Vor nicht mal zwei Monaten haben wir einen Artikel zum “Mythos Wallbergrennen” veröffentlicht. Ein eigentlich in Vergessenheit geratenes Thema, das trotzdem noch viele interessiert. Und mittlerweile gibt es ein ganzes Buch, das sich mit der Rennsportvergangenheit des Rottacher Hausbergs beschäftigt.
Geschrieben hat es der Valleyer Chirurg Peter Schroeder. Jahrelang begleitete Schroeder als Arzt Motorsportveranstaltungen. Seine Motivation, die ihn zu dem Buch führten: “Zufall und großes Interesse an der Historie von Bergrennen.” Wir haben uns mit dem Autor kurz unterhalten. Weiter unten auch nochmal der Originalartikel “Mit 200 auf den Berg”:
Tegernseer Stimme: Hallo Herr Dr. Schroeder, wie sind Sie auf die Idee gekommen ein ganzes Buch über die lange vergangene Rennserie der Wallberg-Rennen zu schreiben?
Peter Schroeder: Das war purer Zufall. Ich hatte vor vielen Jahren das Programm des Wallbergrennen von 1959 in die Finger bekommen. Ein Kollege des ADAC Sübayern hat mir dann um 2004 herum weitere Infos zum Rennen gegeben. Über die 1,5 Meter Leitz-Ordner, die ich dann mitnehmen durfte, habe ich mich langsam über die Jahre hinweg in das Thema gekämpft. Und jetzt ist das Buch da.
Tegernseer Stimme: Sind Sie selber mal Rennen gefahren oder woher stammt ihre Faszination für den Motorsport?
Schroeder: Nein. Allerdings war ich als Etappenarzt bei Rallyes. Das hat meine Faszination für den Rennsport sicherlich mit geprägt.
Tegernseer Stimme: Sie haben ja auch viele Gespräche mit ehemaligen Rennfahrern geführt. Wie muss man sich das vorstellen?
Schroeder: Diese Gespräche sind natürlich zu einem Teil auch in das Buch geflossen. Denn Anekdoten sind faszinierend. Doch die Intention war es nicht, schöne Geschichten zu schreiben. Die Intention war es zu schauen, ob man die nötigen Informationen bekommt, um das Thema chronologisch und auch lückenlos aufzuarbeiten.
Tegernseer Stimme: Hatten Sie beim Schreiben auch das 25-jährige Jubiläum des letzten Wallbergrennens im Kopf?
Schroeder: Nein, eigentlich nicht. Ich hatte mich 2010 zum ersten Mal an das Buch gesetzt. Richtig losgelegt habe ich dann Mitte 2011. Dass es jetzt fertig geworden ist, ist zwar ein guter Aufhänger, aber eigentlich Zufall.
Tegernseer Stimme: In welcher Auflage wird das Buch gedruckt?
Schroeder: Die Zielgruppe für ein so spezielles Fachbuch ist relativ begrenzt. Aus dem Grund haben wir auch nur eine kleine Auflage. 500 Stück werden als erstes gedruckt. Alles weitere werden wir dann, in Abstimmung mit dem Miesbacher Maurus-Verlag, entscheiden.
Informationen zum Buch:
Der Preis liegt übrigens bei 24,80 Euro.
Erhältlich ist das 176-Seiten starke Werk ab nächste Woche im Buchhandel.
Das Buch zeigt chronologisch die Ereignisse der einzelnen Rennjahre von 1959 an mit vielen Bildern und prägenden Anekdoten aus den jeweiligen Jahren, wie zum Beispiel den “Playboys am Wallberg” 1964.
Artikel vom 16. Oktober mit dem Titel: “Mythos Wallbergrennen – Mit 200 auf den Berg”
Von 1959 bis 1987 war die Wallbergstraße Schauplatz immer wiederkehrender Autorennen. Alle zwei Jahre fand damals das Wallbergrennen statt. Und noch heute gibt es am Berg Wettkämpfe – wenn auch nur noch mit Oldtimern.
