Auf der gestrigen Versammlung des Rottacher Verkehrsvereins standen Georg Overs und Harald Gmeiner Rede und Antwort. Dabei mussten sie sich viel Kritik von Seiten der Vermieter gefallen lassen.
Die Jahreshauptversammlung des Rottacher Verkehrsvereins versprühte gestern einen Hauch von Krisensitzung. Das hatte weniger mit den guten Geschäftszahlen des Vereins, als mit der verfahrenen Situation rund um den geplanten Zusammenschluss von TTT und ATS zu tun. „Ohne Schliersee macht es keinen Sinn“, da waren sich sowohl TTT-Chef Georg Overs als auch der Geschäftsführer der ATS, Harald Gmeiner, einig. Zugeständnisse an die Marktgemeinde werde es nun aber keine mehr geben, stellten die beiden im selben Atemzug fest.
Darüber, wie es in Sachen Tourismusfusion weitergeht, werden sich heute die Talbürgermeister und morgen alle Rathauschefs des Landkreises beraten. Durch das Schlierseer Nein wurden jedoch Fakten geschaffen, die niemand ignorieren kann. „Entweder alle 17 Gemeinden sagen ja, oder die Fusion wird nichts”, unterstrich der scheidende Rottacher Bürgermeister Franz Hafner gestern zum wiederholten Male. Eine Haltung, für die Hafner viel Applaus von den rund 90 anwesenden Gästen im Gasthof Alpenwildpark bekam. Neben zahlreichen Vermietern waren auch Gemeinderäte aus Rottach, Bad Wiessee, Kreuth, Tegernsee und Waakirchen anwesend.
Vom Nahziel zur fernen Vision
„Die Fusion ist heute so weit entfernt wie nie zuvor”, betonte die Rottacher Gemeinderätin Anastasia Stadler, die als Vorsitzende des Verkehrsvereins auch durch den gestrigen Abend führte. Stadler zollte den Schlierseer Gemeinderäten Respekt und fügte an, dass Schliersee das getan habe, was sich im Tal niemand getraut hätte.
Vor allem den großen Druck, mit dem die Touristiker versucht hatten, die Fusion auf den Weg zu bringen, verurteilte Stadler. „Es ist hier einfach nicht gelungen, ein Vertrauen bei allen Beteiligten herzustellen“, fand Stadler. Aus diesem Grund plädierte sie dafür, sich nun auf die TTT zu konzentrieren und diese weiter zu optimieren. Auch TTT-Chef Georg Overs fand gestern ähnliche Worte.
Wir sollten die Fusion als Fernziel im Auge behalten, aber derzeit keine weiteren Schritt in dieser Richtung unternehmen. Im Moment sind wir gut beraten, uns auf die TTT zu konzentrieren. Es gilt, die beste Lösung für das Tegernseer Tal zu finden.
Damit widersprach Overs dem noch amtierenden Landrat Jakob Kreidl. Dieser hatte vergangene Woche noch darauf gepocht, den eingeschlagenen Weg zu einem touristischen Zusammenschluss nicht zu verlassen und betonte, eine Fusion „zur Not auch ohne Schliersee“ anstreben zu wollen.
Vermieter sind sauer
Einige der Rottacher Gemeinderäte und Vermieter scheinen indes schon einen Schritt weiter zu sein. So sprach sich Gabriele Schultes-Jaskolla (Freie Wähler) für eine projektbezogene Zusammenarbeit zwischen dem Tal und dem Landkreis aus. Und auch der Kreuther Gemeinderat Markus Wrba betonte, dass es jetzt keinen Sinn mache, auf einem toten Pferd weiterzureiten.
Die Vermieter forderten ebenfalls, sich endlich wieder auf die eigentliche Kernaufgabe der touristischen Vermarktung des Tegernseer Tals zu konzentrieren. „Wir sollen Leistung bringen, werden aber bei vielen Sachen nicht miteinbezogen“, betonte Bernd Pfatischer aus Rottach-Egern. Vor allem das von der TTT unterstützte Onlinebuchungsportal von „im-web“ zog den Ärger vieler Vermieter auf sich.
Die komplizierte Bedienbarkeit und die mangelhafte Suchmaske wurden hier angesprochen. „Wir arbeiten an der Optimierung des Onlinebuchungssystems und stehen bei offenen Fragen immer zur Seite“, entgegnete TTT-Chef Overs. So bieten nach seinen Angaben im Tegernseer Tal auch weiterhin nur zwischen 20 und 30 Prozent der Vermieter eine Onlinebuchung an. Für Lanserhof-Eigentümer Wolfgang Harisch – gestern ebenfalls anwesend, um über seine Erfahrung in Tirol und am Lanserhof zu berichten – ein deutlich zu geringer Prozentsatz. An der Onlinebuchung führe heute kein Weg vorbei, so Harisch. Dabei erklärte der Hotelier auch, wieso Teile Österreichs in touristischer Hinsicht weiter sind als die Alpenregionen Deutschlands. Tirol, so Harisch, habe 45 Millionen Übernachtungen und 300 Millionen Euro Umsatz. Die von oben angeordneten Fusionen funktionierten, weil es Strukturen seien, bei denen Leistungsträger und nicht die Politiker das Sagen hätten.
Eine Vorgehensweise, mit der auch die Vermieter im Tal sicher einverstanden wären. Doch die haben derzeit genug zu tun, ihre Häuser vollzubekommen. So zeigen unter anderem die aktuellen Übernachtungszahlen von Rottach-Egern, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Im Januar musste die Gemeinde ein Minus von elf Prozent verzeichnen, im Februar waren es gar 24 Prozent und im März mit 14 Prozent noch weniger Übernachtungen als im Vorjahr.
Georg Overs führte diesen Trend gestern Abend vor allem auf den sehr schlechten Winter und den im Vergleich zu 2013 deutlich schwächeren Tagungstourismus zurück. Gleichwohl betonte er auch, dass man auf solche Wetterschwankungen aber besser vorbereitet sein und diese Entwicklung genau analysieren müsse. Allen Fusionsgedanken zum Trotz wird sich die TTT nun ihren Aufgaben im Tal wieder stärker widmen müssen.
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