Pfarrhof soll platt gemacht werden

Achtzig Jahre stand der historische Pfarrhof auf dem Kirchbichl in Bad Wiessee. Nun soll er einem Neubau weichen. Das Ordinariat gab bereits seine Zustimmung. Noch stünden die Planungen am Anfang, doch der Widerstand formiert sich. Entsetzt über den Abriss des Pfarrhofs, den sein Großonkel baute, zeigt sich Johannes von Miller. Der Nachfahr plädiert für eine Sanierung und bezieht Stellung.

Der Pfarrhof in Bad Wiessee soll abgerissen werden.
Der Pfarrhof in Bad Wiessee soll abgerissen werden.

Es scheint beschlossene Sache zu sein, dass das 1934 „in Gestalt eines ländlichen, barockzeitlichen Amts- und Pfarrhauses“ errichtete Gebäude, so damals der Erbauer, nun abgerissen werden soll. Einst war es als Gesamtensemble der Mariä Himmelfahrtskirche von Rupert von Miller geplant. Nun hat es offenbar mit dem Auszug der afghanischen Flüchtlingsfamilie Sethi ausgedient.

Es laufe bereits ein kleiner Architektenwettbewerb, wird Kirchenpfleger Herbert Stadler zitiert. Eine Sanierung lohne nicht mehr. Dem widerspricht Johannes von Miller, selbst versierter Denkmalpfleger: „Ich weiß, dass man den alten Pfarrhof sanieren könnte. Es ist nur eine Sache des Aufwands. Ich habe auch keine Bedenken gegen einen modernen Anbau eines Saals. Man könnte auch noch näher an die Grundstücksgrenze ran. Der Leeberg zeigt uns ja, wie man in den Hang bauen kann.“

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Mit einem guten Architekten habe man hier sicher genügend Spielraum. Bei entsprechender Kreativität könnte man den Raumbedarf sicher herstellen. „Dies gilt es, meiner Meinung nach, zunächst einmal zu prüfen, bevor man gleich abreißt“, betont von Miller.

„Für die Asylanten reicht’s, für uns nicht“

Dem stellt die Kirchengemeinde gegenüber: Die Räume im Pfarrhof seien zu klein, für größere Veranstaltungen fehle der Platz. Auch diese Argumentation lässt Johannes von Miller nicht gelten. „Für mich stellt sich die Frage: Ist der Bedarf für solche Räumlichkeiten mit einem Saal für über 40 Leute wirklich da? Dies entzieht sich meiner Kenntnis.“ Sehr schade finde er, dass das Pfarrhaus sehr stiefmütterlich behandelt worden sei. „Da wurde nicht viel gemacht“, stellt von Miller fest.

Mein böser Kommentar ist: Für Asylanten hat es gelangt, aber für uns taugt es nicht mehr.

An den Bauten auf dem Kirchbichl hängt offenbar auch sein Herzblut, denn sie seien Teil der Millerschen Familie. Schließlich begründete die Kirchengeschichte Wiessees von Millers Urgroßvater Fritz von Miller. Der Münchner Erzgießer und Goldschmied kaufte 1896 für die Sommerfrische den Kainzenhof und später den Sterneggerhof am Dorfplatz.

„Mein Urgroßvater fühlte sich dem Dorf, das es damals noch war, sehr verbunden. Die Einheimischen hatten keine eigene Kirche und mussten, meist mit dem Boot, immer nach Tegernsee fahren“, berichtet Johannes von Miller. Als dann mit der Entdeckung der Jodquellen viele Fremde nach Wiessee gekommen seien, habe sich sein Vorfahr dafür eingesetzt, dass am Westufer eine Kirche gebaut wurde.

Der Kirchenbau und die von Millers

„Mit einem Grundstückstausch bekam er den Kirchbichl, den er dann zum Kirchenbau spendete. Alle standen hinter dem Kirchenbau. Die Bauern spendeten Holz, und in Tegernsee verkaufte Frau Reisberger ihren Hof und spendete das Geld für den Kirchenbau“, so von Miller heute.

Nach einem Architektenwettbewerb bekam Rupert von Miller den Auftrag. 1926 war dann die Weihe. Acht Jahre später erstand das Pfarrhaus, nachdem wieder genügend Geld in der Kasse war“, erzählt von Miller. Die erste Beerdigung auf dem angrenzenden Bergfriedhof war 1939. „Ich war entsetzt, als ich las, dass der alte Pfarrhof abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll“, so von Miller.

Johannes von Miller setzt sich für den Erhalt des Pfarrhauses ein.
Johannes von Miller setzt sich für den Erhalt des Pfarrhauses ein.

„Entscheidend für mich ist, dass dieser Pfarrhof zum Ort gehört wie die Kirche, Schule und Rathaus. Diese Urinstitutionen machen ein Dorf aus.“ Bei ihm komme persönlich hinzu, dass Rupert von Miller damals in Fachkreisen sehr gelobt und mit einem Professorentitel geehrt worden sei.

„Ich will unbedingt noch in dieser Woche mit Pfarrer Steinmetz reden, was mir noch nicht gelang. Denn ich will kein böses Blut machen. Ich sehe es als Familienpflicht an, mich gegen einen Abriss zu stemmen.“ Die Unterschriftenliste, die derzeit in Wiessee rumgereicht werde, sei nicht von ihm initiiert, er unterstütze sie aber natürlich.

Damit habe auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) nichts zu tun. „Gleichwohl ist es ein Thema für die SGT, bei der ich im Vorstand bin“, so von Miller. Inzwischen habe sein Verein schon 60 Unterschriften gegen den Abriss gesammelt. Ob das hilft? Denn der alte Pfarrhof ist nicht denkmalgeschützt. Sehr zum Leidwesen von Millers.

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