„Mir san mir“ – ein Spruch, der für bayerische Identität steht. Ein Spruch, der in drei Worten alles sagt, was bayerische Lebensart und Weltsicht schon immer ausgemacht hat und immer ausmachen wird. Drei Worte, die sofort alles, was wir mit Bayern verbinden, in uns aktivieren.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das stimmt nicht. „Mir san mir“ – in diesen drei Worten liegen mehr als tausend Bilder. Neurowissenschaftler würden sagen, dass diese Worte eine Art Trigger, eine Art Auslöser sind, die alles, was in unserem Gehirn über Bayern an Erlebnissen und Eindrücken im Laufe unseres Lebens abgespeichert wurde, abrufen.
Das Gesicht eines Urbayern, der gerade einen tiefen Zug Bier aus seiner Halben zu sich genommen hat und aus den tiefsten Tiefen der Kehle voller Inbrunst sagt: „Mir san mir.“
Die Blasmusi, die dazu „ein Prosit auf die Gemütlichkeit“ spielt.
Die Gebirgsgipfel, die wir im Laufe unseres Lebens erklommen haben, die Kaiserschmarrn, die wir in Almwirtschaften verspeisten, die Kuhglocken, die unsere gestressten Gemüter beruhigten, und Almwiesen und vieles, vieles mehr.
Wir können auch herzlich
Dennoch: So unverrückbar dieses „Mir san mir“ auch erscheinen mag und über all die Jahrhunderte bayerische Identität in drei Worte zu fassen vermochte – nichts bleibt, wie es ist. „Mir san mir“ war einmal. „Mir san doch hier dahoam“, klingt es neuerdings von den Berggipfeln.
„Mir san doch hier dahoam“, sagte kürzlich die Wirtin einer Almwirtschaft auf 1.400 Höhenmetern und schob Bierbänke zusammen, sodass Platz für alle war, die das Sonnwendfeuer sehen wollten. Für Kinder und Rollstuhlfahrer, Wanderer und Jugendliche, Fußballfans und natürlich die Einheimischen.
Blasmusik spielte auf, und gegen 22 Uhr versammelten sich alle um das Sonnenwendfeuer neben der Alm, während auf den umliegenden Berggipfeln weitere Feuerstellen aufloderten. Die Gipfel der Berge gen Westen ragten noch in das verglimmende Abendrot, während bereits die ersten Sterne zu sehen waren und der Mond als Sichel über einen der Gipfel lugte. „Ich bin doch hier dohoam“, ertönte es wieder aus den Reihen der um das Feuer Sitzenden.
Ein junger Mann in Lederhosen und mit Gamshut. Er schenkte seinen Gästen, einer Gruppe Rollstuhlfahrern, ein kiloschweres Drum geräucherten Speck aus der Alm und sagte: „Ich freue mich so, dass ihr da seid.“ Und wieder – als suchte er eine Begründung für sein Tun – die Worte: „Mir san doch hier dahoam!“ Was so viel hieß: Wir können uns doch hier benehmen, wie wir wollen, und also auch herzlich sein.
Wer die Worte hörte, schaute sich erstaunt um, vermutete glücksduselige Bierseligkeit. Nein. Nichts von all dem. Stattdessen Sonnwendfeuerromantik unter bayerischem Sternenhimmel und bayerische Blasmusiker, die nicht müde wurden, ein Prosit auf die Gemütlichkeit anzustimmen.
Dahoam bleibt …
Schleicht sich unmerklich zum „Mir san mir“ eine neue Tonalität in die bayerische Alpenlandschaft? Hieß es nicht kürzlich erst „Finale dahoam“ als Bayern gegen Chelsea im Champions-League-Finale spielte? Nur nicht daran erinnert werden. Schweinsteiger …, Elfmeter … Längst vergessen.
Das Dahoam ist geblieben. „Mir san doch hier dahoam“ – fünf Worte und eine Wirtin im Dirndlkleid, die geschäftig Bierbänke zusammenschiebt und für alle Platz schafft, die sich niederlassen wollen. Weil: „Mir san doch hier dahoam“, wie sie sagt. Was so viel heißt: Wir können doch einladen, wen immer und so viele wir wollen.
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