Omas demonstrieren gegen AfD in Kreuth

Die AfD tagt in Kreuth im Hotel zur Post. Der Hotelier sieht’s entspannt und freut sich – der Bürgermeister zeigt sich wenig begeistert. Und die Omas demonstrieren ihren Unmut mit einer Mahnwache.

(v.l.) Ursula Nonne, Inge Pflügel und Irmi Ammer wollen sich einsetzen … / Foto: Nina Häußinger

Irmi Ammer (65) und ihre Freundin Inge Pflügel (62) aus Holzkirchen sind „Omas“, die sich einsetzen. Sie kommen aus der Generation der Mütter gegen Atomkraft – „Jetzt sind wir eben Omas gegen Rechts“, lacht Ammer während sie ihr Schild mit eben genau diesem Spruch vor dem Gasthof zur Post in Kreuth hochhält.

Gekommen sind die insgesamt rund 15 Frauen und Männer – aber nicht nur aus Holzkirchen. Auch RosenheimerInnen und MünchnerInnen sind dabei. Die Idee: Ein Zeichen gegen die Tagung der AfD-Landtagsfraktion setzen. Die findet nämlich seit gestern in der Kreuther Post statt.

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Ältere Frauen müssen als Gruppe auftreten

Ammer bedauert, dass nur so wenige Frauen kommen konnten. „Das ganze war leider sehr kurzfristig“, erklärt sie. Es habe einen Rundruf gegeben, um Frauen zu mobilisieren. Sie sei von Sigrid Esslinger aus Valley angerufen worden. Gemeinsam habe man vor Jahren für ein senderfreies Oberland demonstriert, daher kenne man sich.

Sie und ihre Freundin sind das erste Mal für die Omas gegen Rechts im Einsatz. Die Organisation gibt es dagegen schon länger. Im Januar 2018 wurde sie in Deutschland von zwei Frauen gegründet. Die Idee kam aus Wien, dort bestand die Gruppe schon zuvor. Das Ziel ist, sich als zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative in den politischen Diskurs einzumischen. Mit augenfälliger Symbolik erheben ältere Frauen, sogenannte OMAS, ihre Stimme zu den Problemen und Fragestellungen der heutigen Zeit. Auf der Webseite heißt es weiter:

Die ältere Frau als öffentliche politische Kraft ist nicht in unserem kollektiven Bewusstsein gespeichert. Deshalb müssen Frauen öffentlich auftreten, nicht als Einzelperson und Ausnahme, nicht als Star, sondern als Gruppe, die auffällt.

Heute also hielt die Gruppe eine Mahnwache gegen die Tagung der AfD in Kreuth ab. Ursula Nonne übergab stellvertretend für alle sowohl an den Betreiber des Hotels zur Post Michael Rauh, als auch an den Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider einen offenen Brief.

Hotelier Michael Rauh bekam einen Brief von der Organisation “OMAS gegen Rechts” überreicht / Foto: Nina Häußinger

Darin wird Rauh gebeten, die AfD nicht indirekt darin zu unterstützen, dass die Partei sich im Landkreis und dem Tegernseer Tal ausbreiten kann. Zwar verstehe man, dass ein Wirt auch wirtschaftliche Gründe hat, trotzdem solle daraus keine Tradition werden, finden die Frauen. Hotelier Rauh sieht das anders:

Ich finde es interessant, dass sich wieder was tut in Kreuth. Ich habe die CSU sehr vermisst.

Bisher war die große CSU-Klausurtagung Anfang Januar in Kreuth Tradition und hat den einheimischen Hotels und Betrieben einiges an Umsatz beschert. Doch seit die parteinahe Hanns-Seidel-Stiftung seit 2016 wegen einer Mieterhöhung aus dem alten Wildbad ausgezogen ist, ist es ruhig geworden in Kreuth.

Rauh erklärt, dass er die AfD zwar durchaus auch kritisch sehe, da er sie jetzt aber im eigenen Haus habe, könne er direkt sagen, was ihm nicht gefällt. Er findet, seit die AfD in der Politik dabei ist, seien die Diskussionen wieder intensiver geworden und auch das generelle Interesse größer. Den Brief der „Omas“ wolle er sich trotzdem mal durchlesen.

AfD tagt hinter verschlossenen Türen

Auch der ehemalige Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen ist mit seiner Frau gekommen. Er findet die Aktion gut und will das Anliegen unterstützen. „Ich bedauere sehr, dass sich die AfD so in den Vordergrund drängt. Das darf nicht einfach so hingenommen werden“, so Janssen.

Auch Bürgermeister Josef Bierschneider bekam einen Brief überreicht / Foto: Nina Häußinger

Und auch Bürgermeister Josef Bierschneider zeigt sich wenig begeistert, die AfD im eigenen Ort zu haben. Er erklärte bereits im Vorfeld: „Ich bedauere es sehr, dass die AfD-Landtagsfraktion jetzt in Kreuth ihre Klausur abhält. Wir als Gemeinde bemühen uns um einen guten Ruf, auch für unser Bergsteigerdorf. Aber eine solche Tagung einer Partei, die dem rechten Rand angehört, passt nicht zu uns.“

Von den Mitgliedern der AfD war am heutigen Mittwoch niemand in Kreuth anzutreffen. Hinter verschlossenen Türen sollen bis morgen unter anderem personelle Details besprochen werden.

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