Wir haben uns mal auf Spurensuche begeben und uns unter anderem mit dem Vorsitzenden des Motorsport-Clubs am Tegernsee Manfred Kufer unterhalten.
Das erste Bergrennen überhaupt wurde bereits am 31. Januar 1897 im Rahmen einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza ausgetragen. Anfang des 20. Jahrhunderts fanden dann auf vielen großen Alpenpässen und Straßen in den Mittelgebirgen solche Rennen statt. Im Zuge der Massenmotorisierung Ende der 1950er Jahre wurden solche Wettfahrten immer populärer.
Wallbergrennen von 1959 bis 1988
Im Jahr 1959 war es dann auch am Wallberg soweit. In einer Einheitsklasse ermittelten rund 60 Teilnehmer den schnellsten Fahrer. Organisiert wurde das Ganze vom ADAC Südbayern und den ortsansässigen Automobilclubs auf der Wallbergstraße. Das Rennen war schon damals ein Zuschauermagnet – über 1.000 Fans verfolgten die erste Ausgabe des Wallbergrennens.
Die Fahrer konnten die Strecke vor dem Rennen mehrmals mit dem Auto oder auch dem Fahrrad Probe fahren und prägten sich die verschiedenen Kurven ganz genau ein. Für die Zuschauer aber auch die vielen ehrenamtlichen Helfer und Organisatoren wurden eigens große Plattformen in den Abhängen entlang der Steilkurven befestigt.
In der Rennvorbereitung mussten kilometerlange Kabel verlegt werden, um die Zeitmessung aber auch die Übertragung der Moderation zu ermöglichen. Das Rennen lief unterdessen nur von der Talstation bergauf, dann fuhren die Autos wieder langsam bergab und nach einer Pause von circa 20 Minuten begann ein neuer Durchgang. Nach der ersten Auflage 1959 wurde das Rennen alle zwei Jahre ausgetragen.
Mehr Teilnehmer und verschiedene Klassen
Die Teilnehmerzahlen wurden stetig mehr und auch die Automodelle immer vielfältiger. Daher wurden relativ bald verschiedene Bewertungsklassen eingeführt. Kriterien waren unter anderem der Hubraum aber auch die Karosserie. Das Wallbergrennen wurde auch unter den zahlreichnen Rennfahrern zu einer beliebten Veranstaltung, so dass einige von Ihnen bei fast jeder Auflage des Rennens an den Start gingen.
Ganz vorne dabei in seiner Klasse war Sepp Greger, der die Veranstaltung allein dreimal für sich entscheiden konnte. Größere Zwischenfälle, wie schwere Verletzungen oder gar tödliche Unfälle gab es zum Glück nie, erinnert sich Beate Kufer, die bereits im Kindesalter beim Wallbergrennens als Zuschauerin am Steckenrand stand.
Die Stimmung war immer super, und trotz des sehr sportlichen Charakters gab es zum Glück nie schlimmere Unfälle.
Die Grünen stoppten das Rennen
Im Jahr 1988 fand das Rennen dann jedoch zum letzten Mal statt. Auf Initiative der “Grünen” untersagten das Landratsamt Miesbach und der Freistaat Bayern die weitere Durchführung der Veranstaltung. Als Grund wurden ökologische Bedenken angeführt. Die Belastung für Flora und Fauna im Zuge des Rennens war zu hoch. Eine Entscheidung, die Vertreter des einheimischen Automobilsportclubs und des ADAC nur schwer nachvollziehen konnten.
Allein die Tatsache, dass am Rande der Stecke im Laufe der Zeit immer mehr Bäume immer höher wuchsen spricht eigentlich gegen ökologische Bedenken. Außerdem haben wir uns im Rahmen der Vorbereitung und auch nach jedem Rennen sehr bemüht, Verschmutzungen durch das Rennen und das hohe Zuschaueraufkommen zu beseitigen Die Stecke war nach den Rennen in jedem Jahr sauberer als davor.
