Netz-Ausfälle ohne Ende
o2 ist wieder online – sagt o2…

Über eine Woche lang hatte das Netz von O2 im Tegernseer Tal scheinbar Schluckauf. Jetzt soll wieder alles funktionieren.

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o2 spinnt im Tegernseer Tal. / Foto: Unsplash; von Antoine Barres

Vergangene Woche wurden rund um das Tegernseer Tal verschiedene Basisstationen gewartet. Die verstärken die Signale, damit wir im Internet surfen können oder telefonieren. Bei einigen dieser Stationen geht es um die Aufrüstung auf 5G. Viele Kunden aus dem Tal hatten dadurch leider keine stabile Verbindung an das Netz. Nun erklärt ein O2-Sprecher: “Unsere Netztechniker:innen haben den Umbau am Mobilfunkstandort Rottach-Egern abgeschlossen. Hier profitieren unsere Kund:innen nun von neuer Netztechnik und einem verbesserten Netz. Das schließt die 2G/GSM-, 4G/LTE- sowie ab sofort auch die 5G-Nutzung ein. Darüber hinaus wurden die Richtfunkverbindungen zu benachbarten Standorten wiederhergestellt, sodass unsere Kund:innen wieder jederzeit reibungslos surfen und telefonieren können.”

Ursprünglicher Artikel vom 03. Juli; 14.30 Uhr:

Maria G. aus Rottach-Egern ist mächtig sauer. Sie ist Kundin des Mobilfunkanbieters o2 und seit geraumer Zeit ohne Anbindung an die Welt. “Seit über einer Woche stehe ich ohne Netzbetrieb dar. Mich erreicht keiner.” Das gilt auch für Andreas B. Seine Mutter, bettlägerig, wartet auf seine Anrufe. Dank o2 ist die Kontaktaufnahme mehr als mühsam. “Ich mache das jetzt von der Arbeit aus”, erklärt er uns. Immer wieder werden wir von Lesern angefragt: Was ist da los? Technische Probleme – das kann immer passieren. Auch die Konkurrenz lässt zuweilen Haushalte digital links liegen. Aber über so einen langen Zeitraum?

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Großkonzern mit Wachstumszahlen – nur beim Service hapert’s eben

Nun ist o2 Deutschland keine Start-up Bude mit überforderten Jung-Managern. Hinter dem Unternehmen steckt der weltweit agierende Telekommunikationsgigant Telefónica (weltweit 48 Milliarden Euro Umsatz, 120.000 Mitarbeiter). In Deutschland haben Millionen Menschen einen Mobilfunkvertrag und/oder ein Internetanschluss für das Eigenheim mit dem Unternehmen abgeschlossen. Telefónica Deutschland feiert sich so ab: ”Der Telekommunikationsanbieter o2 Telefónica ist gut in das Geschäftsjahr 2024 gestartet und hat im ersten Quartal seinen profitablen Wachstumskurs fortgesetzt. Wir haben einen starken Start in das Jahr 2024 hingelegt und erneut profitables Wachstum geliefert.”

Gute Umsatzzahlen sind dufte. Nur: Beim Kundenservice scheint man gespart zu haben. Seit mehr als zehn Tagen sitzen Menschen im Tal digital auf dem Trockenen. Was ist da los? Wir schicken o2 einen normalen Fragenkatalog (Ironie: nachdem über Tage in der Pressestelle in München keiner an das Telefon ging) und erhalten, einen eher allgemeinen Erklärungstext.

Wenig Substanz, aber wenigstens gegendert

Weil er so faktenfrei, aber dafür gegendert ist, möchten wir Fragen und Antworten der verärgerten Kundschaft im Tegernseer Tal nicht vorenthalten:
Wir schrieben: Im Tegernseer Tal haben Sie seit geraumer Zeit ein Problem. Bei uns laufen massiv Beschwerden Ihrer Kunden ein. Dazu haben wir Fragen:

Wie kommt es zu den Ausfällen? Wussten Sie davon im Vorfeld (Stichwort Wartungsarbeiten) und wie haben Sie ihre Kunden darüber informiert? Wie lange dauern diese Störungen an? Wie entschädigen Sie die Kunden dafür? Wie lassen sich die Störungen lokal eingrenzen?

