„Schee is‘, schee is‘, denkt man, wenn man durch die bayerische Voralpenlandschaft fährt, so Imker und Diplom-Biologe Dr. Henning Fromm gestern im Waakirchner Gemeinderat. Man müsse nicht hungern, und die Jobs seien sicher.
Einzig einer hungert: Die Bienen. Denn die gute alte Sommerwiese ist einer zunehmend einheitlichen Agrarlandschaft gewichen und musste Platz schaffen für Bauprojekte. Bienen bräuchten aber Pollen, um zu überleben, so Dr. Fromm.
Aus diesem Grund habe man im Rahmen des Projektes „Öko-Modellregion“ in Warngau bereits erfolgreich damit begonnen, sogenannte „Blühflächen“ für Bienen zu schaffen. Seit Mai 2015 darf sich der Landkreis „Staatlich anerkannte Öko-Modellregion“ nennen. Deren Managerin Marika Kinshofer ist für den Bereich “regionale Wertschöpfung” zuständig und koordiniert die verschiedenen Projekte.
Blühflächen für Bienen
Jetzt gehe es darum, andere Gemeinden davon zu überzeugen, wie wichtig die Blütenbestäubung auch für den Menschen sei. Nach Kuh und Schwein sei die Honigbiene das wichtigste Nutztier, so Fromm. Für ein Glas Honig bräuchten die Bienen den Nektar von drei Millionen Blüten.
Zur Information: Der Honig-Verbrauch pro Kopf beträgt in Deutschland etwa ein Kilogramm. Dieser Bedarf wird aber nur zu 20 Prozent mit deutschem Honig gedeckt. „Auch die Gemeinde profitiert von einer Blühwiese“, teilte Fromm gestern den Gemeinderatsmitgliedern mit. Alle Flächen seien für diese Maßnahme geeignet, die keiner wirtschaftlichen Nutzung unterliegen.
Blühwiesen ersetzen Ausgleichsflächen
Eine solche Fläche werte die Gemeinde ökologisch auf, seltene Pflanzen hätten wieder die Chance blühen, und die Gemeinde müsste weniger mähen, so Fromm. Zudem würden diese Flächen dem Ökokonto der Gemeinde gutgeschrieben. Das heißt, wenn Ausgleichsflächen bei Bauprojekten nachgewiesen werden müssen, und man hätte Blühwiesen, werden diese als Ausgleich anerkannt und quasi “gegengerechnet”.
Auch könne man mit Schildern auf die Wiesen hinweisen, um so Kinder, Touristen und Wanderer für die Blühflächen ebenfalls zu begeistern, so Fromm. So hätte man zudem die Möglichkeit, zu erklären, warum dort erst gemäht wird, wenn die Blüte vorbei ist. Das ganze Projekt soll bis zum Jahr 2020 laufen.
Bürgermeister Sepp Hartl war von der Idee angetan: „Flächen hätten wir dafür. Und zwar die, die die Gemeinde angekauft hat, um Ausgleichsflächen zu schaffen.“ Er hoffe aber auf ein Umdenken in der Bevölkerung. “Was nützlich ist, muss nicht unbedingt schee’ ausschauen. Manchmal muss man auf Schönheit verzichten”.
SOCIAL MEDIA SEITEN