Münchner Kanzlei prüft Sponsoring-Praxis

Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft München II den Sachverhalt der aus dem Ruder gelaufenen Kosten für den 60. Geburtstag von Jakob Kreidl in einem Vorermittlungsverfahren auf Straftatbestände prüft.

Im Visier der Ermittler stehen sowohl die Entscheidungen des Landrats als auch das großzügige Sponsoring der Sparkasse. Nun will die Bank Gewissheit und hat eine Kanzlei mit der Prüfung beauftragt, ob bei den drei bezuschussten Geburtstagsfeiern alles mit rechten Dingen zuging.

Die Kosten der Geburtstagsfeier von Landrat Jakob Kreidl werden jetzt auch von einer Münchner Kanzlei überprüft.
Die Kosten der Geburtstagsfeier von Landrat Jakob Kreidl werden jetzt auch von einer Münchner Kanzlei überprüft.

Nicht nur Kreidl profitierte mit 77.000 Euro, auch Kreidls Vize Arnfried Färber 2010 mit 55.000 Euro zu seinem 70. Geburtstag, vom warmen Geldsegen der Sparkasse. Bescheidener dagegen war das Finanzpolster für den 60. Geburtstag des inzwischen verstorbenen Landrats Norbert Kerkel. Ihn sponserte die Sparkasse mit gut 13.000 Euro.

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Ein Schreiben von Vize-Landrat Arnfried Färber macht nun neugierig. Die Tegernseer Stimme hatte ihn gefragt, warum er als Verwaltungsrat der Kreissparkasse nichts gegen die ausufernden Kosten der Geburtstagsfeier unternommen habe, da er als Mitorganisator das Ausmaß der Kostenexplosion mitbekommen haben müsse? Färber teilte daraufhin mit, „dass sämtliche Unterlagen einer externen Prüfung unterzogen werden.“

Laut Recherchen der Tegernseer Stimme sind mit der Aufgabe nun Steuerexperten einer Münchner Kanzlei beauftragt worden. In einem weiteren internen Schreiben an die Mitarbeiter der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee wird dies konkretisiert:

Zusätzlich zu den bereits erfolgten Prüfungen durch die Prüfungsstelle des Sparkassenverbandes hat Herr Dr. Mihalovits den Auftrag erteilt, die diskutierten Aktivitäten bis in die Vergangenheit hinein von externen Compliance-Experten überprüfen zu lassen.

Damit soll offenbar das Geschäftsgebaren der Kreissparkasse und ihrer Verwaltungsräte nicht nur rein rechtlich auf den Prüfstand gestellt werden, sondern auch, ob es mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen und denen der Sparkasse übereinstimmt.

Sparkasse in den Mühlen der Politik

Im gleichen Schreiben warnen die Verantwortlichen vor einem Missbrauch der Sparkasse aus wahltaktischem Kalkül: „Aufgrund verschiedener Hinweise auch aus Kundenkreisen sowie in Anfragen sehen wir, dass das Thema wahlkampfpolitisch verwendet wird und die Sparkasse hier instrumentalisiert wird.“ Und auch das Landratsamt gibt sich inzwischen deutlich zugeknöpfter. Gerne hätte man mehr erfahren zu weiteren Kostenübernahmen durch die Sparkasse. So sollen das Büro, das Vorzimmer und der Besprechungsraum des Landrates aus Töpfen des Geldinstituts modernisiert worden sein.

Die Sparkasse bezuschusste auch eine Informationsfahrt des Landrates und seines Vizes in die Schweiz mit nahezu sämtlichen Bürgermeistern aus dem Landkreis. An dem Wochenendtrip im Frühjahr 2012 wurden zwei Skigebiete mit dem Ziel begutachtet, das gewonnene Wissen für die Weiterentwicklung der Miesbacher Skigebiete zu verwerten. Es sei ein straffes Programm gewesen, ist von Teilnehmern zu hören. Die mitgefahrenen Ehefrauen hätten selbst gezahlt.

Wie viel der Sparkasse dieser Ausflug für etwa 25 Personen wert war, ist bislang nicht zu erfahren. Dagegen kursiert eine konkrete Zahl: 35.000 Euro soll allein der Landkreis beigesteuert haben. Bestätigt ist dies bislang allerdings nicht. „Alle Unterlagen liegen bei den Prüfern.“ Und die haben einen klaren Auftrag: Alle von der Sparkasse gesponserten Aktivitäten kommen nun auf den Prüfstand. Wie lange dies dauern wird, ist allerdings offen. Vor den Wahlen will die Kreissparkasse keine Ergebnisse mehr präsentieren.

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