Denn so wird das eigentliche Thema “missbraucht”. Der Wiesseer Schriftsteller Martin Calsow ärgert sich. Lesen sie selbst.
Ein Kommentar von Martin Calsow
Kennen Sie das auch? Sie stehen auf einer Party, es wird sich nett unterhalten. Nur einer, meist ein Mann in mittleren Jahren mit roter, zu enger Hose und Schmerbauch, trötet seine Meinung über die Welt hinaus, überdreht und nervig, selbst für seine Freunde, die sich mit gequältem Lachen schlicht fremdschämen. Soll man was sagen? Nein, man dreht sich weg, hoffend, dass die Belästigung ein Ende findet, der Mann endlich erschlafft.
Denn der Mann gibt Antworten, auf Fragen, die so nie gestellt werden. So ist das bei Maurice Iarusso. Er psalmodiert über Waldfestbesucher, fordert Kontrollen und hofft auf Erregung – quasi der mediale Penisring des Tals. Nur keiner springt so recht drauf. Zu kurz gesprungen, zu dämlich. Die fehlende Substanz seiner Kritik läßt einen nur mit dem Kopf schütteln. Hat der kein Zuhause, wo ihm jemand zuhört?
Die Satire wird dem Thema nicht gerecht
Menschen wie Maurice Iarusso wollen auch noch Bonanza schauen und den ganzen Tag Nudeln mit Pommes essen. War früher doch alles so schön. Ärgerlich ist nur eines: Demonstrationen sind ein wichtiges Mittel in der Demokratie. Sie können wirkmächtig sein. Geht man mit diesem Instrument schludrig um, wird es stumpf und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Es ist sicher nicht alles richtig in Ostin und auf den anderen Waldfesten im Tal. Doch die scheinbare Satire, die hinter der Protestaktion steckt, missbraucht den eigentlichen Kern der Thematik. Denn um die Fehler, vermeintliche wie wahre, zu benennen, bedarf es eines klugen und konstruktiven Diskurses. Sonst stehen Talbewohner mit MB-Kennzeichen Ende September am Bahnsteig in München und werden, statt zur Wiesn wieder ins Tal, dem rückständigen, eingeliefert.
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