Am 22.3.2015 entschieden sich die Otterfinger per Bürgerentscheid für ein neues Sportzentrum am Altstandort am Nordring. Die Planungskommission beantragte ein Schallschutzgutachten. Aber zu hohe Immissionswerte machten dem Sportzentrum einen Strich durch die Rechnung. Aus diesem Grund wurde ein neues Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben. Die Gemeinde plädierte für einen neuen Standort und hatte eine zweckgebundene Fläche am Ortsrand an der Kreuzstraße ins Auge gefasst.
Auf Antrag des Gemeinderatsmitglieds Michael Falkenhahn traf sich der Gemeinderat nun gestern Abend zu einer Sondersitzung. Dominik Prislin vom Büro Greiner präsentierte den Anwesenden das aktuelle Lärmschutzgutachten und erörterte in einem umfassenden Bericht die relativ hohen Immissionsauflagen im Falle eines Neubaus am Altstandort.
Lärmschutzgutachten spricht gegen Neubau
„Bei einem Umbau gelten verschärfte Schallimissionsrichtlinien“, klärte Prislin gleich zu Beginn der Sitzung die Anwesenden im fast voll besetzten Saal auf. Anhand verschiedener Möglichkeiten stellte der Gutachter die einzuhaltenden Immissionsrichtlinien dar. In einer ersten Variante ging er von einem Sportzentrum ohne Hartplatz aus. Stockschützen- und Beachvolleyballplatz müssten dann ausgelagert werden.
Die zweite Variante berücksichtigte eine 3-fach Turnhalle, die südlich an den Nordring anschließt und gleichzeitig als Schallschutz dienen soll. Mit einem Eingang zur Halle nördlich und einer Zufahrt zu den Parkplätzen direkt über die B13. In einer dritten Variante sprach er von einem zusätzlichen Lärmschutz bis maximal vier Meter inklusive einer Tribünenüberwachung, die als Schallschutzmaßnahme dient.
Ein immissionsbelastetes Damokles-Schwert schwebt über Otterfing
„Eine Lärmschutzwand müsse mindestens 200 Meter lang und 8 Meter breit sein“, betonte er, fügte aber gleichzeitig hinzu: „Auch mit einer Mauer wird der Lärmpegel so hoch sein, dass ein uneingeschränkter Sportbetrieb nicht mehr möglich sein wird.“ Auch außerhalb der Ruhezeiten habe man Imissionsüberschreitungen von bis zu dreizehn Dezibel festgestellt. Fünf seien normal, so Prislin. Vom Lärm betroffen wären insbesondere die an den Fußballplatz grenzenden Anwohner im Erdgeschoß und in den ausgebauten Dachwohnungen. Eine Nutzung in dieser eingeschränkten Form sei am Altstandort – auch im Hinblick auf Veranstaltungen – unter diesen Bedingungen nicht möglich, so Prislins Bilanz.
Thomas Hogger (Grüne) warf ein, dass bei der Planung der Altanlagen-Bonus (Bestandsschutz) zu beachten sei. Dieser besagt, dass Sportanlagen, die vor der 18. Sportanlagenlärmschutzverordnung im Jahr 1991 errichtet worden sind, von festen Betriebszeiten absehen dürfen. Vorausgesetzt, ihre Immissionswerte werden nicht um weniger als 5 Dezibel überschritten. Darauf entgegnete Prislin: „Laut Bestand ist das Sportzentrum keine Altanlage mehr.“ Heinz Hirz, Leiter der Bauabteilung meint:
Es geht nicht um drei Lutscher, sondern um einen Haufen Geld. Sie können sich drehen und wenden wie Sie wollen. Das kostet alles eine Menge Geld. Mit dem Ergebnis, erhebliche Nutzungseinschränkungen in Kauf nehmen zu müssen. Das Gutachten ist doch eindeutig. In so einen Standort würde ich nicht investieren.
