Millionärswohnungen am Paraplui

Einst war es der Lieblingsplatz von König Maximilian I. Joseph von Bayern. Knapp 200 Jahre später ist der Paraplui am Leeberg nur noch ein Tummelplatz für Betuchte. In der Froumundstraße entstehen derzeit weitere „Schweinereien“, schimpft die Schutzgemeinschaft.

Wieder einmal graben sich Bagger in den Hang des Leebergs

Der erste Bauabschnitt mit zwei Mehrfamilienhäusern und einer Tiefgarage in exponierter Hanglage steht bereits. Nun graben sich gerade Bagger für drei weitere Häuser mit elf Luxuswohnungen samt 22 Tiefgaragenplätzen in den Untergrund. Einst stand dort ein Haus aus dem Jahr 1860, erbaut vom Apellationsgerichtsrat Karl Gramm. In der Folge wechselten die Eigentümer neunmal. Zuletzt wollte dort 1989 der damalige Eigentümer Khan Abousaidyan mehrere Einfamilienhäuser errichten.

Es wurde ebenso wenig daraus, wie aus der „Seeperle“ in Rottach-Egern, die dem Teppichhändler auch gehörte. Die alte „Abousaidy-Villa“ am Leeberg stand sogar kurzzeitig unter Denkmalschutz. Doch der Eigentümer ließ sie verfallen, denn als Spekulationsobjekt brachte das 8.000 Quadratmeter große Grundstück mit Blick auf See und Berge mehr.

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Auch die Behörden waren schnell davon zu überzeugen, dass es an dem Haus nichts mehr Schützenswertes gab. Abousaidyan habe es „sicher mit Absicht so verkommen lassen und kein Amt oder Gemeinde hat es moniert“, klagt Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT). Heute könne man so etwas ihrer Ansicht nach „mit Leichtigkeit entfernen und wieder herrichten“.

Nur ein König tut’s nicht

Doch die neue Bauherrin nutzt die ungebremste Nachfrage nach Betongold in Exklusivlagen. Die KAWO Projektentwicklungs GmbH aus Hügelsheim bei Baden-Baden puscht ihr Millionenprojekt auch gleich unter dem Begriff „Königsblick“. Denn genau dieses Fleckchen Erde sei der Ort gewesen, „an dem sich schon bedeutende Kaiser und Könige trafen, um weitreichende Entscheidungen im erlauchten kleinen Kreis zu treffen“.

Entsprechend sind die Preise. Unter einer Million geht nichts. Wer bei den Mehrfamilienhäusern „Kaiser Franz“, „König Maximilian“ und „Zar Alexander“ in adelige Preislagen vordringen will, kann auch mehr als drei Millionen anlegen. In zwei Jahren sollen die elf Wohnungen bezugsfertig sein. Dann sind zehn Jahre nach der ersten Baugenehmigung vergangen. Ständig wurden neue Tekturen für das ewige Vorhaben nachgereicht. Zuletzt im November vergangenen Jahres, als sich der Bauausschuss nur noch mit der Gestaltung der Freiflächen mit Stützmauern befassen musste.

20 Jahre währendes Baurecht

„Die Schwierigkeit bestand darin, dass das recht große Grundstück nur zu einem Teil (etwa 2.500 Quadratmeter) bebaut werden durfte“, erklärt Bürgermeister Johannes Hagn auf Nachfrage. „Wir haben die verschiedentlichen Versuche abgelehnt, die Baulinie in den Außenbereich nach Westen zu schieben, um diesen schützen zu können“.

“Königsblick” für Betuchte am Paraplui

Diese Haltung sei auch vom aktuellen Stadtrat eingenommen worden. Hagn: „Die jetzige Bebauung erfolgt folglich in den Grenzen des seit zwanzig Jahren bestehenden Baurechts“. Diese geschieht unweit des Parapluis, einem der schönsten noch unverbauten Aussichtspunkte von Tegernsee. Für sie klinge es wie Hohn, kritisiert Brogsitter, „dass man jetzt altertümelnd versucht, mit diesen Haus- Namen von Zaren, Kaisern und Königen die Historie wiederzubeleben. Einfach widerlich“.

 

 

 

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