Bürgermeister Peter Höß war es am Freitagabend ein Bedürfnis, den geladenen ehrenamtlichen Helfern für ihr „vorbildliches Engagement“ zu danken. Im Auge hatte er vor allem die Hilfe von vielen Seiten für die siebenköpfige Flüchtlingsfamilie Sethi. „Das Thema Asylbewerber wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“, da war sich Höß sicher.
Und zwar schon bald, da die Gemeinde kürzlich das ehemalige Hotel Haus Rheinland für 1,15 Millionen Euro erwarb und es zunächst dem Landratsamt als Unterkunft für weitere Asylbewerber zur Verfügung stellt. Wenn diese kämen, sei man wieder auf Helferkreise aus der Bevölkerung angewiesen.
Deutschunterricht für Asylbewerber
Auf solche Hilfe, wie sie zum Beispiel die pensionierte Lehrerin Gudrun Tenne in die Tat umsetzte. Die Wiesseerin „hat der afghanischen Familie aus eigenem Antrieb, ohne dass sie von irgendjemandem beauftragt wurde, seit über einem Jahr fast täglich Deutschunterricht erteilt“, lobte Höß das Engagement der ehemaligen Grundschullehrerin in Gmund.
Dafür überreichte er Tenne eine kleine Aufmerksamkeit, eine Gürtelschnalle mit Wiesseer Wappen. Die Gäste honorierten diese Ehrung, die einzige des Abends, mit länger anhaltendem Applaus. Sichtlich gerührt nahm Tenne die Anerkennung für ihr stilles Wirken entgegen. Am Rande der Veranstaltung wurde noch bekannt, dass die Familie Sethi noch so lange im alten Pfarrhof wohnen könne, „bis sie ihren Aufenthaltsstatus als Asylbewerber bekommen“, so Geschäftsleiter Michael Herrmann.
„Sind sie anerkannte Flüchtlinge, können sie dann in eine Vier-Zimmer-Wohnung im Hügelweg umziehen.“ So lange werde die Wohnung freigehalten. Vermieter der Wohnung sei dann die Gemeinde.
Vom Pfarrhof in die eigene Wohnung
Erfreuliches konnte Herrmann auch zur Situation der 22-jährigen Khashish Sethi berichten: Sie habe nun eine Arbeitsgenehmigung. Bis dorthin gab es für Herrmann viele Hürden zu nehmen, die ihn „ganz schön nervten“, wie er einräumt. „Letzte Woche war sie nun bei mir und sagte, nachdem sie dies auch mit ihrer Familie geklärt hatte, dass sie am 1. März an der Kasse im Bade Park anfangen möchte“, so Herrmann.
Zunächst etwa zehn Stunden pro Woche, so viel sei erlaubt. Wenn sie sich bewähre und es Khashish Sethi Spaß mache, „kann man das natürlich ausbauen“, versichert Herrmann. Nebenbei besuche die junge Frau noch eine Schule. „Das wollen wir ihr auf alle Fälle ermöglichen“, denn es sei wichtig, dass die Afghanin die Schule abschließen könne. „Die sind uns einfach ans Herz gewachsen, und die sind uns wichtig“, so der Geschäftsleiter abschließend.
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