Politik hat keinen Hofstaat

55.000 Euro brauchte Vize-Landrat Färber für “keine große Sause”, wie er es nennt. 118.000 Euro verschlang Kreidls Fest, das laut Sparkasse “im angemessenen und üblichen Rahmen” blieb. 14.000 Euro verbuchte das gleiche Bankinstitut routiniert für das Fest des Altlandrates Kerkel.

Das war doch schon immer so. Darum kann es jetzt nicht plötzlich falsch sein. So zumindest die Meinung der Betroffenen. Als inakzeptables Verhalten kleiner Polit-Fürsten bezeichnen es dagegen viele Bürger.

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Wer sich in der Öffentlichkeit “sonnt”, braucht nicht automatisch ein Gebaren wie ein kleiner Fürst. Nicht jeder Politiker im Landkreis hat das verinnerlicht / Archivbild vom Patronatstag 2013 in Gmund

Im Landkreis Miesbach ließ man es sich traditionell gut gehen in der politischen Kaste. Was hier als angemessener Rahmen unter anderem für Geburtstage gilt, reicht im Verschwendungsvergleich des BR für die Plätze eins, zwei und fünf unter allen Bayerischen Landräten und Bürgermeistern. Dass die Sparkasse solche Feste bezahlt, ist in dem Ausmaß außerhalb Miesbachs fremd. Spitzenpositionen nehmen einige Politiker im Landkreis auch für ihre Bezüge als Aufsichtsräte bei der Sparkasse ein.

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Die Beteiligten machen der Öffentlichkeit dagegen ein ums andere Mal klar, dass sie nichts Verkehrtes in ihrem Handeln erkennen können, egal ob bei ausufernden Festen, mit Steuermitteln beschäftigten Ehefrauen oder in bestimmten Aufträgen des Landkreises, die an Familienmitglieder gehen. Eine Selbstbedienungsmentalität und Großmannssucht, die, so scheint es, in Miesbach längst institutionalisiert ist. Es war schließlich schon immer so. Falsch ist es trotzdem.

Geburtstage als Kundenevents

Nicht nur falsch, sondern erschreckend ist es dagegen, wenn diese Feierlichkeiten von der Sparkasse – in gemeinsam mit der Politik abgestimmten Pressemitteilungen – als “Kundenevents” dargestellt werden. Aus Sicht der Bankvorstände mag man das noch durchgehen lassen. Wenn die Politik im Landkreis Miesbach allerdings wenige hundert auserwählte Menschen als ihre besten Kunden betrachtet, ist das politische System komplett aus den Fugen geraten. Politik hat keine Kunden und Politiker keinen Hofstaat.

Eine Einsicht, die ganz langsam in den Köpfen der vielen Profiteure des Systems ankommt, oft noch ohne echte Konsequenzen. Ganz schnell versuchen es dagegen die zu verinnerlichen, die sich bei der Wahl am 16. März neue politische Ämter im Landkreis versprechen. Egal, ob als Bürgermeister, Gemeinderat oder Landrat. In rasantem Tempo wird derzeit das politische Selbstverständnis auf den Kopf gestellt. Verschwendung und Selbstherrlichkeit haben den Nimbus der Bewunderung verloren. Und das ist gut so.

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