„Nicht nur jammern und schimpfen“

Nach der Kritik, folgte heute das Happy End: Die beiden Asylhäuser am Waakirchner Buchkogl wurden eingeweiht. Dabei war den Verantwortlichen nicht nur die Unterbringung von Flüchtlingen wichtig, sondern auch etwas für die Einheimischen zu schaffen.

Von Links: Alexander Radwan, Sepp Hartl, Andreas Hagleitner und Wolfgang Rzehak bei der Einweihung der Gemeindehäuser am Buchkogl.
Von Links: Alexander Radwan, Sepp Hartl, Andreas Hagleitner und Wolfgang Rzehak bei der Einweihung der Gemeindehäuser am Buchkogl.

„Das ist das Symbol dafür, dass wir nicht nur jammern und schimpfen“, erklärt Landrat Wolfgang Rzehak. Gemeint sind die beiden neuen Gemeindehäuser in Schaftlach am Buchkogl, die heute offiziell eingeweiht wurden. Dabei handelt es sich um zwei Gebäude mit jeweils vier Sozialwohnungen mit je 52 Quadratmeter auf zwei Stockwerken verteilt. Im Erdgeschoss sind die Wohnungen rollstuhlgerecht und barrierefrei gebaut.

Das Großprojekt stieß allerdings zunächst auf Kritik, denn in die Wohnungen sollen 32 Flüchtlinge einziehen – die ersten kommen bereits kommenden Montag aus der Holzkirchner Traglufthalle. Doch im Laufe der Planungen konnten auch die Einheimischen von den Gemeindehäusern überzeugt werden.

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Erst Flüchtlinge, dann Einheimische

Denn der Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Kommunalunternehmen Wohngesellschaft Waakirchen – das extra für diesen Bau gegründet wurde – beläuft sich auf zehn Jahre. Nach Ablauf dieser zehn Jahren müssen die 32 Asylbewerber wieder ausziehen.

Die Wohnungen sollen dann 40 Jahre lang für Einheimische zur Verfügung stehen. „Wir haben in der Finanzierung 46.000 Euro für etwaige Renovierungskosten vorgesehen. Die Häuser werden neuwertig übergeben“, verspricht Andreas Hagleitner, Chef des Kommunalunternehmens. Man habe bei der Entwicklung das Hauptaugenmerk auf die Zeit nach den zehn Jahren gelegt, das heißt auf die Einheimischen.

Solange die Wohnungen von Asylbewerber genutzt werden, sind sie an das Landratsamt Miesbach vermietet. Das hat die Wohnungen auch mit den Möbeln, die bereits aufgebaut und installiert wurden, ausgestattet: Vier Betten aufgeteilt auf zwei Schlafräume, die Küche, Waschmaschine und Trockner im Bad und Tisch und Stühle.

Der Landrat ist zufrieden

Für die Gemeinde Waakirchen gestaltet sich das Projekt insgesamt günstig: Statt der zunächst geplanten Container-Landschaft können die Wohnungen später an Einheimische mit geringen finanziellen Mitteln vermietet werden.

Außerdem müsse sich laut Hagleitner die Regierung von Oberbayern um die meisten Reparaturarbeiten kümmern und die Miete liege über dem Niveau vergleichbarer Häuser in Waakirchen. „Das Projekt finanziert sich selbst. Die Gemeinde musste bis auf die 15.000 Euro Startkapital für das Kommunalunternehmen nichts beisteuern“.

Im April begannen die Bauarbeiten, bereits im Juni wurde das Richtfest gefeiert. Heute fand die Einweihung und der Tag der Offenen Tür statt. Und der Andrang war groß: Neben Landrat Wolfgang Rzehak, Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl und anderen Vertretern besichtigten viele Neugierige die neuen Immobilien. Rzehak ist zufrieden:

Was wir hier sehen, ist ein Vorbild, etwas worauf wir stolz sein können – zwei Häuser mit Modellcharakter. Es zeigt, was man erreichen kann, wenn man zusammensteht und festen Willens ist. Auch Widerstände kann man überwinden.

Von den Asylbewerbern, die im Landkreis Miesbach untergebracht sind, würden laut Rzehak knapp 60 Prozent anerkannt. Und die müsse man unterbringen. „Wir sind uns einig, da hilft es nichts, den Kopf in den Sand zu stecken.“ Man müsse die Probleme angehen und lösen.

Die Gemeindehäuser werden erst für die Asylbewerber, dann für Einheimische genutzt.
Die Gemeindehäuser werden erst für die Asylbewerber, dann für Einheimische genutzt.

Wenn die Traglufthallen in Holzkirchen und Rottach Anfang 2017 aufgelöst werden, „wollen wir die Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen“, so Rzehak. Dieser Meinung ist auch Bürgermeister Hartl:

Integration beginnt da, wo man sich wohl fühlt.

Und das könne mit den beiden Gemeindehäusern gelingen. Bevorzugt werden Asylbewerber-Familien oder Flüchtlinge, die bereits in Schaftlach und näherer Umgebung 1-Euro-Jobs erledigen. „In der Pizzaria zum Beispiel arbeiten welche“, erzählt Hagleitner.

Der wichtigste Aspekt bei den Planungen und dem Bau war, die Wohnungen so günstig aber hochwertig wie möglich zu bauen. Insgesamt hat das Projekt 1,07 Millionen Euro gekostet. Im Vergleich zu den Kosten für die Traglufthallen auf lange Sicht wesentlich günstiger: „Allein die Holzkirchner Halle kostet pro Jahr 1,1 Millionen Euro“, so Landrat Rzehak bei seiner Rede.

Integration als tägliche Aufgabe

Dabei wurde bei den Wohnungen gespart, „wo man sparen kann.“ So gibt es beispielsweise keinen Keller und die Treppenhäuser liegen außen, sodass sie wenig Wohnfläche verbrauchen. Auch bei der Ausstattung, wie zum Beispiel der Duschkabinen, habe man laut Hagleitner viel Geld eingespart. „Alles, was bleibt, wurde allerdings hochwertig und beständig gebaut“. Zudem sind die Häuser energetisch mit Solaranlagen und Gas-Brennwerttechnik auf dem neuesten Stand.

Das Anliegen des Landrats: „Manchmal hört man ja die Kritik: ‘Für Geflüchtete wird alles getan und für die Deutschen ist kein Geld da.’“ Doch mit den beiden neuen Gemeindehäusern will man dem entgegenwirken. Das Hauptaugenmerk lag bei dem Projekt auf den Waakirchnern und dennoch sei am Buchkogl eine menschenwürdige Unterbringung für 32 Asylbewerber für die kommenden 10 Jahre errichtet worden. „Integration ist eine tägliche Aufgabe und die packen wir an“, so Rzehak abschließend.

Fotostrecke von der Einweihung:

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