Multikulti im tiefsten Oberbayern

Eines der meist diskutierten Themen aktuell ist sicherlich die Debatte rund um Asyl und die Flüchtlingspolitik. Aus Kreuth hört man dazu allerdings meist sehr wenig. Wenig positives, aber auch wenig negatives. Und das, obwohl in der südlichsten Talgemeinde viele Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten leben.

Das leerstehende gemeindliche Haus in Kreuth-Reitrain beherbergt aktuell acht Personen.
Das der Gemeinde gehörende Haus in Kreuth-Reitrain beherbergt aktuell acht Personen.

Egal ob auf lokaler oder bundesweiter Ebene. Das Thema Asyl und alle Fragen rund um die Flüchtlingssituation werden intensiv diskutiert. So auch im Tegernseer Tal. Immer wieder hört man von Umzügen, Neuankömmlingen, erfolgreichen Bemühungen rund um die Integration der Flüchtlinge, aber auch Ärger und Sorgen von Einheimischen und Helfern.

Dazu sind aus den meisten Gemeinden im Tal Zahlen und Fakten bekannt. Nur aus Kreuth ist nur wenig zu hören. Und das obwohl dort von 3.500 Einwohnern alleine 500 keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Diese 500 Menschen stammen aus 49 verschiedenen Nationen. Doch die meisten sind keine Asylbewerber.

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Kapazität und Unterbringung

Rund 30 Plätze für Flüchtlinge bietet die Gemeinde Kreuth derzeit. Diese Planzahl wurde durch das Landratsamt anhand des „Königssteiner Schlüssels“ ermittelt. Dieser orientiert sich an der Einwohnerzahl und ermittelt so eine Kontingend an Plätzen für Asylbewerber. Die aktuell nicht ganz 30 Asylbewerber in Kreuth stammen aus Nigeria und dem Senegal. Aufgrund der akuten Flüchtlingsproblematik nimmt das Landratsamt immer häufiger Turnhallen und andere passenden Gebäude in Beschlag.

In Kreuth ist das ein wenig anders. Die Flüchtlinge wurden in Wohn-Objekten untergebracht, die das Landratsamt angemietet hat. Aktuell dienen drei Gebäude als Unterkunft. Das größte der Häuser bietet 18 Menschen in sechs Zimmern ein Zuhause. So teilt sich jeder der Flüchtlinge dort ein Zimmer mit zwei weiteren Asylbewerbern, auf zwölf Quadratmetern. Außerdem teilen sie alle zwei Bäder und eine Küche. In einer anderen Unterkunft leben acht Asylbewerber in vier Räumen.

Integration und Beschäftigung

Etwas komplizierter gestaltet sich aktuell die Situation in der Unterkunft in Kreuth-Brunnbichl. Dort waren bisher zwei Familien untergebracht. Allerdings wurde vor einiger Zeit dem Antrag einer der Familien stattgegeben nach Tegernsee-Süd umziehen zu dürfen.

Dem Asylantrag der zweiten Familie wurde durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stattgegeben. Folglich mussten diese die Asylbewerber-Unterkunft verlassen. Allerdings, so Klaus Miller, habe sich die Familie noch nicht um eine neue Wohnung kümmern können. Miller ist sowas wie das Bindeglied zwischen dem gemeindlichem Helferkreis und den Asylbewerbern und erklärt die aktuelle Situation:

Vater und Sohn wohnen aktuell in einer gemeindlichen Obdachlosenunterkunft. Dem Antrag auf Familiennachzug der beiden wurde stattgegeben. Ich gehe davon aus, dass sobald die Familie hier ist, sie in eine andere Bleibe umziehen können.

Noch nicht ganz so weit, aber auf einem guten Weg, befinden sich die anderen etwa 25 Asylbewerber. Sechs von ihnen haben bereits einen Arbeitsplatz gefunden. Da einige davon in Gmund arbeiten, bittet die Gemeinde eventuell trampende Asylbewerber im Winter mitzunehmen. Die anderen verrichten im Rahmen von Ein-Euro-Jobs gemeinnützige Aufgaben im Bauhof Kreuth.

Adel (Mi.) und seine Kollegen vom Kreuther Bauhof.
Einige Asylbewerber, wie der aus Iran stammende Adel, arbeiten beim Kreuther Bauhof.

Der über die Gemeinde organisierte Helferkreis und die Gemeinde selbst bitten weiterhin darum, keine Kleidung vor den Asylunterkünften abzulegen. Sinnvoller sei es Kleidung in der Kleidungskammer Kolping abzugeben.

Aufgrund der nicht mehr in Brunnbichl untergebrachten Bewerber, befindet sich Kreuth aktuell ein wenig unter seiner Quote von 30 Flüchtlingen. Deshalb erwartet die Gemeinde noch vor Weihnachten neue Asylbewerber.

Bürgermeister Josef Bierschneider erklärt, dass es kommunale Aufgabe wäre, für die humane Unterbringung der Flüchtlinge zu sorgen. Doch er stellt auch klar, dass Gemeinden wie Kreuth das Problem nicht auf Dauer lösen können: „Die „große Politik“ ist gefragt, Lösungen zu finden beziehungsweise zu handeln, damit die Menschen nicht mehr ihre Heimat verlassen und zu uns kommen müssen.“

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