Mit Zellpräparaten die Stadt verjüngen

Zwei Klinikgebäude, ein Sanatorium, zwei Betreiber. So stellt sich Klaus Dieter Burkhart, Geschäftsführer des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie, die Zukunft seines Grundstücks in der Perronstraße vor. Der Tegernseer Stadtrat hat eine überraschend klare Meinung zu dem Projekt – dabei ist die Therapie in vielen Ländern verboten.

Modell_Neues Sanatorium samt Klinik-Betrieb.
Modellbau des geplanten Sanatoriums samt Klinik-Betrieb.

Das Deutsche Zentrum für Frischzellentherapie mit Sitz in Bad Tölz plant ein eigenes Sanatorium am Tegernsee. Und zwar auf dem eigens von Geschäftsführer Dieter Burkhart erworbenen Grundstück in der Perronstraße. Damit verlegt das Zentrum seine bisherigen Praxisräume vom Hotel Egerner Höfe in Rottach-Egern nach Tegernsee. Verhandlungen werden bereits mit einem zweiten Betreiber aus Bad Wiessee geführt. Einstimmig bewilligte der Stadtrat gestern nun den Neubau zweier Klinikgebäude samt Sanatorium.

Dabei ist die Therapie mit Frischzellen umstritten. 1997 hatte das Bundesgesundheitsministerium ein Verbot erwirkt. Drei Jahre später wurde das Verbot allerdings vom Bundesgerichtshof aus „formalen Gründen“ wieder aufgehoben. „Frischzellen sind Vergangenheit“, versicherte Klaus Dieter Burkhart gestern den Stadträten.

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Heute sind wir ein Arzneimittelhersteller. Und deutschlandweit das einzige Unternehmen, das autorisiert ist, eine Zelltherapie zu begleiten.

Warum denn dann auf dem Firmenprospekt „Deutsches Zentrum für Frischzellen-Therapie“ stehen würde, fragte Andreas Obermüller (FWG) etwas verwundert nach. Und auch auf der Homepage würde man mit „Frischzellentherapie“ werben. Etwas irritiert antwortete Klaus Dieter Burkhart: „Weil es sich besser anhört. Sie schauen sicherlich auf der Homepage unseres ehemaligen Firmensitzes in Lenggries nach, unter Dr. Siegfried Block.“

„Das heißt, die Kritik trifft nicht zu?“, fragte der Zweite Bürgermeister Heino von Hammerstein nach. Burkhart verneinte. Dass die Klinik in der Stadt willkommen ist, daran ließ Bürgermeister Johannes Hagn keinen Zweifel: „Jenseits aller „Zelldiskussionen“ befürworte ich das Vorhaben. Die Zelltherapie hat übrigens eine Bundeszulassung.”

Ich finde es toll, dass wir einen Betreiber aus dem Landkreis gefunden haben. Einer, der ein konkretes Projekt – und keine „Luftnummer“ – anbietet, und der vorab das Gespräch mit Anwohnern und dem Landkreis sucht.

Hoher Standard für anspruchsvolle Gäste

Drei Gebäude sind geplant, die dem Standard eines Luxushotels gerecht werden sollen. Für das Sanatorium sind moderne Behandlungsräume, 15 Appartements und fünf Wohneinheiten vorgesehen. Die Wohnungen seien nur für Angestellte des Sanatoriums, wie Ärzte, Betreiber und Hausmeister, gedacht.

Hinzu kommen eine Tiefgarage mit 33 Stellplätzen sowie fünf oberirdische Plätze. Die Zufahrt soll über die Perronstraße verlaufen. Erfahrungsgemäß dauere die stationäre Behandlung der Patienten ein bis zwei Wochen, teilte Klaus Dieter Burkhart den Stadträten mit.

Sanatorium und Kliniken – inhaltlich getrennt

Die beiden anderen Klinikgebäude sollen mit einem Gang verbunden und mit insgesamt 60 Betten ausgestattet werden. Zusätzlich sind ein Wellness- und Fitnessbereich, eine Saunalandschaft und ein Schwimmbad geplant. Für diese Gebäude ist wiederum eine gemeinsame Tiefgarage mit insgesamt 24 Stellplätzen sowie 13 oberirdischen Plätzen vorgesehen.

Die Zufahrt soll hier über die Schwaighofstraße erfolgen, wie Klaus Dieter Burkhart erläuterte. Er fügte hinzu: „So würde sich der Verkehr aufteilen.“ An der Bundesstraße sei zudem noch ein Pavillon geplant. Im Schnitt würden sich Patienten zwischen acht und zehn Wochen in einer Reha-Klinik aufhalten, so Burkhart.

