Positive Signale für Kreuther Raserstrecke

Aktualisierung vom 07. April/15:08 Uhr
Die Situation auf der Bundesstraße in Kreuth ist für die wenigen Anwohner schon lange ein heikles Thema. Vor allem Autofahrer, die die Höchstgeschwindigkeit missachten oder waghalsige Überholmanöver durchführen, würden oft andere Verkehrsteilnehmer gefährden.

Nun hat das Landratsamt Miesbach erste Maßnahmen ergriffen, und diese scheinen zu wirken.

Bundesstraße Kreuth-Bayerwald
Die Bundesstraße 307 führt durch Kreuth-Bayerwald / Archivbild

So war die Behörde im vergangenen Jahr der Meinung, dass es nicht ausreichend Unfälle nach Überholmanövern gegeben habe, um direkt ein Überholverbot in Kreuth-Bayerwald einzuführen. Stattdessen seien Schilder aufgestellt worden, die auf vermehrte Verkehrskontrollen hinweisen, und die 70er-Zone sei um 150 Meter ausgeweitet worden.

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Nur geringe Geschwindigkeitsüberschreitungen

Und wie Martin Pemler vom Landratsamt auf Nachfrage berichtet, sind die Ergebnisse der aktuell durchgeführten Kontrollen grundsätzlich positiv. Zwischen Ende Februar und Ende März hätte die Polizei an vier Tagen zu unterschiedlichen Uhrzeiten die Bundesstraße für jeweils eine Stunde überwacht. „Dabei konnte bisher nichts Gravierendes festgestellt werden“, so Pemler. Die Geschwindigkeitsüberschreitungen seien im einstelligen Bereich geblieben.

Geschwindigkeitsmessgerät in Kreuth-Bayerwald

Eine Langzeitmessung, bei der zwei Wochen lang eine ganztägige Fahrzeugkontrolle stattfindet, steht allerdings noch aus. „Das war aufgrund der schlechten Witterungen bisher nicht möglich.“ Geplant ist aber, dass dies in den nächsten Wochen nachgeholt wird.

Bisher scheinen die Veränderungen auf der Bundesstraße also positiv zu sein. Die ausstehenden Kontrollen werden zeigen, ob das auch den Sommer über so bleibt.

Ursprünglicher Artikel vom 20. November 2012 mit der Überschrift: „Muss es denn noch mehr Tote geben?“
Überhöhte Geschwindigkeiten, waghalsige Überholmanöver und immer wieder schwere Verkehrsunfälle mit Verletzten oder gar Toten. Situationen an der B307 in Kreuth-Bayerwald, die Monika und Peter Tischler beinahe täglich erleben. Vor ihrem Gasthof hält sich kaum jemand an die Straßenverkehrsordnung.

Eine Auffassung, die nun auch vom Landratsamts Miesbach gestärkt wird. Die Behörde hatte im Zuge des Antrags der Tischlers nicht nur Unfallstatistiken ausgewertet, sondern jüngst auch eigene Messungen in Auftrag gegeben. Seit gestern liegen die Ergebnisse vor.

Doch die von den Bürgern geforderte Herabsetzung der maximal zugelassenen Geschwindigkeit oder gar ein Überholverbot in Bayerwald wird es auch weiterhin nicht geben. Weder die eine noch die andere Maßnahme würde ihren Zweck erfüllen, sind sich die Behörden sicher.

Auch die rund 200 Unterschriften, die Monika und Peter Tischler gesammelt haben, konnten die Behörden nicht von einem Überholverbot in Kreuth-Bayerwald überzeugen.
Auch die rund 200 Unterschriften, die Monika und Peter Tischler gesammelt haben, konnten die Behörden nicht von einem Überholverbot in Kreuth-Bayerwald überzeugen.

Die Eheleute Tischler sind nahezu verzweifelt. Ihr Antrag auf die Einführung eines Überholverbots wurde im August von der zuständigen Behörde bis auf Weiteres abgewiesen. In dem Schreiben des Verkehrsamtes, das der Tegernseer Stimme vorliegt, heißt es, dass die Unfälle der letzten acht Jahre analysiert wurden. Letztlich sei man zu dem Schluss gekommen, dass „in Bayerwald überholbedingte Unfälle nicht besonders auffällig sind“. Peter Tischler muss deswegen heute noch mit dem Kopf schütteln und fragt sich:

Muss es denn noch mehr Tote geben, bis sich hier etwas ändert?

