Merz will Merkels Erbe antreten

Am Montag hatte die Bundeskanzlerin angekündigt, den Parteivorsitz abzugeben. Kandidieren will nun der ehemalige CDU-Hoffnungsträger Friedrich Merz. Einer, der sich bereits am Ostufer des Tegernsees niedergelassen hat. Wird er künftig von hier – wie einst Ludwig Erhard – die Fäden der Weltpolitik spinnen?

Friedrich Merz beim Wirtschaftsempfang auf Gut Kaltenbrunn im Oktober vergangenen Jahres /Archivbild: Klaus Wiendl

Friedrich Merz ist 62 Jahre alt. Bis 2009 war er Bundestagsabgeordneter, von 1998 bis 2000 stellvertretender Fraktionschef der Union, später bis 2002 deren Vorsitzender. Dann kam Angela Merkel ins Spiel und beanspruchte den Fraktionsvorsitz für sich. Merz blieb nur das Amt des Vize. Im Dezember 2004 trat er von diesem Amt zurück.

Drei Jahre später zog er sich wegen parteiinterner Differenzen aus der Politik zurück. Er machte als Rechtsanwalt in der Wirtschaft Karriere, gehört inzwischen mehreren Aufsichtsräten an, und arbeitet für den weltgrößten Vermögensverwalter, das amerikanische Unternehmen Blackrock.

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Merz als Kanzlerkandidat?

Am Montag hatte die Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt, den Parteivorsitz abzugeben, bis zum Ende der Legislaturperiode aber Regierungschefin zu bleiben. Gleichzeitig hatte Merz angekündigt, auf dem Parteitag der CDU im Dezember in Hamburg für den Parteivorsitz zu kandidieren. In einer Presseerklärung hieß es, er habe sich „nach reiflicher Überlegung“ dazu entschlossen.

Die Union brauche „erfahrene Führungspersönlichkeiten“. Er sei bereit, „alles zu tun, um den inneren Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit der CDU Deutschlands zu stärken.” Damit tritt Merz gegen die CDU-Generalsekretärin Annegret Kram-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn an. Beim Wirtschaftsempfang des Landkreises Miesbach war Merz im Oktober vergangenen Jahres Gastredner.

Damals appellierte er – mit Blick auf die Entwicklungen in Amerika und in Asien – für mehr europäisches Selbstbewusstsein. „Wir leben in einem offenen, freiheitlichen, liberalen System. Dafür müssen wir in Europa zusammenstehen“. Merz besitzt eine Wohnung in Gmund. Ludwig Erhard besaß hier einst einen Bungalow. Sollte Merz als neuer Parteichef, der auch der künftige Kanzlerkandidat sein wird, in der Weltpolitik mitmischen, darf man gespannt sein, ob ein weiterer Kanzler am Tegernsee präsent sein wird.

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