dann um die künftige Bebauung des Bahnhofsgeländes. „Dies müssen wir voranbringen. Denn dafür gibt es verschiedene staatliche Fördermittel. Anschließend werden wir die Bevölkerung informieren, eine Art Bürgerwerkstatt“, so Preysing. Der Flächennutzungsplan liege bereits im Landratsamt.

preysing buergerversammlung

Für den Halt der BOB an der Realschule in Dürnbach liefen bereits die Planungen. Denn dort muss dann alles in einem Aufwasch gemacht werden: die Sanierung der 100 Jahre alten Dürnbach-Brücke sowie der Staatsstraße und der Bahnhalt. Der Baubeginn wird vermutlich erst im nächsten Jahr sein.

Zum Positiven gewendet habe sich auch, dass das Straßenbauamt Rosenheim endlich den etwa einen Kilometer langen Geh- und Radweg vom Müller im Tal zum Müller am Baum an der Mangfall baut. Damit gebe es eine Gefahrenquelle weniger.

Preysings beste Sprüche

Sichtlich inspiriert noch vom Starkbieranstich auf dem Nockherberg am Vorabend gab der Gmunder Rathauschef so manchen Spruch zum Besten.

Über die Finanzen:

Bei einem Kollegen im Tal reduziert sich alles auf die Finanzen. Mir ist es wichtiger, dass sich in der Gemeinde was rührt.

Zum Tegernsee-Lauf:

Ich war selber nicht am Start, weil es mir zuwider ist, wenn ich an den Anderen vorbeilaufe. Da schaut mich jeder so an. Es war interessant, wer da so alles mitläuft. Sonst, wenn du sagst, hol mir mal da hinten was, dann höre ich nur ein Gestöhne, ah, ah, ah, mein Kreuz. Und da laufen‘s um den See herum.

Zum Rahmenprogramm des Skicross-Weltcups:

La Brass Dingsbums da, das ist auch nicht meines, aber denen, die dort waren, muss es gefallen haben.

Zum Skicross:

Bei der Übertragung der Wettkämpfe ist dem Zuschauer suggeriert worden, dass alles verschneit war, Ostin ist das größte Wintersportgebiet in Europa. Woanders ist überall nur ein weißer Streifen in grüner Landschaft zu sehen. Die werden alle gedacht haben, wir leben am Gletscher.

Zur Unterbringung der Asylbewerber in der See-Turnhalle:

Wenn 40 Leute in der Halle in einem Raum sind, das brauch ich euch nicht erzählen, was das bedeutet. Man hält es ja mit sechs Leuten in der Familie schon zu Hause nicht aus.

Zur steigenden Geburtenrate in der Gemeinde:

Ihr Kindergärtnerinnen dürft dankbar sein, dass unsere Eltern gescheit arbeiten, damit euer Arbeitsplatz erhalten bleibt.

Zum Gut Kaltenbrunn:

Alle, die heute zur Bürgerversammlung gekommen sind, bekommen bei der Eröffnung des Biergartens in Kaltenbrunn ein Freibier. Leider werden wir da kein Tegernseer Bier haben, weil die da mit Paulaner selber ihr Zeug haben. Für den Durst geht’s schon.

Zur Linksabbiegespur am Maximilian:

Da fangen wir jetzt an, damit wir vor dem G7-Gipfel in Elmau fertig sind. Denn zu diesem Zeitpunkt erlaubt das Straßenbauamt keine offenen Baustellen, auch nicht in Gmund. Das ist der Wahnsinn.

Zum betagten Fragesteller Josef im Saal, dem die junge Lena das Mikrofon bringt:

Ihr seid ja miteinander in die Schule gegangen, wenn ich das so sehe.

Bestens unterhalten verließen Preysings Zuhörer, darunter viele junge, nach über zwei Stunden den Saal. Manche sprachen von großem Theater.

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