Tischler spielt deswegen gar mit dem Gedanken, das Ganze ans Fernsehen weiterzuleiten, da der Gastwirt keinen anderen Ausweg mehr aus der verfahrenen Lage weiß. Denn wenn selbst die knapp 200 Unterschriften, die er bei Anwohnern in Bayerwald sowie Gästen seines Gasthauses gesammelt hat, und die vielen Berichte in den Medien über Verkehrsunfälle die Behörden nicht überzeugen, was dann?

Raser mit 156 Kilometern pro Stunde geblitzt

Im Rathaus in Kreuth als auch bei der Polizei in Bad Wiessee weiß man von der Raserstrecke hingegen schon länger. Wahrscheinlich auch deswegen setzte sich der Gemeinderat einstimmig für den Antrag der Tischlers auf die Einführung eines Überholverbots oder zumindest auf eine Herabsetzung der maximal zulässigen Geschwindigkeit ein. Eine eigene Handhabe hat die Gemeinde indes nicht, da es sich um eine Bundesstraße und nicht um eine Gemeindestraße handelt.

Daneben wird in Bayerwald regelmäßig geblitzt. Messungen ergaben dabei bereits vor geraumer Zeit Geschwindigkeitsüberschreitungen von bis zu 86 Kilometern pro Stunde. Auch ein „Sie-Fahren …“-Messgerät mit Anzeige ist seit Längerem an der Bushaltestelle in Bayerwald angebracht. Die Auswertung steht noch aus, so Bürgermeister Josef Bierschneider auf der letzten Gemeinderatssitzung.

Derzeit ist in der Ortsdurchfahrt von Bayerwald noch Tempo 70 erlaubt
Derzeit ist in der Ortsdurchfahrt von Bayerwald noch Tempo 70 erlaubt

Geändert hat sich laut den Tischlers trotz Anzeige und Geschwindigkeitskontrollen nichts. „Vorne biegt jemand ab, und von hinten kommt ein Raser angeflogen, der bis zu fünf wartende Autos auf einmal überholen will“, beschreibt das Ehepaar nur eine von vielen lebensgefährlichen Manövern, das es regelmäßig von seiner Terrasse aus beobachtet.

Auch die Bilder eines verunglückten Motorradfahrers, eines Kufsteiners, der heute im Rollstuhl sitzt, und einem Tölzer, der beim Einfahren in die Straße von einem Lkw erfasst wurde und letztlich vor ihrem Grundstück ums Leben kam, bleiben im Gedächtnis.

Landratsamt hat sich Hintertürchen offengelassen

In dem Schreiben des Landratsamtes vom August wird allerdings neben den „unzureichenden“ Verkehrsunfällen nach Überholmanövern auch auf eine noch durchzuführende Verkehrsüberwachung hingewiesen, die vielleicht eine andere Entscheidung herbeiführen könnte.

Diese Messungen wurden mittlerweile durchgeführt und sind seit gestern ausgewertet, wie uns das Landratsamt bestätigt. „Die Geschwindigkeit wird im Bereich Bayerwald massiv missachtet“, so die Sprecherin des Landratsamtes Gabriele Dorby.

Doch anstatt die Geschwindigkeit auf beispielsweise 60 Kilometer in der Stunde zu drosseln oder mittels einer durchgezogenen weißen Linie ein Überholverbot zu erzielen, wie es bereits die Gastronomen gefordert hatten, will das Landratsamt andere Maßnahmen ergreifen.

Neue Schilder – mehr Kontrollen – 150 Meter mehr 70er-Zone

So wird zum einen die Polizei noch öfters im Bereich Bayerwald Radarkontrollen durchführen. Zum anderen sollen Verkehrsschilder aufgestellt werden, die auf die verstärkten Kontrollen hinweisen und so die Verkehrsteilnehmer dazu bewegen sollen, sich an die vorgeschriebenen 70 km/h zu halten. Zu guter Letzt werden die bisherigen Schilder mit der eigentlich geltenden Höchstgeschwindigkeit um 150 Meter auseinander versetzt.

„Alle Maßnahmen zusammen sollen der Sache entsprechende Geltung verschaffen“, so Dorby. Die Fachbehörden meinen, dies bewirke mehr als die von den Anwohnern präferierte Lösung. Dabei ist das Paradoxe an der ganzen Situation laut Tischler vor allem die Entwicklung der letzten Zeit: Bis vor rund zehn Jahren war die Geschwindigkeit in Bayerwald noch auf 60 km/h reglementiert. Und auch ein Überholverbot gab es in der Vergangenheit bereits. „Damals gab es weniger Unfälle.“

Doch im Zuge europaweiter vereinheitlichter Verkehrsregelungen habe man beides abgeschafft – mit den bekannten Konsequenzen.

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