Vor einer Woche hatte sich Vize-Landrat Arnfried Färber noch gegen Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen gewehrt. Auf die Äußerung von Hubert Aiwanger, Färber solle nach der Wahl auf sein Kreistagsmandat verzichten, hatte dieser nur ein “der hat mir nichts zu sagen” übrig.
Doch nachdem Färber aufgrund von TS-Recherchen einräumen musste, im Zusammenhang mit seiner Feier nicht die Wahrheit gesagt zu haben, hat ihn nun sein eigener Kreisverband zum Rücktritt aufgefordert.
So erklärt der Tegernseer Stadtrat und Vorsitzende der Kreisvereinigung der Freien Wähler, Andreas Obermüller, in einer Pressemitteilung, dass aufgrund der Affären um Kreidl und Färber das Vertrauen der Bürger immens gelitten habe:
Immer neue unerfreuliche Nachrichten erschüttern uns beinahe täglich in den Grundfesten unserer Auffassung von Demokratie. Gedächtnislücken und scheibchenweises Zugeben von nicht mehr bestreitbaren Fakten, wie wir es seit Wochen erleben, zerstören das Ansehen verdienter Politiker und erschweren einen Abgang mit Würde.
Aus dem Grund fordert die Kreisvereinigung Miesbach den amtierenden Landrat Arnfried Färber auf, sofort die Konsequenzen zu ziehen. “Persönlicher Rückzug und der Verzicht auf weitere Funktionen nach der Kommunalwahl am 16. März 2014 sind unerlässliche Voraussetzungen für einen Neubeginn”, so die klare Ansage der FWG an den 73-Jährigen. Die Partei setzt damit auch ein klares Zeichen zugunsten ihres Landratskandidaten Norbert Kerkel. So waren die halbherzigen Reaktionen der Freien Wähler zu Färbers Vorgehen in den letzten Wochen immer wieder kritisiert worden.
Doch damit soll nun Schluss sein. Wie Obermüller weiter ausführt, gelte es nun, verlorenes Vertrauen schnellstens wiederherzustellen. “Das erwartet die Bevölkerung, zu deren Vertretern wir gewählt wurden.” Der Kreisverband schließt in der Stellungnahme mit dem Hinweis darauf, dass das Landratsamt Miesbach auch ohne Landrat und dessen 1. Stellvertreter handlungsfähig sei. Daher sollte auch einem sofortigen Handeln Färbers nichts im Wege stehen.
Ursprünglicher Artikel vom 5. März mit der Überschrift: “Geburtstagskosten: Färber räumt Irrtum ein”
Die hohen Kosten des 70. Geburtstags, den Vize-Landrat Arnfried Färber im Oktober 2010 im Haushamer Alpengasthof „Glück Auf“ feierte, sorgen weiterhin für Unruhe. Vor vier Wochen veröffentlichte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee eine Auflistung der genauen Ausgaben.
Färber erklärte danach gegenüber der Tegernseer Stimme, dass rund ein Viertel der ingesamt 55.300 Euro auch der Gemeinde Hausham zugute kam. Doch die Verantwortlichen dort sehen das anders und widersprechen ihm. Färber musste seine Aussage daher heute zurücknehmen.
Im Oktober 2010 feierte Vize-Landrat Arnfried Fäber seinen 70. Geburtstag im Saal des Alpengasthofs „Glück Auf“ in Hausham, der sich in Besitz der Gemeinde Hausham befindet. Über 55.000 Euro ließ sich die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee dieses Geburtstagsfest kosten.
Vor rund vier Wochen veröffentlichte die Sparkasse im Zuge des immer größer werdenden öffentlichen Drucks dann eine Auflistung der einzelnen Posten: Druckkosten 2.600 Euro, Essen und Getränke 10.400 Euro, Nutzung der Räume 5.200 Euro und Dekoration 15.230 Euro. Mit der Steuer in Höhe von 21.000 Euro musste die Sparkasse also insgesamt 55.300 Euro bezahlen. Arnfried Färber selbst steuerte indes keinen Cent zur Feier bei.