„Eine saubere Sache“

Anton Lengmüller (FWG) begrüßte das Projekt gerade im Hinblick auf die Gästezahlen: „Der Vorteil ist eine saisonunabhängige Belegung.“ Andreas Obermüller (FWG) stimmte dem zu: „Das ist eine saubere Sache.“ Auch Peter Schiffmann (SPD) fand: „Sympathischer als der letzte Versuch der Planung ist das Projekt allemal. Außerdem werden Arbeitsplätze geschaffen.“

Wo man denn das Pflegepersonal unterbringen wolle, fragte Dr. Martina Niggl-Fisser (BürgerListe). „Die müssen sich selbst drum kümmern“, antwortete der Frischzellen-Geschäftsführer kurz und knapp.

Woraufhin Norbert Schußmann (CSU) zu bedenken gab, dass es bestimmt nicht leicht sein werde, Personal zu bekommen, da Wohnungen für ein „normales“ Einkommen am Tegernsee schwer zu finden seien:

Ich kann Ihnen nur ans Herz legen – überlegen Sie sich gut, ob Sie nicht noch ein paar mehr Wohnungen einplanen.

Klaus Dieter Burkhart nahm die Anregung auf: „Ich werde mich mit dem Klinikbetreiber austauschen. Wahrscheinlich werden wir das mit den Wohnungen machen.“

Wer ist der zweite Betreiber?

Thomas Mandl (SPD) wollte wissen, ob denn der Klinikbetreiber schon bekannt wäre. Man sei gerade dabei, einen anderen Betreiber mit ins Boot zu holen, erklärte Klaus Dieter Burkhart den Stadträten. Wer das sein soll, stehe noch nicht hundertprozentig fest. „Wir werden aber bald einen sehr bekannten Betreiber vorstellen“, so Burkhard daraufhin.

Dr. Christine Laprell (CSU) warf ein: „Könnte es sein, dass Ihr Verhandlungspartner aus Bad Wiessee kommt?“ Ein Name machte daraufhin die Runde im Ratssaal: Dr. Martin Marianowicz, Klinikbetreiber in Bad Wiessee. Er wird offenbar als Kandidat gehandelt. Während Burkhart wissend nickte, unterbrach Johannes Hagn mit Blick auf laufende Gespräche die Spekulationen: „Solange noch kein Vertrag besteht, bitte ich um Zurückhaltung.“

Gegenüber der TS bestätigte der Bürgermeister, dass der Name Marianowicz in einem Antraggschreiben Burkharts aufgetaucht sei – jedoch eher beispielhaft für die Art der gesuchten Betreiber. Fix ist hier also noch nichts.

Was passiert, wenn der Verhandlungspartner abspringt?

„Inwieweit können Sie denn sicher sein, dass Sie den Betreiber bekommen? Was ist, wenn wir plötzlich eine Ruine da stehen haben?“, fragte Peter-Friedrich Sieben (FWG). „Sie dürfen davon ausgehen, dass ich mir meine Vertrags- und Verhandlungspartner genau anschaue“, erwiderte Klaus Dieter Burkhart und fügte hinzu: „Schließlich bin ich Banker.“

Worin denn nun eigentlich der Unterschied zwischen einer Reha-Klinik und einem Sanatorium bestehe, warf Dr. Christine Laprell (CSU) ein. „Werden in einem Sanatorium operative Maßnahmen durchgeführt?“ Burkhart verneinte.

Burkhart orientiert sich an Bayerischer Bauordnung

Ob denn auch die Höhe des Gebäudes bei der Planung berücksichtigt worden sei, fragte Norbert Schußmann (CSU). Bauamtsleiterin Martina Koch antwortete, man habe sich an die Bayerische Bauordnung gehalten. “Die Gebäude werden sogar – laut Planung – einen Meter tiefer liegen als der Bestand.“ Dennoch habe sie keinen Vergleich, wie sie mitteilte.

Klaus Dieter Burkhart stellte klar: „Bauen ist mein Steckenpferd. Ich kann mir nicht vorstellen, höher zu bauen. Auch halten wir die vollen Abstandsflächen ein.“ Bürgermeister Johannes Hagn sagte abschließend: „Wir sind froh, dass jemand niedrige Gebäude baut. Das Projekt ist für alle Beteiligten ein sehr guter Schritt.“

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