Ende November 2019 wurde am Höhenweg zwischen Tegernsee und Gmund ein Hektar Wald gefällt. Dies sei eine notwendige Maßnahme gewesen, erklärte damals der Geschäftsleiter des Tegernseer Rathauses, Hans Staudacher. Eine Maßnahme zum einen gegen Käferbefall, zum anderen um die Verkehrssicherheit zu gewähren.
Der Aufschrei war groß: Die Schutzgemeinschaft Tegernsee (SGT) nahm den Kahlschlag als radikal wahr. Man hatte wenig Verständnis für die Fällung der hohen Bäume am Höhenweg. Seit Anfang Dezember ist es ruhig um die Thematik geworden – jetzt wurde die SGT wieder laut.
Harte Vorwürfe der SGT
Dem Sturmtief “Sabine”, das Anfang der Woche über dem Tegernseer Tal und ganz Deutschland wütete, fielen ungehindert “zahlreiche, bisher unbehelligte, alte Bäume” zum Opfer, erklärt die SGT.
Für die Schutzgemeinschaft ein Grund zu eskalieren: Es wird behauptet, man habe im Herbst einen Schutzwald gefällt. Also einen Wald, der Schutzgüter vor Schäden – beispielweise durch Lawinen, Steinschläge, Überflutungen oder Stürme – bewahren soll. Das Waldstück habe durch den Kahlschlag seine Funktion verloren, so die Schlussfolgerung der SGT.
Einer der Bäume liege nun sogar quer über dem Höhenweg Richtung Gmund. “Der Höhenweg selbst musste wegen ‚Lebensgefahr‘ mittlerweile gesperrt werden!”, berichtet die Schutzgemeinschaft. Das Problem sei handgemacht, kritisiert der Verein.
Dass der Weg gesperrt werden musste, stimmt so nicht ganz. Eher hat ein Unbekannter einen Zettel an einen Pflanzenkübel geklebt (siehe oben). Für Johannes Hagn, der Bürgermeister der Stadt Tegernsee, ist das Ganze ein Mysterium. Wer das “Schild” an der Klosterwachtstraße zum Höhenweg angebracht hat, wisse man nicht.
Für ihn ist die Situation fraglich: “Warum sich jemand die Mühe macht, einen Zettel anzubringen und nicht einfach bei der Gemeinde Gmund oder der Stadt anruft, wird wohl dessen Geheimnis bleiben.”
Die Forstverwaltung klärt auf
Viele Fragen, aber keiner hat klare Antworten. Die Forstverwaltung könnte die Situation erläutern. Christian Weber ist der Bereichsleiter für Forsten und macht deutlich: “Nein, bei dem Wald handelte es sich nicht um Schutzwald.” Dass das Waldstück nicht vor Sturmschäden bewahren sollte, wie es die SGT behauptete, habe mehrere Gründe.
Zum einen wies der entfernte Waldbestand bereits Vorschädigungen auf, was gegen seine Schutzfähigkeit spricht. Zum anderen liegt der in Hauptwindrichtung hinterliegende Waldbestand östlich der Freifläche aufgrund des ansteigenden Geländes höher, so dass die Baumkronen auch vorher dem Wind ausgesetzt waren. Deshalb und auch aufgrund des stabileren Mischwaldes war der nachgelagerte Bestand nicht wirklich schutzbedürftig.
Zudem seien die meisten Bäume, die durch “Sabine” umstürzten, erkrankt und somit anfällig gewesen. Wahrscheinlich, so Weber, wären diese Bäume auch ohne die flächige Nutzung auf das Nachbargrundstück gefallen.
Dennoch räumt der Experte ein: “Ein gewisser Zusammenhang zwischen der Holzerntemaßnahme und den Windwürfen ist aber wohl gegeben, zumal sich in direkter Umgebung die Schäden häufen.” Dass allein der Kahlschlag für die entstandenen Schäden verantwortlich ist, sei dennoch eine Mutmaßung.
Und was sagen die Besitzer von dem Grundstück zu den harten Vorwürfen? Das gut 12.000 Quadratmeter große Grundstück gehört der Katholischen Kirchenstiftung Tegernsee. Das Erzbischöflichen Ordinariat hat es gepachtet. Deren Forstabteilung ist derzeit allerdings noch mit der Sichtung der Schäden vor Ort beschäftigt. Nähere Informationen werden erst im Laufe der nächsten Woche bekannt gegeben, so ein Sprecher der Pressestelle.
(Erläuterung der Überschrift: Mein Freund der Baum.)
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