Am Freitag hat auch die SPD ihren Landratskandidaten offiziell ins Rennen geschickt. Der Wiesseer Robert Huber will sich für bezahlbaren Wohnraum stark machen und einen anderen Politikstil pflegen als Kreidl.
Im Frühjahr 2014 will Bad Wiessees Zweiter Bürgermeister Robert Huber erneut versuchen, den Posten des Landrates zu ergattern. Im letzten Anlauf war Huber im Wettbewerb mit Jakob Kreidl und dem Gmunder Wolfgang Rzehak noch mit 16,7 Prozent gescheitert. Anders als vor fünf Jahren steht Kreidl nun jedoch in Teilen der Bevölkerung in der Kritik.
Nachdem der Verdacht aufgekommen war, er habe wesentliche Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben, gab der 61-Jährige im Frühjahr seinen Doktortitel freiwillig ab. Zudem musste er kurze Zeit später zugeben, dass er – trotz des eigentlich bestehenden Beschäftigungsverbotes von Ehepartnern – jahrelang seine Frau angestellt hatte.
Auch aufgrund dieser Ereignisse hofft man in den anderen Parteien, Jakob Kreidl und der CSU dieses Mal den Posten des Landrates streitig machen zu können. Dabei bekräftigte Robert Huber am Freitag bei der Nominierungsveranstaltung der SPD, dass sein Entschluss nicht erst seit den Affären des amtierenden Landrates feststehe.
Ich sehe es als demokratische Pflicht an, dass die SPD einen Gegenkandidaten zum derzeitigen Amtsinhaber stellt.
Er wolle einen vernünftigen und anständigen Wahlkampf machen und eigentlich nicht schlecht über Amtsinhaber Jakob Kreidl sprechen, so Huber weiter. Auf Nachfrage aus dem Publikum äußerte er sich dann aber doch dazu, was ihn in erster Linie von Kreidl unterscheidet. Als Mitglied im Kreistag kenne er den Landrat seit vielen Jahren und könne auch einiges über dessen Politikstil sagen. „Jakob Kreidl ist ein Vorsitzender, der dominiert. Ich arbeite dagegen gerne mit anderen in Gremien zusammen und will so gemeinsam Entscheidungen treffen.“
Bezahlbaren Wohnraum für Einheimische
Welche Themen er im Falle eines Wahlsieges sofort angehen will, schilderte der Wiesseer dann in seiner Kandidatenrede. Zunächst sprach er dabei den in seinen Augen immer teurer und knapper werdenden Wohnraum an. „Die Gemeinden müssen mit ihren Wohnungen und Grundstücken verantwortungsvoller umgehen und Lösungen finden, dass diese für die Einheimischen bezahlbar bleiben“, machte Huber deutlich.
Es gäbe auch für die Kommunen Möglichkeiten, ihren Wohnungsbestand wirtschaftlich zu betreiben. Dazu schlägt er die Gründung von Eigenbetrieben vor, in denen Experten in Abstimmung mit den Rathäusern ein professionelles Immobilienmanagement betreiben. So sollen die gemeindeeigenen Immobilien nachhaltig saniert und attraktiver Wohnraum für einheimische Familien und Singles entstehen.
In der Vergangenheit ist in den Kommunen und im Landkreis leider nicht immer ein nachhaltiges Immobilienmanagement betrieben worden. Das würde ich im Falle meiner Wahl zum Landrat gerne optimieren.
Als Vorsitzender der Lenggrieser Wohnungsbaugenossenschaft weiß Huber, wovon er spricht. Auch in Bad Wiessee ist er derzeit maßgeblich an der Umstrukturierung der gemeindeeigenen Immobilien beteiligt. Neben dem Thema „bezahlbar Wohnen“ hob er aber gestern noch zwei weitere Kernaspekte in seiner Kandidaturrede heraus.
Zunächst ging Huber dabei auf die immer älter werdende Bevölkerung im Landkreis ein. „Die Betreuung der älteren Mitbürger muss noch besser organisiert werden“, stellte er klar. Um das zu erreichen, will der SPDler einerseits das Betreuungsangebot ausweiten. Andererseits möchte er dafür werben, dass sich wieder mehr junge Menschen für den Einstieg in einen Pflegeberuf entscheiden und die Beratung für die Angehörigen der Pflegebedürftigen stärken.
Wir dürfen auch die Personen, die pflegebedürftige Verwandte zu Hause haben, nicht alleine lassen. Zudem sollten wir in den Rathäusern Anlaufstellen schaffen, wo sich Pflegebedürftige oder deren Angehörige beraten lassen können.
Die Nähe der Verantwortlichen in den Gemeinden zu den dort lebenden Bürgern sprach Huber dann im dritten Kernthema seiner Rede an. Hier erklärte er, dass der dörfliche Charakter im Ortsbild der Gemeinden erhalten werden müsse. „Es darf keine weitere Zersiedelung stattfinden. Gleichzeitig dürfen die Ortskerne nicht ausbluten“, betonte Huber.
Am Ende traf er mit diesen Worten offenbar auch die Zustimmung der Zuhörer. Alle 30 stimmberechtigten SPD-Delegierten sprachen sich einstimmig für Hubers Kandidatur als Landrat aus. Neben dem SPD-Mann wird 2014 aller Voraussicht nach auch der Gmunder Gemeinderat Wolfgang Rzehak (Grüne) versuchen, Jakob Kreidl als Landrat zu beerben. Die Nominierung eines CSU-Kandidaten steht noch aus. Ob die Freien Wähler einen Bewerber aufstellen, ist noch offen.
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