Nach Zugunfall: Was will die DB tun?

Immer wieder führen unbeschrankte Bahnübergänge zu schweren Unfällen. Erst vor wenigen Tagen kam es zwischen einem 30-jährigen Autofahrer und der BOB zu einer Kollision mit schweren Folgen. Jetzt äußert sich die Deutsche Bahn zum Unfall und erklärt, wie man die Situation entschärfen will.

Vergangenen Freitag kam es zu einem schweren Unfall am unbeschrankten Bahnübergang

Am 5. Januar ereignete sich am Bahnübergang Thann in Warngau im Ortsteil Lochham ein schwerer Unfall. Wie berichtet, missachtete ein 30-jähriger Mann dort aus bisher noch ungeklärter Ursache das rote Warnblinklicht. Der Fahrer des herannahenden Zuges der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), der von Holzkirchen in Richtung Lenggries und Tegernseer Tal unterwegs war, versuchte noch eine Notbremsung einzuleiten, schaffte es aber nicht mehr.

Die Front des Zuges krachte in die Beifahrerseite des Autos, welches daraufhin in die angrenzende Wiese geschleudert wurde. Der 30-Jährige wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Wie die Polizei jetzt mitteilt, ist der Mann inzwischen von der Intensivstation auf die normale Station verlegt worden. Sobald er aus dem Krankenhaus entlassen ist, wird die Polizei klären, wie es zu dem tragischen Zwischenfall kommen konnte.

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Bereits 2011 kam es an gleicher Stelle ebenfalls zu einem schweren Unfall. Auch damals hatte ein Autofahrer das Blinklicht nicht beachtet. BOB-Chef Bernd Rosenbusch kann sich solche tragischen Vorfälle nur durch die Unaufmerksamkeit der Autofahrer erklären, wie er jüngst in einer Stellungnahme erklärte:

Es liegt leider immer bei den Autofahrern, die noch schnell über die Gleise wollen oder nicht aufpassen. Ich schätze, durch die weiteren Ablenkungen beim Autofahren wie telefonieren, Handy oder Navi wird es noch schlimmer.

Rosenbusch würde sich eine Beschrankung des Übergangs wünschen. „Ein rotes Licht am Bahnübergang ist genauso wie eine rote Ampel. Da fährt man ja auch nicht drüber“, meint er. Aber zieht die Deutsche Bahn tatsächlich eine Beschrankung in Betracht? Wie DB-Sprecher Bernd Honekamp auf Nachfrage erklärt, sei dies ein Dauerthema. Nach dem Unfall im Jahr 2011 am Bahnübergang Thann habe man dort die Tempo 30-Zone eingeführt und ein Sonderschild aufgestellt mit der Aufschrift: „Achtung Unfallgefahr! Unbeschrankter Bahnübergang.“

Auch die Bahn sei für eine Erneuerung des dortigen Bahnübergangs mit zusätzlichen Halbschranken und einer Verbreiterung der Fahrbahn. Mit der Gemeinde Warngau sei man bereits mit diesem Vorschlag im Gespräch. Zwischen Holzkirchen und Warngau gebe es vier unbeschrankte Bahnübergänge, so Honekamp. Drei weitere zwischen Warngau und Schaftlach.

Hauptsache sicher!

Für fünf sei die Gemeinde Warngau verantwortlich, für die anderen beiden das Straßenbauamt Rosenheim. Die DB sieht vor, den Bahnübergang Thann sicherer zu gestalten, dafür aber den in Lochham dauerhaft zu schließen. Dies müsse aber im Einvernehmen mit der Gemeinde Warngau geschehen. Und die braucht dafür zum Teil das Einverständnis der Landwirte. Wie Honekamp mitteilt, habe Warngaus Bürgermeister Klaus Thurnhuber aber signalisiert, dass die drei anderen Bahnübergänge Richtung Schaftlach vorerst wichtiger seien.

Der Vorschlag der DB für diese drei: Statt eines Bahnübergangs eine Straßenunterführung bei einem, die anderen beiden fallen dafür weg. Eine Finanzierung würde nach dem Prinzip der „Drittelteilung“ erfolgen, sagt der DB-Sprecher. Ein Drittel zahlt die Deutsche Bahn, ein Drittel die Gemeinde, ein Drittel der Bund.

Die Erfahrung habe jedoch gezeigt, dass die Anzahl der Unfälle an unbeschrankten Bahnübergängen wesentlich geringer sei als an durch Schranken gesicherten. Da sich die unbeschrankten vorwiegend in Nebenstraßen befinden, sei die Frequentierung dort deutlich geringer. Insgesamt gebe es in Bayern mehr beschrankte als unbeschrankte Bahnübergänge, so Honekamp. Von den insgesamt 3.131 Bahnübergängen (Stand 2016) ist etwa die Hälfte „technisch gesichert“. Entweder durch ein Blinklicht wie in Thann, eine Schranke, einen Signalpfiff oder ein Andreaskreuz.

Autofahrer wissen Schilder nicht richtig zu deuten

Bayernweit ereigneten sich 2016 an Bahnübergängen 35 Unfälle. Dabei hätten die Kollisionen an den Kreuzungen von Straße und Schiene in über 90 Prozent der Fälle durch das richtige Verhalten von Autofahrern und Fußgängern vermieden werden können. Die Bahn setzt deshalb auf intensive Aufklärung.

Vielen Verkehrsteilnehmern ist beispielsweise die Bedeutung des Andreaskreuzes und der Sicherungsanlagen nicht richtig bekannt. Das belegen verschiedene Umfragen – wie eine im Auftrag der Deutschen Bahn AG durchgeführte infas-Studie. So stimmte etwa ein Viertel der Befragten zu, dass ein rotes Blinken am Bahnübergang dem Gelb der Ampel entspricht und ein Anhalten demnach nicht erforderlich sei.

Auch geschlossene Schranken stellen für viele Verkehrsteilnehmer kein Hindernis dar. Immer wieder werden die Gleise trotz geschlossener Bahnschranken überquert. Deshalb findet alle zwei Jahre eine „Verkehrsschau“ für ein sicheres Verhalten direkt an den Bahnübergangen statt. So auch in diesem Jahr. Der genaue Termin steht allerdings noch nicht fest.

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