„Regionalität ist für uns kein Marketingschlagwort, sondern gelebter Auftrag“, fasste Obermüller in ihrer engagierten Rede zusammen, was die Philosophie und damit letztlich den Erfolg des weitum einzigartigen Betriebs ausmache. In nunmehr zehn Jahren Geschäftsbetrieb sei es gelungen, in einem umkämpften Markt eine qualitätsstarke Marke aufzubauen, die das Vertrauen der Verbraucher, aber auch der Geschäftspartner genieße. Die aktuell 21 Lieferbetriebe der Naturkäserei befinden sich in einem Radius von maximal 20 km um die Produktionsstätte am Reißenbichl; und der Vertrieb, so fügte Sophie Obermüller mit einem Augenzwinkern hinzu, „erfolgt, soweit man unsere Mitarbeiter vom Dialekt her versteht. Das bedeutet für uns Regionalität!“
Wie sehr die Kunden der Naturkäserei auch in schwieriger Zeit die Treue halten, zeigte sich zuletzt u.a. auf den Wochenmärkten, auf denen die Käserei mit einem Marktwagen vertreten ist. Hier stieg der Verkauf im vergangenen Jahr im Durchschnitt um rd. 10.000 Euro pro Monat, was einem Umsatzplus von 34% entspricht. Obermüllers Dank gehörte hier besonders den engagierten Mitarbeiterinnen.
Aus Rückmeldungen von Kunden weiß man, dass Käserei-Kunden nicht nur den gesunden Genuss von Natur belassenen Milch- und Käseprodukten schätzen, sondern auch die Tatsache, dass sie damit aktiv die typische kleinstrukturierte, extensive Landwirtschaft unserer Region unterstützen – und mit ihr die damit verbundenen ökologischen Vorteile für Tierhaltung, Natur und Landschaft. All das sind Aspekte, die auch bei den Führungen im Betrieb stark nachgefragt werden. Neu im Käserei-Sortiment ist der „Blauberger“, ein Weichkäse mit Weiß- und Blauschimmel, der von höchstem handwerklichem Können der Produktionsmannschaft zeugt.
Seit Beginn der Käserei konnten erstmals eigene Rücklagen in Höhe von rund 101.000 Euro erwirtschaftet werden.
Ziel, so Sophie Obermüller, sei es nun, eine nachhaltige betriebswirtschaftliche Situation zu schaffen, die es ermöglicht, nötige Investitionen mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Ebenso gelte es, noch Verbindlichkeiten in Höhe von über 682.000 Euro zu tilgen.
Um in Zukunft einen stabilen Milchpreis zu sichern und den Genossenschaftsmitgliedern erstmalig eine Ausschüttung zu gewähren, sei man nun intensiv daran, die „Brennpunkte“ des Betriebes anzugehen, in erster Line hohe Fixkosten, insbesondere die Personalkosten, die mit über 2 Mio. Euro bei einem Umsatzvolumen von 5,3 Mio. Euro zu Buche schlagen. Vorstandschaft und Aufsichtsrat haben dazu eine Unternehmensberatung ins Boot geholt, mit der gemeinsam aus den unterschiedlichen Anforderungen Ziele formuliert und zeitnah umgesetzt werden sollen.
Sophie Obermüller bedankte sich in ihrer Rede insbesondere bei den Milchlieferanten, die in der Corona-Krisenzeit für drei Monate auf 5 ct Milchgeld pro Liter verzichteten und somit eine Einsparung von über 25.000 Euro für den Betrieb erwirkten. Dies zeuge von einer großen Solidarität innerhalb der Naturkäserei.
Vorlage des Jahresabschlusses
Katrin Schulz, Prüferin des Genossenschaftsverbandes Bayern, erläuterte den Jahresabschluss zum 31.03.2020. Sie nannte die wesentlichen Bilanzzahlen der Aktiv- und Passivseite mit der Bilanzsumme von 6,95 Mio. Euro unter Hinweis auf nennenswerte Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Dabei gingt sie auf die getätigten Investitionen sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des im März 2020 ausgerufenen „Lockdowns“ ein. Da im April 2020 der Käseabsatz um 22 % gesunkenen sei, wurde dem handelsrechtlichen Vorsichtsprinzip mit einem zusätzlichen Risikoabschlag im Vorratsvermögen Rechnung getragen, was sich ergebnismindernd auswirkte.
Besonders betonte Katrin Schulz die bilanzielle Werthaltigkeit der Mitglieder-Geschäftsguthaben zum 31.03.2020.
Das Milchgeld ist im Vergleich zum Vorjahr um 48.000 Euro gestiegen, dies ergab sich daraus, dass erstmals in der Geschichte der Naturkäserei den Bio-zertifizierten Lieferbetrieben ein Zuschlag von 0,05 ct/l Milch ausbezahlt wurde.
Insgesamt verbleibt nach Abbau des steuerlichen Verlustvortrags ein Jahresüberschuss in Höhe von 46.000 Euro.
Personelle Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand
Lisi Bichler schied turnusgemäß aus ihrem Amt als Vorstandsmitglied aus. Josef Bogner bedankte sich mit einem Geschenk für ihre Dienste in der Naturkäserei. Als Nachfolger wurde Wolfgang Rebensburg aus Kreuth gewählt. Der 69-jährige, selbständige Dipl.Ing. Maschinenbau (FH) engagiert sich u.a. auch als Gemeinderat und 2. Bürgermeister von Kreuth, ist Kreisrat in Miesbach und für die Tegernseer Tal Schneesport GmbH tätig. Für ein Jahr wurde zusätzlich ein vierter Kandidat in den Vorstand berufen: Mit Erhard Gschrey (70) aus Taufkirchen konnte als ehemaliger stv. Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes Bayern, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ein Mann mit großer Erfahrung gewonnen werden. Beide Herren wurden ohne Gegenstimmen der förderfähigen und mit einer Gegenstimme der investierenden Mitglieder, bei eigener Enthaltung, als Vorstandsmitglieder gewählt. Johannes Mehringer bleibt im Amt und komplettiert das Kleeblatt unter Vorsitz von Sophie Obermüller.
Der Aufsichtsrat entschied sich im Vorfeld für eine Verkleinerung des Gremiums von zwölf auf zehn Personen. Mit Josef Bogner und Andreas Niedermaier schieden zwei Gründungsmitglieder der Genossenschaft aus dem Aufsichtsrat aus. Sophie Obermüller dankte den beiden Ideengebern und „Männern der ersten Stunde“ für das langjährige intensive Engagement und die besonderen Verdienste in einer separaten Dankesrede.
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