Rottach-Egern:
PETA protestiert vor Seeforum

Am Donnerstag will sich ein Mann mit einer Kuhmaske an einen Pfosten ketten. In Rottach-Egern. Vor dem Seeforum. Warum? Es geht um Rindviecher.

Im Sommer auf der Alm, im Winter im Stall. Findet PETA nicht gut. Foto: Martin Calsow

Anastasia Stadler (CSU) ist sauer. Sie habe es aus der Zeitung erfahren müssen und ist entsetzt. Sie habe von einer Aktion lesen müssen, die die radikale Tierschutzorganisation PETA in Rottach-Egern am Donnerstag plant. Sie will dort gegen die Anbindehaltung für Kühe demonstrieren. Das stößt den Landwirtinnen und Landwirten im Gemeinderat sauer auf.

“Die Anbindehaltung – egal ob ganzjährig oder zeitweise – ist eindeutig tierschutzwidrig. So sieht das PETA. Am Donnerstag, 20. Juli, zwischen 09.45 und 10.45 Uhr will sich ein Aktivist mit einer Kuhmaske unter dem Motto Ketten der Anbindehaltung sprengen an einen Pfahl anketten und damit auf den „qualvollen Alltag“ der Tiere aufmerksam machen.

Die Landwirtin Stadler und ihre Ratskollegen sind verärgert. “Wir sind keine Gratler”, betont sie, verweist auf eine Plakataktion vor einigen Wochen, die schon damals die hart arbeitenden Landwirte verärgert habe. Bürgermeister Christian Köck pflichtet ihr zu. Er “stehe immer auf der Seite der Landwirte”, erklärt aber, dass die Versammlungsfreiheit diese Demo eben zuließe. Er habe in den Vorbesprechungen dafür gesorgt, dass möglichst wenig Beeinträchtigungen für den angrenzenden Publikumsverkehr zum Warmbad und Radfahrern gebe. Köck könne es nicht verhindern, betont aber noch einmal die Bedeutung der hiesigen Landwirtschaftsform für “unsere Kulturlandschaft und Almbewirtschaftung”.

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Eines der Plakatmotive von PETA gegen die Anbindehaltung. Quelle: PETA

Letztlich zucken die Ratsmitglieder mit den Schultern und stimmen damit wohl der Empfehlung des CSU-Ratsmitglieds und Almbauers Anton Maier Jun. zu, der die Aktion lakonisch mit den Worten kommentierte: “Wir lassen es einfach über uns ergehen.”

Hintergrund für die Kettenaktion am Seeforum: die geplante Änderung des Tierschutzgesetzes und der Nutztierordnung. In fünf Jahren dürfen in Deutschland Kühe nicht mehr ganzjährig angebunden werden. Auch die in Bayern noch weit verbreitete Anbindehaltung (30 Prozent der Kühe laut Bayerischen Bauernverband) steht dabei zur Debatte. Nun ist die ganzjährige Anbindehaltung eh ein Auslaufmodell, so die Funktionäre. Das sei noch auf einigen Höfen so, aber bei uns im Oberland gelten andere Formen. Hier werden die Tiere, so es die Witterung zulässt, auf die Wiesen im Tal und die Almen in den Bergen verbracht. Lediglich den Winter über verbringen sie im Stall.

Aber auch das wollen die Tierliebhaber nicht dulden. PETA, das wird aus Gesprächen mit dortigen Aktivisten deutlich, will keinerlei Tierhaltung akzeptieren. Ihnen ist der Einfluss der Almbauern auf unsere Landschaft nicht wichtig genug. Tierwohl, so wie sie es definieren, sei wichtiger.

Letztlich ist das wohl nur eine radikale Sicht einer lauten Minderheit. Selbst der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sieht die Notwendigkeit eines Kompromisses für die hiesige Bauernschaft: “Wir werden unserer Verantwortung gerecht, sowohl für unsere Almen und artenreichen Kulturlandschaften in Süddeutschland als auch für den Schutz der Tiere, die wir für die Pflege der Landschaft brauchen. Wir haben da jetzt eine gute Regelung gefunden.”

Zu einer anderen radikalen Idee von PETA wird es nicht kommen: Eine Diskussion mit örtlichen Landwirten über deren Arbeit und Zukunft. Dumm nur: Miteinander sprechen bringt allerdings weniger Aufmerksamkeit.

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