Noch unausgegoren ist offenbar das Konzept zur Verkehrsberuhigung südlich der Bundesstraße 307. Zwischen Wotan- und Valepperstraße, über Wolfsgrub zur Karl-Theodor Straße: Hier ist nun Tempo 30 geplant. Als Entscheidungshilfe dafür dient eine Matrix mit den Erfahrungen zum Verkehrsaufkommen nördlich davon, um die Ringbergstraße herum mit ihrer Tempo-30-Zone.
Mitgewirkt haben an dieser Tabelle Wolfgang Strobl von der Polizeiinspektion Bad Wiessee sowie Michael Diegner, Verkehrsreferent der Gemeinde Rottach und Peter Schiffmann vom Landratsamt Miesbach. Ihre Kriterien waren unter anderem: Ist die Straße für Tempo 30 vermittelbar? Ist eine gefahrenfreie „rechts-vor-links“-Regelung möglich? Gibt es ein hohes Verkehrsaufkommen, auch durch Radfahrer? Und existieren Beschwerden der Anwohner und Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit?
Rottacher als Vorreiter bei Tempo 30
Insgesamt werden in der Matrix 21 Beobachtungskriterien aufgelistet, die mit „Ja“ oder „Nein“ bewertet wurden. Wenn mindestens zwei Drittel der Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, bestehe Handlungsbedarf, heißt es in der Ratsvorlage. Doch unter den Gemeinderäten herrschte Einigkeit, dass die vorgelegten Datenerhebungen noch nicht das Gelbe vom Ei seien.
Thomas Tomaschek (Grüne) beispielsweise hält sie für sehr fraglich. „Was ist“, fragte er in der Sitzung des Rottacher Gemeinderats am Dienstag, „wenn die geplante Tempo 30 nicht funktioniert, müssen wir dann die bestehende nördliche Zone auflösen?“ Grundsätzlich spreche für ihn zwar nichts gegen Tempo 30. Es sei sauberer, sicherer und leiser. Doch würden ihm etliche Bewertungen innerhalb der Matrix nicht ganz schlüssig vorkommen.
Tomaschek bewertet unter anderem die scharfe Kurve beim Café Ringler eindeutig als Gefahrenstelle. Auch der Fahrradverkehr zwischen Aribostraße und Popperwiese sei unzureichend berücksichtigt. Josef Lang (CSU), der als Zweiter Bürgermeister den urlaubenden Christian Köck vertrat, entgegnete: „Bei Tempo 30 war Rottach-Egern Vorreiter. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens in der Seestraße ist die Begrenzung geschaffen worden.”
Luftreinhaltung besonders wichtig
Im Sinne der Gleichberechtigung wäre eine Ausweitung von Tempo-30-Zonen in Rottach-Egern dringend notwendig, meinte Tomaschek zudem. „Viele Bürger beschweren sich über zu schnelle Fahrzeuge. Keiner, der in einer 30er-Zone lebt, möchte diese wieder gegen Tempo 50 eintauschen“, ist sich der Grünen-Gemeinderat sicher.
Der Bremsweg halbiere sich, Unfälle würden weniger gravierend, alles werde entschleunigt, die Abgase verringert, ebenso wie der Lärm. Gleicher Meinung bezüglich der Abgasminderung war auch Georg Höß (FWG):
In einem Luftkurort sollte die Luftreinhaltung besondere Berücksichtigung finden.
Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) schlug als Kompromiss einen kleinen Arbeitskreis vor: „Der soll die Einstufungen der Straßen in der geplanten 30er-Zone beurteilen.” Die Matrix sei noch diskussionswürdig, so auch Thomas Forche (CSU), „sie ist noch nichts für die Öffentlichkeit“.
Der Zweite Bürgermeister wünschte sich erst dann eine Diskussion über die Matrix, wenn vollständige Daten vorliegen. Denn die Meinung der Rottacher zu einer Tempo-30-Zone sei geteilt, so Lang: „Die einen sind dafür, die anderen dagegen“. Das Thema wurde daher – kaum überraschend – vertagt.
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