Ergänzung vom 13. April / 15:17 Uhr
Seit dem 29. März ist die ehemalige Müller-Brot-Filiale in der Tegernseer Hauptstraße geschlossen. Laut Informationen des Merkur soll es aber für die frühere Bäckerei an prominenter Stelle einen neuen Nachmieter geben. Dennys Krupp, bisher Betreiber einer Rottacher Bäckerei, möchte in dem Gebäude in der Nähe der Rosenstraße, eine Zweigstelle eröffnen.
Ab Mai, so Hauseigentümer Horst Billenkamp soll es losgehen. Und Billenkamp betont gegenüber dem Merkur: “Das neue Geschäft mit Stehcafe ist ein echter Gewinn für Tegernsee.”
Ursprünglicher Artikel vom 30. März mit der Überschrift: “Wiesseer Müller-Brot-Filiale darf als einzige weitermachen”
Die Folgen des Hygiene-Skandals des Neufahrner Backwarenproduzenten Müller-Brot haben nun endgültig auch das Tegernseer Tal erreicht. Waren es vor fünf Wochen „nur“ Lieferengpässe, steht nun fest: Vier von fünf Filialen rund um den See schließen oder sind bereits dicht.
Auf Nachfrage bei der zuständigen Bezirksleiterin Sabine Klopfer ist zunächst nur zu erfahren: „Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr.“ Ihr Hinweis sich an die Pressestelle in Neufahrn zu wenden, geht mit den Worten einher: „Bitte quälen sie mich nicht.“
Bekannt ist in jedem Fall, dass am gestrigen Donnerstagnachmittag eine Betriebsversammlung stattfand, bei der auch Müller-Brot Mitarbeiter vom Tegernsee anwesend waren. Spätestens hier wurde den Angestellten klar, dass sie ab sofort arbeitslos sind. Das erfahren wir dann aus erster Hand von Verkäuferinnen direkt vor Ort.
Tegernsee, Rottach und zweimal Bad Wiessee
Drei Müller-Brot-Eigenbetriebe gibt es im Tal. Betroffen sind die Filialen in Tegernsee und in der Münchner Straße in Bad Wiessee. Außerdem werden die Müller-Brot-Shops in Rottach-Egern und im Tengelmann in Bad Wiessee dicht gemacht. Einzig die Filiale am Wiesseer Lindenplatz bleibt bestehen und ist auch weiterhin geöffnet.
Insgesamt werden ein Drittel aller Eigenbetriebe und Dreiviertel aller Müllerbrot-Mitarbeiter sowohl aus Produktion und Verkauf entlassen. Rund 100 Filialen dürfen weiter bestehen. Von 1.250 Mitarbeitern bleiben gerade einmal 500 übrig.
Auf der gestrigen Betriebsversammlung sei es nur um die Eigenbetriebe gegangen, erklärt man uns in Bad Wiessee. Bereits heute hat die Verkäuferin von der Münchner Straße den Laden leer geräumt – samt Restwarenbestand und Geschirr. „Zum Glück werde ich am Lindenplatz weiterbeschäftigt“, so die langjährige Mitarbeiterin.
Einer der wenigen Kunden während unserer Fahrt um den See bringt das seiner Meinung nach “anrüchige Geschäftsgebaren” der Unternehmensführung auf den Punkt:
Die Umsatzzahlen sind schlecht und man will die Anzahl der Mitarbeiter reduzieren. Entlassungen sind aber teuer, weil dann normalerweise hohe Abfindungen zu zahlen sind. Der einfachste Weg ist hier doch ganz klar die Insolvenz.
Wahrscheinlich ist die Produktionsstätte in Neufahrn mittlerweile die sauberste in ganz Deutschland.
In der Filiale am Lindenplatz ist weiterhin zu erfahren, dass bei einem Großteil der Beschäftigten die, in der Regel auf eine halbes Jahr befristeten, Zeitarbeitsverträge nicht verlängert werden.
Markenname Müller verbraucht?
Diejenigen, die ihren Job behalten dürfen, trauen der Sache dennoch nicht. „Klar schaue ich mich seit einiger Zeit auch nach anderen beruflichen Perspektiven um“, so eine Mitarbeiterin, die ebenfalls ungenannt bleiben möchte.
Bisher sei man am Lindenplatz unterbesetzt gewesen. Aber ob alle übernommen werden können, scheint mehr als fraglich. Wie es nun weitergehen wird, wissen die Mitarbeiter auch noch nicht so genau: „Vielleicht wird die Marke Müller geändert, weil der Name verbraucht ist. Früher stand der Name noch für Qualität. Heute verbindet die Öffentlichkeit mit Müller-Brot einen Lebensmittelskandal.”
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