Das macht der Vorsitzende des Motorsport-Club am Tegernsee Manfred Kufer deutlich. Doch die Argumente der Motorsportfreunde fanden letzlich keine Befürworter. Das Rennen war Geschichte.
Seit 1987 Oldtimerrennen im Tegernseer Tal
Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Wallbergstraße entstand die Idee der Durchführung einer Oldtimerveranstaltung. Ihr Name lautete “Rund um den Tegernsee. Anders als beim herkömmlichen Walbergrennen war hier aber nicht die Geschwindigkeit, sondern das Fahrgeschick und die Fahrtaktik entscheidend.
Im Zuge einer sogenanten Gleichmäßigkeitsprüfung war eben der Fahrer der Gewinner, der bei der Fahrt am nächsten an die ihm für sein Auto vorgegebene Zeit heranfuhr. Eine Auflage dabei lautete, dass ein Fahrer in den letzten 100 Metern des Parkours nicht mehr stoppen durfte. Man musste sich das Rennen daher gut einteilen.
Diese Gleichäßigkeitsprüfung sollte dabei ebenfalls auf der Wallbergstraße stattdfinden, während der restliche Teil der Rundfahrt über Stecken im Tegernseer Tal und der näheren Umgebung führte.
Während des Autorennen auf dem Walberg aber 1988 zum letzten Mal stattfand, hat die Oldtimer Ralley Tegernseer Tal bis heute bestand. So verläuft auch heute noch die Steckenführung im Landkreis Miesbach und in Richtung Bad Tölz wobei das Tegernseer Tal immer auch in der Streckenführung enthalten ist und eine von insgesamt vier Gleichmäßikeitsprüfungen auf der Wallbergstraße ausgetragen wird.
Wallberg Historic 2012 nicht genehmigt
Im Frühjahr diesen Jahres hatten die Verantwortlichen des Motorsportclubs am Tegernsee, eine neue Idee. Ein Oldtimer Rennen am Wallberg mit dem Fokus auf Gleichmäßigkeitsprüfungen, die dann ausschließlich auf der Wallbergstraße stattfinden soll. Eine “Wallberg Historic Fahrt” hätte es werden sollen.
Warum das damals nicht geklappt hat, erläutert die Pressesprecherin des Landratsamtes Gabriele Dorby gegenüber der Tegernseer Stimme folgendermaßen:
Da die Strecke teilweise durch ein Wasserschutzgebiet führt, könnten wir aus ökologischer Sicht kein eigenständiges Rennen auf der Wallbergstraße befürworten. Darüber hinaus hätte ein solches Urteil Signalwirkung gehabt.
Eine Entscheidung, die nicht nur von Seiten der TTT und dem ortsansässigen Motorsportclub sehr bedauert wurde. Vor allem das Zeitmanagement des Landratsmates traf dabei auf große Kritik. Die Nichtgenehigung erfolgte erst einige Wochen vor dem anberaumten Termin der Wallberg Historic. Viele Fahrer hatten sich bereits angemedet und Plakate und andere Werbemittel waren bereits im Umlauf.
“Durch die relativ späte Abage enstanden für die Organisatoren Unkosten in erheblicher Höhe. Leider blieben wir durch die späte Absage des Rennens durch die Behörden auf unseren Kosten sitzen, wir lassen aber derzeit gerichtlich klären, ob die Veranstaltung in Zukunft nicht doch genehmigungsfähig ist”, so Manfred Kufer vom Automobilsport Club am Tegernsee. Ungeachtet dessen bleibt die Wallbergstraße jedoch auf jeden Fall ein fester Bestadteil der Oldtimerfahrt “Rund um den Tegernsee” und somit auch dem Rennsport erhalten.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des “MSC am Tegernsee e.V.”
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