Sie sind auf jeder Speisekarte auch über das Tal hinaus gerne gesehen, die Räucherfische vom Tegernsee, ob Forellen oder hauptsächlich Saiblinge. Doch die Fischzuchten dafür werden immer weniger. Nachdem nun im Juni die Fischzucht von Alfred Lick an der Mangfall dem Erdboden gleichgemacht wurde, weil sein Pachtvertrag nicht verlängert wurde, war auch das Aus für Fischer Christian Esterl in Bad Wiessee besiegelt.
Nach 27 Jahren im Fischgeschäft musste der 76-Jährige aus gesundheitlichen Gründen den Verkauf von geräucherten Fischen im Mai einstellen. Angefangen hatte er damit 1990, als ihm die Arbeit als Fliesenleger zu schwer wurde und Esterl unbedingt sein Hobby als Fischer zum Nebenerwerb machen wollte. Er hatte schon als Junge ein Auge auf die vier Fischerweiher neben Gut Kaltenbrunn. Sie liegen gut versteckt hinter einem Zaun an der B318. Nichts weist auf eine Fischzucht hin, außer einer Tafel Wasserschutzgebiet.
Gefragt sind Saiblinge
Nachdem er als Kind dort schon gerne schwarz fischte, wie Esterl erzählt, übernahm er 1990 die ziemlich verkommene Fischzucht, sagt Esterl. Die Gewässer seien ziemlich versandet gewesen. „Wenn da nichts gemacht wird, verschlammen die“. Wie Gut Kaltenbrunn gehören auch die Fischweiher der Familie Schörghuber. Esterl lobt die Qualität des Wassers dort, das von der Holzeralm komme. „Ein super Wasser, reines Trinkwasser“, schwärmt er. Andere Fischer, die das Wasser gesehen haben, hätten ihn darum beneidet.
Seine Setzlinge für Saiblinge und Forellen bezog Esterl aus Landsberg. Seit Sommer 2015 allerdings nicht mehr, denn die Aufzucht auf dem abschüssigen Gelände kostete ihm zu viel Kraft, wie er erzählt. Ende August 2015 kündigte Esterl seinen Pachtvertrag mit der Familie Schörghuber. Ab diesem Zeitpunkt kaufte er die ausgewachsenen Fische in der Herzoglichen Fischzucht in Kreuth bei Alexander Wiemann.
Doch das Räuchern in seinem Gartenhäuschen wollte Esterl noch selbst erledigen. Aber auch dies schaffte er zuletzt nicht mehr. Seit Mai ruht der Betrieb. Um den Verkauf kümmerte sich seine Frau Elfriede. „Wir hatten den Vorteil, dass wir direkt an der Münchner Straße liegen“, sagt sie, „das ist das A und O bei mindestens 80 Prozent Laufkundschaft“. Sie hätten vorwiegend Saiblinge gezüchtet, „weil der einfach der bessere Fisch ist“, so Elfriede Esterl.
Schörghuber hat neuen Pächter
Als sie vor zwei Jahren die Fischzucht aufgaben, dachten die Esterls, sie würde ihnen „aus den Händen gerissen“ werden. Doch es dauerte fast zwei Jahre, bis sich ein Forellenzüchter aus Reichersbeuern meldete, der 27-jährige Michael Ketelhut. Seit Juni ist er nun neuer Pächter von Schörghubers Fischweihern. Nachdem ihn Stefanie Schörghuber darauf hinweis, dass die Weiher zu pachten wären, schloss Ketelhut mit der Blue Lion GmbH den Pachtvertrag.
Schnell einigte sich der junge Fischzüchter auch mit dem Gastronomen Michael Käfer, wie dessen Geschäftsführer Maximilian Hartberger der Tegernseer Stimme bestätigt.
Wir unterstützen Ketelhut, denn der ist froh, wenn er seine Fische verkaufen kann.
Schon in diesen Tagen gelangen fangfrische Lachsforellen aus Kaltenbrunner Zucht in Käfers Küche. Doch Ketelhuts Zuchtpalette ist umfangreicher. „Ich habe neben Setzlingen ebenso große Fische in den Teichen, Störe und Karpfen“. Auch geräucherte Fische hat Ketelhut auf Bestellung in Reichersbeuren im Angebot.
Kein Interesse an Schörghubers Teichen hatte der Fischer vom Tegernsee, Christoph von Preysing. Seiner Ansicht nach seien die Fischweiher in Kaltenbrunn schwierig zu bearbeiten, „da kommt man nicht gscheit hin“. Er habe diese schon einmal gesehen.
Das ist brutal, da brauchst einen Mann, der nur umeinander springt.
Dafür sei die Menge, die man dort produzieren könne, zu gering. „Für einen Rentner und Liebhaber wie Christian Esterl mag dies ausreichen, nicht aber für jemanden, der dies gewerblich betreiben will“, so Preysing am Wochenende. Doch da wusste er noch nichts von Ketelhut als neuen Konkurrenten.
Dennoch bleiben Preysing und sein Kollege Wiemann in Kreuth vorerst die einzigen Fischermeister, die frisch geräucherte Fische im Tal anbieten. So versichert Preysing: „Es gibt kein Fischerei-Kartell am Tegernsee, keine Monopolstellung“. Der junge Ketelhut könnte dafür sorgen.
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