Nach Rücksprache mit unseren Netztechniker:innen kann ich Ihnen nun Folgendes mitteilen:

Aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen an einem unserer Mobilfunkstandorte in Rottach-Egern kann es derzeit leider zu vorübergehenden lokalen Einschränkungen bei der mobilen Telefonie und Datennutzung kommen, was wir sehr bedauern. Unsere Netztechniker:innen haben die Hardware vor Ort ausgetauscht und gegen modernste Netztechnik ersetzt. Durch die Maßnahme können wir unseren Kund:innen vor Ort ein noch leistungsfähigeres Netz für ihre digitale Anwendungen bieten. Erstmals funkt damit am Standort auch der moderne 5G-Mobilfunkstandard. Da der Standort u.a. mit dem Mobilfunkstandort in Bad Waldsee vernetzt ist, kann es leider auch hier zu Einschränkungen kommen. Unsere Netztechniker:innen arbeiten daran, die erforderlichen Restarbeiten schnellstmöglich abzuschließen, damit unsere Kund:innen wieder wie gewohnt reibungslos telefonieren und surfen können.

Sollten Kund:innen vor Ort von längeren Einschränkungen betroffen sein, können sie sich jederzeit an unseren Kundenservice wenden, um das Anliegen mit unseren Servicemitarbeitern zu prüfen und gemeinsam eine auf ihre persönlichen Vertragsgegebenheiten angepasste, individuelle Lösung zu finden.”

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Kundenbeschwerden auch bei uns auf der Facebook-Seite – kein Ruhmesblatt für o2?

Nun sind in Deutschland die Telekommunikationsanbieter allesamt im Krisenmodus. Die fetten Jahre sind vorbei. Vodafone, die Nummer 2 hinter der Telekom, baut gerade massiv Stellen ab, fährt einen rigiden Sparkurs. Trotz angeblicher Investitionen in Netz und Servicequalität steht das Unternehmen weiter unter Druck. Abgehende Kunden, Kabelnetzausfälle und Kapazitätsprobleme treffen auf unzufriedene und unmotivierte Mitarbeiter. Darüber berichtet Handelsblatt unter Berufung auf Informationen aus den Konzernkreisen.

Krise bei Telekommunikationsunternehmen?

Und auch die Telekom hat nicht die besten Zahlen in diesem Jahr präsentiert. Und jetzt müssen alle Konzerne in eine Umstellung auf 5G investieren. Das ist mühsam. Aber worum genau handelt es sich dabei? Derzeit erfolgt die beste Datenübertragung in Deutschland im Bereich 4G (LTE). Die Zukunft liegt im Standard 5G, der seit Juli 2019 in einigen deutschen Städten verfügbar ist und seitdem kontinuierlich ausgebaut wird. Bis 2025 sollen 99 Prozent der Fläche mit 5G versorgt werden. 5G steht für die 5. Generation des Mobilfunks.

Die Besonderheit von 5G ist die extrem hohe erzielbare Datenrate von bis zu 10Gbit pro Sekunde sowie die geringe sogenannte Verzögerungszeit (Latenz). Mit einer bis zu 10-fach höheren Datenübertragung als LTE ermöglicht die neue 5G-Mobilfunkgeneration nahezu eine Echtzeit-Übertragung. Was haben wir denn davon?

  • Schnelleres mobiles Internet für Kommunikation und multimediale Anwendungen.
  • Vernetzte Mobilitätsangebote (z.B. autonome und miteinander vernetzte Fahrzeuge)
  • Bessere Netzstabilität bei Großveranstaltungen (z.B. bei Festival- und Stadionbesuchen)
  • Smart Metering (z.B. Strom-, Gas- und Wasserverbräuche automatisch ablesen) und Smart Home-Technologien.
  • Verringerung von Pestizideinsätzen in der Landwirtschaft durch den Einsatz digitaler Steuerungstechnik
  • Versorgung ländlicher Regionen (z.B. Telemedizin).

Aber diese Umstellung, verbunden mit viel Wartung, bedeutet auch viel Störung. Ob das nun wirklich bei o2 der Fall ist oder war, ist nicht nachzuprüfen. Das kann man offensiv und klug kommunizieren, oder man lässt den Kunden im Stich und erzählt nur auf mühsames Nachfragen etwas.
Daraus sollte jeder seine zukünftige Vertragsentscheidung treffen. Maria G. aus Rottach-Egern jedenfalls wird, wie sie uns zeigt, zum Staatskonzern Telekom wechseln.

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