Online-Zeitungen können nicht mehr aufgerufen werden. Die neueste Zugverbindung wird auf dem Smartphone nicht angezeigt. Business-E-Mails kommen nicht an. Internet ist für die meisten Menschen im Alltag unverzichtbar. Doch gestern war es mal wieder so weit: Gegen zehn Uhr morgens fiel in circa 8.000 Haushalten im Landkreis das Internet aus. Vor allem Vodafone-Kunden müssten das mittlerweile gewohnt sein, nachdem in den vergangenen Wochen mehrmals das Mobilfunknetz ausfiel. Gestern löste hingegen Kabel Deutschland für zwei Stunden eine Internet-Krise im Tal aus. Maurice Böhler, Manager Produktpresse bei Kabel Deutschland:
Grund dafür war ein Defekt an einem technischen Gerät in Waakirchen, das die Internet-Signale weiterleitet. Grundsätzlich ist das Kabel-Netz aber sehr stabil.
Dabei sind bei Kabel Deutschland Netzprobleme im Tal nichts Neues. Bereits im vergangenen Jahr sorgte der Netzbetreiber zeitweise für Totalausfälle. Doch vor allem Vodafone-Kunden haben es in den letzten Wochen schwer im Landkreis. Grund waren mehrmalige technische Defekte an einem Richtfunkmast auf dem Wallberg. Es kam zwar zu Reparaturarbeiten, doch nach ein paar Tagen ging das Procedere wieder von vorne los. Erst vergangene Woche gab es wieder Ausfälle.
Warum, weiß keiner
Warum es immer wieder zu solchen Störungen kommt, konnte uns der Mitarbeiter von Kabel Deutschland nicht beantworten, wohingegen der Mobilfunkbetreiber Vodafone für eine Erklärung erst gar nicht erreichbar war. 2014 fand eine Fusion der beiden Firmen statt, doch obwohl Kabel Deutschland demnach zu Vodafone gehört, hängt die Netztechnik laut Pressesprecher Böhler nicht zusammen.
In der Politik fühlt sich bislang aber niemand verantwortlich für diese Problematik im Tal. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es in der EU und Deutschland Überlegungen gibt, das Internet als Grundrecht anzuerkennen, ist die Haltung der Gemeinden überraschend. So betont der Rottacher Bürgermeister Christian Köck: „Da haben wir keinen Zuständigkeitsbereich.“ Auch Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn sehe keine Möglichkeit über die Gemeinden Druck auf den Netzbetreiber auszuüben.
Das mit dem Netz und der Technik ist wie mit der BOB. Wenn die Schienen defekt sind, fährt sie nicht.
Hagn habe in letzter Zeit über Das E-Werk Tegernsee immer wieder Kontakt zu Kabel Deutschland gehabt, doch man könne da nicht viel machen. Die Intention von Kabel Deutschland sei es, eine 24-Stunden-Versorgung ohne Störung zu gewährleisten. „Die Firma zieht ja keinen Profit daraus, wenn die Technik nicht funktioniert“, so der Bürgermeister.
TTT weiß nichts von Internetausfall
Aber nicht nur Einheimische sind betroffen, sondern auch Besucher. Die Tourismus-Saison im Tal steht in den Startlöchern und Reisende verlassen sich auf ein funktionierendes Netz. Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH selbst habe bisher aber nichts von jeglichen Störungen mitbekommen.
Deren Internet-Hotspots im Tal laufen zum Großteil über Kabel Deutschland, bestätigt Christian Kausch, Leiter des Zentralen Services und Prokurist bei der TTT. Doch bisher seien ihm keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen: „Es funktioniert alles. Ganz im Gegenteil, es erfreut sich alles großer Beliebtheit.“
Derzeit scheinen also die allgemeine Unwissenheit bei den Netzbetreibern und das Desinteresse der Touristikbranche zu dominieren. Sollte es zu weiteren Ausfällen rund um den See kommen, werden die Netzanbieter jedoch wohl nicht mehr um eine öffentliche Stellungnahme herumkommen. Man darf gespannt sein, wie man sich seitens der Rathäuser und der TTT dann zu dieser öffentlichen Problematik äußert.
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