Unterdessen hat die Krise des Unternehmens wohl einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach TS-Informationen gab es in diesem Monat nur einen einzigen Tag ohne Fahrzeugstörung.
Die BOB ist eines der wichtigsten Verkehrsmittel für das Tegernseer Tal und den gesamten Landkreis. Sie verbindet die Region mit der Landeshauptstadt München. Daher ist es auch von besonderer Bedeutung, ob das Unternehmen einen reibungslosen Ablauf gewährleisten kann, oder nicht.
In der Vergangenheit konnte es dies jedoch immer öfter nicht. Vor allem in den letzten zwölf Monaten häuften sich die Ausfälle und Verspätungen. Besonders darunter zu leiden hatten die Berufstätigen, Studenten und sonstigen Pendler, die die BOB tagtäglich nutzen müssen. Sogar der neue Landrat Wolfgang Rzehak äußerte sich jüngst als Betroffener:
Ich bin ja selbst lange nach München gependelt. Seit dem vergangenen Jahr war das mit der BOB nicht mehr so schön. Vor allem die Verspätungen sind ein Problem. Jetzt ist es die Ausnahme, wenn der Zug mal pünktlich ist.
Dementsprechend verlangt die Politik nun Antworten von der Bayerischen Oberlandbahn GmbH, die in Holzkirchen ihren Sitz hat. Wie berichtet soll nach einem Antrag der FWG-Fraktion der Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein in der nächsten Kreistagssitzung Rede und Antwort stehen. Gegenüber der TS hat das Unternehmen bereits bestätigt, dass Müller-Eberstein die besagte Einladung „selbstverständlich annehmen wird“. Er habe bereits in der Vergangenheit mehrfach den aktuellen Betrieb gegenüber Politikvertretern kritisch ausgewertet und sachlich erläutert, heißt es von Seiten der BOB.
Strafzahlungen verhängt
Besonders interessiert dürften die Volksvertreter an der langfristigen Strategie der Verantwortlichen sein. Auch dass die Probleme bei der Bayerischen Oberlandbahn vor allem seit der gewonnenen Ausschreibung im Oktober 2012 geballt auftreten, dürfte den Kreisräten nicht entgangen sein. Neben verschmutzten Zügen, defekten Klimaanlagen und schlecht funktionierenden Fahrkartenautomaten kommt die BOB seither auch regelmäßig in den halbjährlich durchgeführten Qualitätsrankings der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) nicht über die letzten Plätze hinaus.
Zuletzt waren es die Talent-Fahrzeuge in der Flotte, welche von anderen Strecken der BOB-Muttergesellschaft Veolia ins Oberland geschickt worden waren, die für häufige Verspätungen sorgten. Denn die Züge waren von Anfang an nicht für das häufige Kuppeln und Flügeln ausgelegt, welches auf der BOB-Strecke nötig ist. Daher mussten sie erst aufwendig umgerüstet werden.
Seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember sind die Auswirkungen von Problemen noch stärker zu spüren. Kommt es während des Tages zu Verzögerungen im Ablauf, ziehen sich die Verspätungen meist bis zum Abend.
Das Krisenmanagement der BOB lässt dabei meist zu wünschen übrig. Immer wieder geloben die BOB-Verantwortlichen Besserung. So verkündete auch Müller-Eberstein erst Anfang des Monats eine neue Qualitätsoffensive. Doch statt sich zu verbessern, erreichten die Schwierigkeiten bei der BOB in diesem Monat einen neuen Höhepunkt.
Wie eine Sprecherin bestätigte, sind derzeit verstärkt Probleme bei den 19 Integral-Fahrzeugen zu verzeichnen. Wolfgang Oeser von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft wird gegenüber der Tegernseer Stimme deutlicher. Man habe in diesem Monat die Fahrten der BOB genau untersucht und dabei festgestellt:
Es gab im gesamten Monat genau einen Tag ohne Fahrzeugstörung. Und das war der 1. Juni.
Die Störungen seien dabei von unterschiedlichster Natur gewesen – Motorstörung, Türstörung, Kupplungsstörung: alles ist offenbar aufgetreten. Zudem gab es laut Oeser auch erneut Probleme mit der Sauberkeit und der Klimaanlage. „Wir von der BEG haben daher auch alle vertraglichen Möglichkeiten an Strafzahlungen für die BOB ausgereizt“, erklärt Oeser. Damit macht die BEG ihre Drohung aus dem April jetzt wahr.
Bessere Wartung angekündigt
Die BOB arbeitet derweil an der Lösung der technischen Probleme. Grund für das massive Auftreten von Fahrzeugstörungen ist offenbar, dass die Züge nicht im erforderlichen Zeitabstand gewartet werden können. Daher hat man nun das Personal im Wartungsbereich in der Lenggrieser Werkstatt aufgestockt.
Zudem sei ein neuer Prozess zur schnelleren Analyse der Störungen und zur Vermeidung dieser Störungen in der Zukunft entwickelt worden, erklärt man bei der BOB auf Anfrage. „Bis zum Abschluss der Arbeiten sind technische Störungen an den Fahrzeugen aber leider nicht immer auszuschließen“, heißt es in dem Schreiben außerdem. Schwierigkeiten bereitet bei der Behebung der Störungen wohl vor allem, dass es sich um einen komplexen Mix verschiedenster technischer Probleme handelt.
Immerhin, in Gesprächen mit der BEG versicherte die BOB jüngst, dass sie die aktuellen Probleme innerhalb der nächsten ein bis zwei Monate in den Griff bekommen will. Für Pendler und andere Fahrgäste bleibt nur zu hoffen, dass den Versprechungen des Unternehmens diesmal auch eine tatsächliche Verbesserung folgt.
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