„Kommen jetzt die Russen“, schallt Christian Pawlak (51) aus Gmund oft sorgenvoll vom Straßenrand entgegen, wenn er einmal jährlich mit Original US-Militär-Jeeps der Baureihe Willy MB im Konvoi um den Tegernsee kurvt. Diesmal waren es knapp 30 Oldtimer, die in Bad Wiessee einen Stopp einlegten.
„Alle Fahrzeuge, die hier mitmachen, sind aus den Jahren 1941 bis 1945. Es sind alles Original Willys Jeeps“, sagt Pawlak, der an diesem Wochenende zum 5. Treffen geladen hatte und unter dem Zuspruch ächzt:
Es werden jedes Jahr mehr. Ich fahre seit 30 Jahren solch einen Jeep und wollte vor fünf Jahren einfach mal so ein Treffen organisieren. Dass dies aber solche Ausmaße mit 50 Gästen annimmt, habe ich nicht gedacht.
Einige Fahrer nahmen auch eine weite Anfahrt auch sich, sie kamen aus dem ganzen Bundesgebiet, aus England, Italien und Österreich. Doch die Wallbergstraße war wohl für einige Offroad-Opas der Härtetest. „Bei diesen Original-Willys gibt es halt mal kleinere Probleme“, so Veranstalter Pawlak. Letztlich kamen aber alle bis zum Wallbergmoos.
Weiter ging es über Rottach-Egern und Tegernsee zur Umrundung des Taubenbergs. Traditionell gab’s dann zum Abschluss in Gmund Hamburger.
Offroad-Opas
„Bei dem Jeep, den ich aktuell auch bereits seit 1992 fahre, handelt es sich um einen 1945er Willys MB. Er gehört zu den letzten gefertigten Fahrzeugen“, erzählt der Internist Pawlak stolz über den Großvater der SUV’s. Gebaut wurde er ab Juni 1940 für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg, hauptsächlich von Willys Overland und Ford.
Die bis Kriegsende rund 630.000 produzierten Jeeps mit dem Kürzel „MB“ trugen so ihren Teil zum Sieg der Alliierten bei. Mit dem Allrader konzipierten sie aber auch den ersten echten Geländewagen. Er diente später als Vorbild für Autos wie dem Land Rover Defender, der Mercedes G-Klasse oder dem Toyota Land Cruiser.
Heute haben Allrad-Fahrzeuge in Deutschland bereits einen Marktanteil von 18 Prozent. Der SUV-Boom mit jährlich 600.000 Neuzulassungen wird weiter wachsen, prognostiziert eine Studie, die der Zeitschrift Auto Motor und Sport vorliegt.
„Wir sind keine Kriegsspielanhänger“
Doch die High-Tech-Vehikel von heute sind natürlich nicht mit Pawlaks Willy MB vergleichbar. Unter seiner Motohaube bringt es der Vierzylinder auf gerade mal 60 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern. Doch dem Spaß am Fahren tut dies offenbar keinen Abbruch, wie Pawlak auf seiner Homepage formuliert.
Sie alle verbinde die Leidenschaft für ein Fahrzeug, das Geschichte geschrieben habe – den Jeep. „Gerade weil er heute noch im Original auf der Straße zu sehen ist und weil er einfach handwerklich ein faszinierendes Stück Technik darstellt, treffen wir uns gerne in Jeep-Runden und bestaunen gegenseitig unsere zahlreichen Modelle.” Wenn man dann noch historische Kleidung trage, sei dies einfach nur “eine Hommage an das Original – nicht mehr”.
Keinesfalls seien sie vergangenheitsbezoge Militaria- oder Kriegsspielanhänger, oder in irgendeiner Form extremistisch angehaucht. „Im Gegenteil“, so Pawlak; „Wir leben als 100% demokratisch gesinnte Mitmenschen gerne friedlich und fröhlich im Jetzt & Hier“.
Eine kurze Fotostrecke von der gestrigen Ausfahrt
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