Nachricht aus dem Grab

Nicht viel ist über die Stifter des Kloster Tegernsee bekannt. Doch neueste Untersuchungen werfen nun ein ganz neues Licht auf die Herkunft der beiden Brüder Otkar und Adalbert. Die „Nachricht aus dem Grab“ lässt vermuten, dass die zwei wohl nicht mal aus Deutschland kamen. Modernstes Hightech hilft nun bei der Spurensuche.

Im Hochaltar der St- Quirinus Kirche im Kloster Tegernsee liegen die beiden Brüder bis heute begraben.
Im Hochaltar der St- Quirinus Kirche im Kloster Tegernsee liegen die beiden Brüder bis heute begraben. / Foto: Kassandro Lizenz: GNU-Lizenz

Ihr Erbe ist kaum zu übersehen. Seit über 1200 Jahren thront das Kloster Tegernsee am Ostufer des Tegernsees. Bis 1803 war es die wohl wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns. Doch über die adeligen Gründer Adalbert und Otkar ist bisher fast nichts bekannt.

Zwar ranken sich zahlreiche Legenden um die beiden, doch historisch gesichert ist laut dem Tegernseer Kirchenhistoriker Dr. Roland Götz vom Archiv des erzbischöflichen Ordinariat in München so gut wie nichts. Nach einer kritischen Sichtung der Quelle scheint laut Götz nur klar, dass Adalbert gut 30 Jahre lang Abt von Tegernsee gewesen ist und etwa zwischen 790 und 803 n.C. Verstarb. Über Otkar ist noch weniger herauszufinden.

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Todesursache geklärt

Da die schriftlichen Quellen demnach wenig Aussagekraft besitzen, liegen die Hoffnungen der Historiker nun auf neuesten medizinischen Untersuchungen. Denn die Skelette der beiden Stifter liegen bis heute im Hochaltar der St. Qurinus Kirche im Kloster begraben. Im Zuge der Renovierungsarbeiten vor einigen Jahren wurden diese entnommen und Proben gesichert. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

Mittels „anthropologisch-medizinischer Methoden“ wurden die Gebeine der beiden Brüder untersucht. So lässt beispielsweise das Röntgenbild Rückschlüsse auf die Jugend der Stifter zu. Es zeugt zudem von Verletzungen und den Lebensumständen der beiden Männer. Sogar die Todesursache einer der beiden Brüder konnte geklärt werden.

Stifter sind keine Bayern

Überraschende Ergebnisse liefern die Untersuchungen aber insbesondere zur Herkunft der beiden Adeligen. „Anders als bisher vermutet kommen die Brüder nämlich wohl nicht aus Bayern, nicht mal aus dem heutigen Deutschland, sondern aus dem damaligen Frankenreich“, so Götz. Laut Götz stammen diese Erkenntnisse aus den Untersuchungen des Zahnschmelzes.

Wie der Historiker erklärt, werden bei der Bildung der zweiten Zähne Mineralien aus der Nahrung gespeichert. „Und diese stammte zu dieser Zeit ja aus der unmittelbaren Umgebung“, erklärt Götz. Dank der außergewöhnlichen Zusammensetzung konnten insgesamt vier Regionen in Europa identifiziert werden, die noch infrage kommen: Irland, Schottland, Norwegen und die Bretagne.

Irland, Schottland und Norwegen wären aber schon sehr exotisch. Darum ist nun die Arbeitshypothese, dass die beiden Brüder aus der Bretagne stammen.

Warum die beiden Brüder, die bis zu ihrer Jugend wohl im heutigen Frankreich waren, später am Tegernsee ein Kloster stifteten, ist jedoch weiter Stoff für Spekulationen. Die Forscher suchen nun verschiedene Adelsfamilien, die sowohl in die Bretagne als auch nach Bayern Verbindungen hatten.

Wie weit man dort in der Hierarchie nach oben gehen möchte, ist natürlich eine andere Frage, macht Götz die Schwierigkeiten bei der Spurensuche deutlich. Klar sei aber von Anfang an gewesen, dass es sich bei Otkar und Adalbert um keine gewöhnlichen Leute gehandelt haben kann. „So jemand konnte damals kein Kloster spenden“, weiß Götz.

Die Historiker macht deutlich, dass die Suche noch lange nicht am Ende angelangt sei. Auch im Labor würden weiter die verbliebenen Proben untersucht. Hier sei in den kommenden Jahren mit weiteren Erkenntnissen zu rechnen. Die jetzigen Untersuchungen sollen nun aber auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Professor Andreas Nerlich, Chefarzt der Pathologie in den Kliniken Schwabing und Bogenhausen, sowie Götz selbst werden am 13. Februar im Museum Tegernseer Tal ihre Ergebnisse vorstellen. Es wird um telefonische Anmeldung bei Birgit Halmbacher unter 0174/9919998 gebeten.

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