Die Zweite Bürgermeisterin Ulrike Stockmeier (FWG) gab zu bedenken: „Das Bürgerbegehren wurde mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit entschieden. Der Entscheid kann doch nicht auf einer Aussage aufgebaut worden sein, die jetzt widerrufen wird. Und ganz bestimmt kann es nicht unser Ziel sein, eine Sportanlage in die Pampa zu verlegen, damit alles funktioniert. Hätten wir unser Haus mehr gepflegt, würden wir mit unserem exzellenten Standort nicht vor dem Nullzustand stehen. Dieses Haus könnten wir renovieren. Und wir würden nichts verlieren.“
Bürgermeister Jakob Eglseder entgegnete daraufhin:
Ich darf Sie an unser bereits im Jahr 2001 erstelltes Gutachten erinnern. Eine Sanierung kommt teurer als ein Neubau. Es ist dringend abzuwägen, ob Sie soviel Geld investieren wollen.
Architekt und Stadtplaner Konrad Fischer gab bei der Bekanntgabe der Gesamtbaukosten zu verstehen, dass dies eine vorsichtige-realistische Schätzung sei. Seine Aufgabe war es zu prüfen, welche der gewünschten Nutzungen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten realisierbar seien und welche Kosten dabei entstehen würden.
In einem 2-Stufen-Testentwurf, der einmal den Erhalt und einmal den Abbruch des Otterfinger Hofes bedachte, wurden die Gesamtbaukosten auf 17,6 Millionen Euro geschätzt. Darin eingerechnet die Kosten für die Freiflächen mit ungefähr 2,7 Millionen, einer Lärmschutzwand mit angesetzten Kosten in Höhe von 0,65 Millionen Euro, einer Linksabbiegerspur auf der Staatsstraße mit 0,36 Millionen und einer Dreifachturnhalle mit 9 Millionen Euro. Der Abbruch des Otterfinger Hofes wurde mit 0,36 Millionen Euro veranschlagt, der Bau eines Parkdecks mit 3,5 Millionen Euro und die Entstehung einer neuen Gastronomie mit knapp einer Million Euro.
Thomas Hogger (Grünen) stellte angesichts der hohen Kosten die Frage, ob es überhaupt Sinn mache, den Sportpark unter den gegebenen Bedingungen weiterzuenwickeln. „Das wären ja runtergerechnet 2.500 Euro pro Bürger. Diese Summe ist unangemessen.“
Mit einer Bitte wandte sich Robert Schüßlbauer (CSU) an die Anwesenden: „Nehmen wir Abstand und schauen wir uns die Sache neutral an. Wir haben verschiedene Gutachten erstellt und Fachleute sprechen lassen. Letztendlich können wir nichts entwickeln, sondern nur Rückschritte machen. Verabschieden wir uns von dem Gedanken eines Neubaus am Altstandort.“
Ist das Projekt noch realistisch
Stockmeier (FWG) entgegnete: „Alle siebzehn Gemeinderäte sollten sich zusammensetzen und einen Weg für unseren Sport finden. Das wird nicht möglich sein, ohne Verkaufsgedanken zu haben. Diese wiederum würden aber unsere Infrastruktur durcheinander bringen. Das muss sich erstmal setzen.“
Auf den Einwand, ob ein finanzieller Vorteil entstehen würde, wenn man am Altstandort festhielte, antwortete Stadtplaner Fischer: „Nur, wenn die Altanlage nicht angerührt wird.“ Abschließend rief Bürgermeister Eglseder die Otterfinger Bürger auf, sich ebenfalls Gedanken zu machen. Und auch „der Gemeinderat habe nun die Aufgabe, zu schauen, wie es mit unseren Sportvereinen weitergeht.” Damit geht eine weitere Sitzung ohne Ergebnis zu Ende. Ob das Projekt mit Kosten von 17,6 Millionen und viel zu hohen Immissionswerten überhaupt realisierbar ist, darf bezweifelt werden.
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