Der in die Kritik geratende Vize-Landrat erklärte Mitte Februar gegenüber der TS in einer schriftlichen Stellungnahme, dass speziell der Bühnenboden im gemeindeeigenen „Glück Auf“-Saal in einem ziemlich ramponierten Zustand gewesen sei. „Da aber die Elferratssitzungen der Crachia bevorstanden, sollten diese Maßnahmen am Fußboden der Gemeinde Hausham zugute kommen. Die Kosten dafür beliefen sich auf mehr als 15.000 Euro“, so die Ausführungen des Vize-Landrats.
Teppich statt Renovierung
Mittlerweile ist diese Aussage jedoch widerlegt. Der Bühnenboden wurde lediglich abgeschliffen und dann ein Teppich darüber gelegt, betont Wirt Hans Seidl. Nach der Veranstaltung wurde der Teppich dann wieder abgeholt. „Der Holzboden im Saal wurde dagegen nur gereinigt, sonst ist nichts passiert“, so Seidl weiter. Das versichert auch Haushams Zweiter Bürgermeister Josef Schaftari (CSU): „Der Boden wurde nicht erneuert. Es wurde nichts renoviert.“
Auch im Nachgang der Veranstaltung habe man den Boden laut Aussage nicht ersetzt. Daher stellt Haushams Bürgermeister Hugo Schreiber (Freie Wähler) heute klar:
Das Geld wurde definitiv nicht für eine Instandsetzung des Bodens, sondern für die Dekoration des Geburtstags von Herrn Färber aufgewendet.
Auf Anfrage der Tegernseer Stimme hat Arnfried Färber heute eingeräumt, dass er sich, was den Boden im Saal betrifft, geirrt hat. Er revidiert daher seine Aussage nachträglich und erklärt nun, dass damals lediglich am Treppenaufgang zur Saalbühne und am Seitenpodest gearbeitet wurde.
„Bromme war der Saal zu billig“
Doch wie kommen die rund 15.000 Euro, die die Sparkasse unter dem Posten „Dekoration“ veranschlagt hat, dann zustande? Der Wirt des Alpengasthofs erklärt den Hintergrund so: „Das hat alles Georg Bromme bestimmt. Ihm war unser Saal zu billig. Also hat er dort alles auf den Kopf stellen lassen.“ Von teurer Dekoration und neuen Vorhängen ist die Rede. Dazu gab es reichlich Blumenschmuck. Dafür beauftragte der damalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse offenbar eigens eine Eventagentur, wie der „Glück Auf“-Wirt erzählt.
Färber selbst hatte dagegen vor drei Wochen erklärt, von dem Ausmaß der Kosten für das Fest nichts gewusst zu haben. Und das obwohl er selbst Mitglied des Sparkassen-Verwaltungsrats ist. Ob bei den bezuschussten Geburtstagsfeiern von Jakob Kreidl und Arnfried Färber alles mit rechten Dingen zuging, lässt die Sparkasse intern gerade von einer Münchner Anwaltskanzlei prüfen.
Haushams Bürgermeister Hugo Schreiber erwartet nun, dass die Sache lückenlos aufgeklärt wird. In der kommenden Woche wird sich daher auch der Rechnungsprüfungsausschuss des Kreistages mit den Kosten für Färbers Geburtstag beschäftigen. Dem Ausschuss gehört auch Schreiber an. „Ich will Rechnungen sehen, die zeigen, für was die 15.000 Euro genau ausgegeben wurden. Dann sehen wir weiter.“
Rechtsaufsicht beginnt mit Prüfung
Arnfried Färber selbst will die interne Prüfung der Sparkasse nun abwarten und sich dann nochmals einen detaillierten Einblick in alle Rechnungen verschaffen. Erst dann wolle er entscheiden, ob er sich an den Kosten der Feier beteilige. An seiner Kandidatur für den Kreistag hält er jedoch auch weiterhin fest. Auch einen Rücktritt schließt Färber erneut aus.
Die Regierung von Oberbayern prüft derweil in ihrer Funktion als Rechtsaufsicht seit heute, ob die Sparkasse mit ihrer Beteiligung an den Kosten unter anderem für die Feste von Landrat Jakob Kreidl und seinem Stellvertreter Arnfried Färber interne Bestimmungen verletzt hat. Die Stellungnahmen von Landratsamt und Kreissparkasse seien eingegangen, so ein Sprecher. Wann hier erste Ergebnisse vorliegen werden, sei derzeit noch nicht abzusehen.
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