Prämierung trotz Gegenwind

Wie bereits vorab berichtet, ehrte der BUND Naturschutz (BN) heute zwei Jäger mit der Karl-Gayer-Medaille. Gegen beide Revierleiter ermittelte bereits die Staatsanwaltschaft, stellte aber die Verfahren ein. Der BN lobte dagegen nun „ihren vorbildlichen Einsatz für das Gemeinwohl“.

Heute wurde drei Privatwaldförstern die Karl-Geyar-Medaille verliehen
Heute wurde drei Privatwaldförstern die Karl-Geyar-Medaille verliehen

Als gebe es keine Vorgeschichte, ehrte heute im Rahmen einer Festveranstaltung in Holzkirchen der BN drei Privatwaldförster aus dem Landkreis Miesbach. Die Revierförster Robert Wiechmann (Forstrevier Holzkirchen), Peter Lechner (Forstrevier Schliersee) und Gerhard Waas (Forstrevier Schaftlach-Fischbachau) erhielten die Karl-Gayer-Medaille.

Für ihre „langjährigen Verdienste in der Privatwaldberatung um die naturgemäße Waldwirtschaft, die waldgerechte Jagd und den Waldumbau im Privatwald“, lobte der Landesvorsitzende Hubert Weiger die Geehrten in seiner Laudatio. Diese Auszeichnung geschehe in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern. Damit würden „Persönlichkeiten mit außergewöhnlichen Verdiensten um den Wald“ geehrt.

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„Wald vor Wild“

Während Ihrer gesamten Dienstzeit hätten Sie leidenschaftlich und überzeugend bei den Waldbesitzern dafür geworben, „dass der naturnahe Waldbau für sie sowohl aus ökonomischer als auch ökologischer Sicht das Beste ist.“

Entscheidend für den Erfolg sei aus Sicht des BN, dass die Privatwaldförster „die Probleme der überhöhten Wildbestände offen ansprachen, weil diese das entscheidende Hindernis für eine naturnahe Waldwirtschaft waren und leider andernorts auch heute noch sind“, so Weiger. Bei der Waldberatung setzten sie den Grundsatz „Wald vor Wild“ an die erste Stelle und mischten sich somit in jagdliche Belange ein, auch wenn es ihre höchsten Vorgesetzten manchmal nicht zulassen wollten.

Und damit das Wild nicht überhandnimmt, schossen Wiechmann und Lechner auch schon mal übers Ziel hinaus, wie engagierte Waidmänner beklagen. Wiechmann, Dritter Bürgermeister in Holzkirchen, hatte am 6. November 2002 als Jäger am Sudelfeld einen kapitalen Steinbock geschossen und ihn mit einer Gams verwechselt. Da aber Wiechmann (Grüne) Selbstanzeige erstattet hatte, sah die Staatsanwaltschaft München II bei diesem „Verstoß gegen das Bundesjagdgesetz kein öffentliches Interesse“ und stellte das Verfahren ein. Begründung: „der Unrechtsgehalt der fahrlässig begangenen Tat“ wurde als gering angesehen. Wiechmann entgegnete damals auf Anfrage: „Mit der Ehrung würdige der BN seine berufliche Leistungen im Privatwald. Jedweder Versuch, einen anderen Zusammenhang herzustellen, wirkte wohl doch eher etwas bemüht“.

Weniger Wildtiere in den Revieren?

Peter Lechner geriet zunächst in das Visier von Ermittlern, weil er 2014 über einen Zeitraum von neun Monaten seinen Jagdschein nicht gelöst hatte. Auch hier hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt, weil sie „kein öffentliches Interesse an einer weiteren Verfolgung erkannt“ habe. Lechner: „Mein Fall wurde sogar zweimal von der Staatsanwaltschaft aufgegriffen. Zuletzt im vergangenen Jahr, da ging es um eine Drückjagd, an der ich aber nur als Treiber tätig war“. Für den BN-Chef Weiger spielten die eingestellten Ermittlungen in seiner Laudatio keine Rolle.

Er lobte Wiechmann und Lechner für ihren Einsatz „Wald vor Wild“. Doch damit stößt Weiger auf Unverständnis, zum Beispiel bei der Herzogin Helene in Bayern. Sie beklagte, dass sie kein Wild mehr im Wald sehe und gründete im vergangenen Jahr den Verein „Wildes Bayern“ „Ich halte unser Anliegen für extrem wichtig. Denn Tatsache ist, dass in Oberbayern die Wildtiere in den Revieren immer weniger werden“, weiß die herzogliche Jägerin zu berichten

Wer die Wildwechsel nicht kennt, wird kaum noch Rot-, Reh- und Gamswild in der freien Natur zu sehen bekommen. Denn gerade die großen Säugetiere und Vögel werden hierzulande oft zwischen wirtschaftlichen Interessen und grenzenlosem Anspruchsdenken des Menschen zerrieben.

Ihr Motto ist eher „Wald und Wild“. Vielleicht sollten der BUND Naturschutz und der Verein „Wildes Bayern“ einmal gemeinsam durch die Reviere streifen.

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